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Beistandsgesuch

Daniel Scheschkewitz, Washington DC24. Juni 2003

Der Nachkriegs-Irak ist instabil: Fast täglich werden Angriffe auf US-Streitkräfte gemeldet. Nun starben zum ersten Mal auch britische Soldaten. Die USA drängen unterdessen ihre Verbündeten auf Unterstützung der Truppen.

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Alliierte Soldaten sind im Irak nicht sicherBild: AP

Im Irak wächst der Widerstand gegen die alliierten Besatzungstruppen. Am Dienstag (24. Juni 2003) wurden erstmals seit Kriegsende auch britische Soldaten Ziel eines Angriffs. Bei einem Zwischenfall im Süd-Irak sind nach Angaben der britischen Regierung dabei sechs Soldaten ums Leben gekommen. Zuvor waren nach Angaben des Verteidigungsministeriums bei einem anderen Zwischenfall südlich der Stadt Al-Amarah, 180 Kilometer nördlich von Basra, acht Soldaten verletzt worden.

US-Soldaten sind bereits mehrfach Ziele von Angriffen im Irak gewesen. Die USA drängen nun ihre Verbündeten um Verstärkung der Besatzungstruppen. Derzeit haben die USA 146.000 Soldaten im Irak stationiert - nur 5.000 weniger als auf dem Höhepunkt des Krieges. Das hat seinen Grund: Guerillaartige Übergriffe haben seit der Einnahme Bagdads bereits Dutzende von US-Soldaten das Leben gekostet. In der Regierung von George Bush versucht man die Verluste herunterzuspielen, doch immer mehr Kongressabgeordnete äußern sich besorgt.

Sie fordern Verstärkung für die Besatzungstruppen, so wie der einflussreiche republikanische Senator für Nebraska, Chuck Hagel. "Es gibt im Irak feindliche Kräfte von erheblicher Bedeutung im Untergrund, und es gibt Machtkämpfe zwischen verschiedenen Interessengruppen. Ich glaube nicht, dass wir genug Leute dort haben", gibt er zu bedenken.

Fehlplanung oder "ganz natürlich"?

Hagel kritisiert, dass man sich in der Bush-Regierung nicht ausreichend Gedanken über die Besatzungszeit im Irak gemacht habe. Wenn jetzt GIs in Bagdad den Verkehr kontrollieren müssten, sei das ein Zeichen von Fehlplanung, sagt Hagel. Doch in Regierungskreisen spielt man den Ernst der Lage herunter. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld verglich die Sicherheitslage in Bagdad zuletzt mit der in der US-Hauptstadt: "Wenn Washington DC so groß wäre wie Bagdad, dann hätten wir hier ungefähr 215 Morde pro Monat", spekulierte Rumsfeld. "In einer Stadt mit 5,5 Millionen Einwohnern wird es immer Gewalt geben."

Hilfe der Verbündeten erstrebenswert

Trotzdem bemüht man sich vor allem unter den Alliierten Amerikas um Unterstützung. Nach Auskunft von General Peter Pace vom US-Oberkommando sollen bis zum Herbst zwischen 20.000 und 30.000 friedensstiftende Kräfte befreundeter Staaten die US-Truppen im Irak verstärken. Demnach sollen neben der amerikanischen Besatzungsmacht zwei bis drei internationale Divisionen mit jeweils 10.000 bis 14.000 Mann den Irak kontrollieren.

Eine Division würde von Großbritannien geleitet - in ihr sollen auch dänische und niederländische Truppen ihren Dienst versehen. In einer von Polen befehligten Division würden neben den 2000 polnischen Soldaten Streitkräfte aus der Ukraine, aus Spanien, Honduras und El Salvador im Irak stationiert sein. Nach Auskunft des stellvertretenden US-Verteidigungsministers Paul Wolfowitz ist auch die Türkei stark an einem friedenssichernden Einsatz interessiert. Darüber dürfte man in Washington Genugtuung empfinden, schließlich gehörte die Türkei zu den Ländern, die sich den USA im Irak-Konflikt lange verweigert hatten.