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Bei Putins zu Hause

Stephan Hille7. Juni 2005

Über das Familienleben der Putins dringt so gut wie nichts an die Öffentlichkeit. Vor kurzem aber plauderte die First Lady Russlands erstmals mit der russischen Presse aus dem Nähkästchen.

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Stephan Hille

Spektakuläre Details gab es freilich nicht, dafür aber kann man sich nun vielleicht etwas besser ausmalen, wie das so ist, wenn Wladimir Putin spät abends nach Haus kommt.

Wladimir Putin ist ein Workaholic. Ihren Ehemann sieht Ludmila Putina deshalb nur wenig und selten. Häufig knipst Gatte Wladimir erst gegen 23 Uhr abends seine Schreibtischlampe im Kreml aus. Dann werden wieder Moskaus Straßen abgesperrt. Das Borowitzkij-Tor des Kreml öffnet sich. Im gepanzerten Mercedes Pullman saust Präsident Putin in die 40 Kilometer entfernte Vorortresidenz Nowo-Ogarjowo.

Zuhause erwarten den abgekämpften Heimkehrer ein Glas Kefir, die Labrador-Hündin und Gattin Ljudmila. "Er arbeitet viel zu viel", sagte Ludmila Putina in dem kürzlich veröffentlichten Interview. Wer sich mit ihm unterhalten will, wartet darum am Tisch auf seine Ankunft. Für die Familienmitglieder kein leichtes Schicksal. Immerhin wartet Ludmila auf ihren Ehemann. Manch andere Frau würde vielleicht nur einen Zettel

schreiben, etwa so: "Schatz, ich bin schon mal schlafen gegangen. Der Kefir steht im Kühlschrank." Nicht so die Präsidentengattin.

"Schatz: Wie war dein Tag?"

Viel erfährt sie allerdings nicht vom strengen Arbeitstag ihres Gatten. Wladimir Putin gibt nicht viel von sich preis. Schließlich ist er beim KGB in die Schule gegangen, und gelernt ist gelernt. Ob sie ihn dennoch fragt? Vielleicht: "Schatz, wie war dein Tag"? Und ob er dann vielleicht folgendermaßen antwortet? "Ach, nichts besonderes. Wie immer mit einem Affenzahn ins Büro gebraust. Habe dann erst einmal Fradkow (den Ministerpräsidenten) stramm stehen lassen. Später dann Tschubais (den Chef des staatlichen Strommonopolisten) abgewatscht. Und dann habe ich noch dem Gref (Wirtschaftsminister) eingehämmert, dass er nicht vergessen soll, dass bis 2010 das Bruttoinlandsprodukt um das Doppelte gestiegen sein muss, ich hab das doch versprochen." Unwahrscheinlich, dass ein abendliches Gespräch der Putins so verläuft, aber man darf ja an dieser Stelle mal phantasieren. Immerhin, so erzählte die Präsidentengattin im Interview, frage sie ihn schon gelegentlich nach seinem Arbeitstag.

Dass Wladimir Putin keine Zeit bleibt, sich um Haushalt und Kinder zu kümmern, versteht sich von selbst. Daher führen die Putins eine Ehe mit den althergebrachten Rollen und Aufgabenteilung. Er bringt das Geld nach Hause und sie kümmert sich um die familiären Aufgaben, wobei die beiden Töchter Katja und Mascha mit 19 und 20 Jahren bereits auf eigenen Füßen stehen dürften.

Putins "goldene Regeln" über Frauen

Auch im Privaten scheint Wladimir Putin eher den strengen, autoritären Führungsstil zu bevorzugen. Seine beiden "goldenen Regeln" über Frauen lauten, so sagt es zumindest die Ehegattin: "Ein Frau muss alles im Haushalt übernehmen" und "Man sollte die Frau nicht loben, denn sonst verdirbt man sie." Offenbar hat Frau Putina daher auch aufgegeben, für ihren Ehemann zu kochen. "Es ist sehr schwierig, für ihn zu kochen. Wenn ihm auch nur eine Kleinigkeit nicht gefällt, lässt er das ganze Essen stehen", so die Gattin im Interview. Kein ganz einfaches Leben also für Russlands First

Lady.

Ob sie sich schon auf 2008 freut, wenn die offizielle Amtszeit ihres Mannes abläuft? Was er dann macht, ist schließlich bislang noch offen. Als Antwort gab sich Ludmila Putina rührend selbstlos: "Ich möchte einfach, dass er glücklich ist."