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Kinderschänder wieder gefasst

6. August 2013

Nur eine Woche in Freiheit: Nach seiner umstrittenen Begnadigung durch den marokkanischen König ist ein verurteilter Kinderschänder in Spanien festgenommen worden. Der Fall könnte weitreichende Folgen haben.

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Wieder festgenommen: Daniel Fino Galvan (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die spanische Polizei verhaftete den 64-jährigen Daniel Fino Galván (Artikelbild) in der Stadt Murcia im Süden des Landes. Dorthin hatte er sich nach der Begnadigung durch den marokkanischen König vor einer Woche abgesetzt. Mohammed VI. hatte anlässlich seines Thronjubiläums insgesamt mehr als 1000 Häftlinge auf freien Fuß gesetzt, unter ihnen auch 48 spanische Staatsbürger.

Gegen die Freilassung des Pädokriminellen hatte es heftige Proteste und Massendemonstrationen gegeben: Galván musste eine 30-jährige Haftstrafe absitzen, weil er elf Kinder zwischen vier und 15 Jahren missbraucht, seine Taten gefilmt und die Aufnahmen an andere Pädophile verkauft hatte.

Personelle Konsequenzen

Wie es zu der Begnadigung des Kinderschänders kommen konnte, ist weiterhin unklar. König Mohammed betonte, er sei nicht über die schrecklichen Taten Galváns informiert worden. Als erste Konsequenz wurde am Montag der Chef der marokkanischen Gefängnisbehörde wegen "Fahrlässigkeit" des Amtes enthoben.

Alles deutet auf grobe Fehler hin: Wie die staatliche spanische Nachrichtenagentur Efe unter Berufung auf die spanische Regierung enthüllte, hatte Madrid bei den marokkanischen Behörden vor einiger Zeit die Verlegung Galváns nach Spanien beantragt, nicht aber dessen Begnadigung.

König in der Kritik

Die Affäre könnte nach Ansicht von Beobachtern auch für das marokkanische Königshaus gefährlich werden. Nach einer Verfassungsreform vor zwei Jahren gilt der Monarch schon nicht mehr als "Heiliger", wohl aber noch als "unantastbar". Der 49-jährige Mohammed VI. sah sich durch die unerwartet heftigen Proteste seiner Landsleute gegen die Begnadigung des Kinderschänders zu einem Rückzieher genötigt und widerrief die Begnadigung - ein in Marokko einmaliger Vorgang.

Marokkos König Mohammed VI. (Foto: Getty Images)
Unter Druck: Marokkos König Mohammed VI.Bild: Getty Images

Der König hatte 2011 der Demokratisierungsbewegung mit seinen Reformmaßnahmen viel Wind aus den Segeln genommen. Die Monarchie war außerdem bislang trotz der anhaltenden Proteste gegen steigende Lebensmittel- und Benzinpreise nicht infrage gestellt worden. Doch in letzter Zeit gesellten sich zu den wirtschaftlichen Problemen und sozialen Geißeln wie Sextourismus auch Spannungen zwischen dem Königshaus und der islamistisch geprägten Regierung.

Das Schicksal Mohammeds hängt wohl unter anderem auch davon ab, ob Kinderschänder Galván - zumindest in Spanien - wieder hinter Gitter gesteckt werden kann. Die Regierung in Rabat will nun die Auslieferung des früheren Uniprofessors beantragen. Rechtsexperten in Madrid sagten auf Anfrage übereinstimmend, dieser Antrag habe kaum Chancen auf Erfolg, da es sich um einen spanischen Staatsbürger handele. Zudem sei die Situation generell unklar, im Prinzip gelte in Spanien ein Gnadenerlass als unwiderrufbar.

mak/wa (dpa, rtr, afp)