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Beginn des Zweiten Weltkriegs – 1. September 1939

Matthias von Hellfeld

In den Morgenstunden dieses Tages fallen die ersten Schüsse. Nach deutschen Anfangserfolgen wendet sich 1941 das Blatt: Die Alliierten gewinnen die Oberhand und besiegen 1945 Deutschland.

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Messerschmitt Nazi-Bomber (Foto: AP)
Messerschmitt Nazi-BomberBild: AP
Wahlplakat 1930-32
Wahlplakat 1930-32Bild: picture-alliance / akg-images

Die Abgeordneten tagten seit dem Reichstagsbrand Ende Februar 1933 in der Berliner Krolloper. Sechs Jahre nach der so genannten "Machtergreifung" durch die NSDAP und deren "Führer" Adolf Hitler (1898 – 1945) hatten sie nur noch die Gesetze der Regierung abzunicken. Wirkliche Entscheidungen trafen sie nicht mehr. Alle Abgeordneten gehörten der NSDAP ("Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei") an, die anderen Parteien waren verboten, ihre Funktionäre ermordet, verhaftet, außer Landes getrieben oder anderweitig "ruhig gestellt" worden. An diesem 1. September 1939 herrschte vor Beginn der Sitzung angespannte Ruhe.

Sender Gleiwitz

Adolf Hitler
Adolf HitlerBild: PA/dpa

Hitler betrat gegen 10 Uhr das Rednerpult und behauptete, die polnische Armee hätte "mit regulären Soldaten" deutsches Territorium betreten und das Feuer eröffnet. "Seit 5 Uhr 45" werde nun zurückgeschossen und „Bombe mit Bombe vergolten“. Kaum hatte er dies gesagt, sprangen die Abgeordneten von ihren Stühlen auf und schrieen "Heil Hitler".

Heinrich Himmler und Reinhard Heydrich (Foto: AP)
Heinrich Himmler und Reinhard HeydrichBild: AP

Später wurde ein angeblicher Überfall von polnischen Freischärlern auf den deutschen Sender Gleiwitz in der Nähe der polnischen Grenze als Kriegsgrund angeführt. Bei dem Überfall sei antideutsche Hetze verbreitet und ein Techniker ermordet worden. Der Überfall war aber inszeniert und geschah vermutlich auf einen Befehl des Chefs des Sicherheitsdienstes Reinhard Heydrich (1904 – 1942).

Nürnberger Reichsparteitag
Nürnberger ReichsparteitagBild: picture-alliance / dpa

Während die Begeisterung unter den Abgeordneten groß war, blieb es in der Bevölkerung vergleichsweise ruhig. Für viele war die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg noch zu frisch, als dass sie mit Begeisterung auf die Nachricht vom Überfall auf Polen reagieren konnten,

"Blitzkrieg"

Einsatz von Luftschiffen 1944 (Foto: AP)
Einsatz von Luftschiffen 1944Bild: AP

Anfangs waren ihre Sorgen unberechtigt, denn die deutsche Wehrmacht besiegte Polen nach etwas mehr als sechs Wochen, 1940 folgte die Besetzung Dänemarks und Norwegens. Am 10.Mai 1940 überfielen deutsche Truppen erst die neutralen Staaten Belgien, Niederlande und Luxemburg und anschließend Frankreich. Am 21. Juni 1940 unterzeichneten französische Unterhändler ein Waffenstillstandsabkommen – nach genau sechs Wochen und drei Tagen war der "Blitzkrieg" im Westen beendet und Hitler als "größter Feldherr aller Zeiten" auf dem Höhepunkt seiner Popularität.

Deutsche Wehrmacht in Prag
Deutsche Wehrmacht in PragBild: picture-alliance/dpa

Während 1941 die Eroberung Englands "Luftschlacht um England" scheiterte, nahmen im gleichen Jahr deutsche Truppen den gesamten Balkan ein und setzten sich gemeinsam mit dem italienischen Bündnispartner in Nordafrika fest.

Überfall auf die Sowjetunion

Kriegserklärung Deutschlands an die USA 1941 (Foto: AP)
Kriegserklärung Deutschlands an die USA 1941Bild: AP

Die Wehrmacht und ihre Verbündeten waren scheinbar nicht zu stoppen. Das galt auch für den Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion. Am 22. Juni 1941 startete das "Unternehmen Barbarossa". Bis zum Sommer 1942 rückten die deutschen Truppen unaufhörlich, die Einnahme Moskaus schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Aber der Luftangriff des deutschen Verbündeten Japan auf den US-amerikanischen Marinestützpunkt in Pearl Harbor hatte am 7. Dezember 1941 die militärische Situation grundlegend verändert. Die USA traten als Folge des Angriffs auf Pearl Habor in den Krieg gegen Deutschland ein. Binnen weniger Monate wurde die gesamte amerikanische Wirtschaft auf die Produktion von Kriegsgütern umgestellt.

Allierte landen in Italien (Foto: AP)
Allierte landen in ItalienBild: AP

Neben dieser Stärkung der Alliierten kamen erste militärische Rückschläge. Ende Januar 1943 endete die Schlacht um Stalingrad mit einer vernichtenden Niederlage der deutschen Armee unter General Friedrich Paulus (1890 – 1957). Diese Niederlage markierte die Wende im Zweiten Weltkrieg, denn nun rückten sowjetische Truppen vom Osten und alliierte Streitkräfte auf Deutschland zu. Bis Mitte April 1945 waren sie von allen Seiten an die Stadtgrenzen von Berlin vorgerückt und begannen die deutsche Hauptstadt in Schutt und Asche zu legen. Die deutsche Kapitulation erfolgte am 9. Mai 1945.

Kriegsfolgen

Schlacht um Stalingrad, Soldaten auf dem Weg in die Kriegsgefangenschaft
Schlacht um Stalingrad, Soldaten auf dem Weg in die KriegsgefangenschaftBild: AP

Der Zweite Weltkrieg hat etwa 100 Millionen Menschen in Mitleidenschaft gezogen. 50 Millionen starben auf den Schlachtfeldern zwischen Afrika und der Nordspitze Norwegens oder als "rassisch Verfolgte" in den NS-Vernichtungslagern. Weitere 50 Millionen überlebten den Krieg als Waisen, Obdachlose, Heimatvertriebene oder Kriegsversehrte. Die Menschen in Europa waren von sechs Jahren Krieg traumatisiert, sie standen vor den Trümmern ihrer Städte und Dörfer. Keiner wusste, wie er den nächsten Tag überleben sollte.

Kinder im Konzentrationslager Auschwitz (Foto: AP)
Kinder im Konzentrationslager AuschwitzBild: dpa

Kurz nach dem Ende der Kampfhandlungen wurde der europäische Kontinent aufgeteilt. Im Osten herrschte die Sowjetunion – im Westen die USA. Die "Demarkationslinie" verlief durch Deutschland und Berlin. Der sich bald entwickelnde "kalte Krieg" zwischen den sozialistischen Ländern des Ostblocks und den "freiheitlich – demokratischen Staaten" des Westens fand entlang der Grenzlinie zwischen der "Deutschen Demokratischen Republik" und der "Bundesrepublik Deutschland" statt. Ende August 1961 wurde diese Trennung durch den Bau der Berliner Mauer und eines Stacheldrahtzauns quer durch Deutschland – scheinbar für immer – in Beton gegossen.