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Beim Barte des Propheten!

Udo Bauer7. Oktober 2002

Die Bush-Regierung bemüht sich, den internationalen Anti-Terrorkampf als nicht gegen "den Islam an sich gerichtet" darzustellen. Die religiöse Rechte seiner republikanischen Partei sieht das offenbar ganz anders.

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Den Reverend Jerry Falwell kennt in Amerika jeder - aus dem Fernsehen, woher sonst. Ein gemütlich wirkender älterer Herr, immer freundlich, Typ hilfsbereiter Nachbar. Falwell ist Fernsehprediger. Mittels eigenem Network erreicht er Millionen Zuschauer landesweit mit seiner biblischen und politischen Message. Ja, er ist beides, Prediger und republikanischer Politiker. Er hatte seine Klientel vor der Präsidentschaftswahl mit Erfolg auf den wiedererweckten Christen George W. Bush eingeschworen.

Mohammed als Beutelschneider?

Jetzt hat er sich ein neues Thema ausgesucht: den Kampf gegen die religiösen Fundamentalisten. Da er selbst als solcher gilt, ist es überflüssig zu erwähnen, dass er damit ausschließlich Moslems meint. Was ist nur falsch gelaufen bei diesen Menschen, die sich selbst und mit ihnen Tausende unschuldige Christenkinder in den Tod schicken, fragte er sich neulich. Und die Antwort war sinngemäß, es liege am falschen Propheten. "Mohammed war ein Terrorist, ein gewaltsamer Mann, ein Mann des Krieges," sprach er einem amerikanischen Fernsehteam in die Kamera. Dies ist nur die jüngste einer ganzen Reihe verbaler Entgleisungen aus der Ecke der religiösen Rechten. Für Falwells Kollegen Pat Robertson ist Mohammed nichts anderes als ein "wilder Fanatiker, ein Räuber und Beutelschneider." Und auch Franklin Graham, der Sohn des bekannten Predigers Billy Graham (Spitzname: "die Windmühle Gottes"), kam kürzlich zu der Erkenntnis, dass "der Koran Gewalt predigt."

Von Kreuzzügen und Kriegen

Die Reverends unter den Republikanern dürfen diese Art von "Verbal-Terrorismus" (O-Ton American Muslim Council) im derzeitigen politischen Klima ungestraft sagen. Sie stehen nicht so unter Beobachtung, wie die Millionen von Moslems im Land, die sich von der Justiz gegängelt fühlen und von der Öffentlichkeit oftmals mitverantwortlich gemacht werden für die Anschläge von New York und Washington.

Nur gut, dass Präsident Bush mittlerweile seine Freudschen Fehlleistungen in dieser Hinsicht im Griff hat. Ganz zu Beginn des Anti-Terrorkampfes, als das Wort noch nicht geprägt war, war ihm einmal gegenüber Journalisten das Wort "crusade" - Kreuzzug - herausgerutscht; er hatte es aber gleich gemerkt und durch das Wort "Krieg" ersetzt. Die Geister, die er damals unbeabsichtigt rief, wird er jetzt nicht mehr los.