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Beitrag zur Optimierung des NATO-Potenzials?

23. Mai 2002

- Tschechien will sich mit ABC-Waffen-Übungsplatz als NATO-Land profilieren

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Prag, 22.5.2002, RADIO PRAG, deutsch, Lothar Martin

Die Tschechische Republik ist ein relativ kleines Land. Das hält sie jedoch bisher nicht davon ab, als eines von 19 NATO-Staaten vor allem militärisch Flagge zu zeigen. Tschechische Soldaten kamen und kommen seit Beginn der 90er Jahre bei den verschiedensten UN-Missionen auf dem Balkan zum Einsatz, ABC-Waffen-Spezialisten sind in Kuwait vor Ort, Militärmediziner versorgen die Internationale Schutztruppe in Afghanistan. Doch bei all diesen Einsätzen will es das "Herzland Europas" offensichtlich nicht belassen, wie am Mittwoch (22.5.) bekannt wurde. (...)

Die hiesige Generalität hat den Verantwortlichen in der Brüsseler NATO-Zentrale nämlich angeboten, dass auf tschechischem Territorium (im mährischen Brezina) militärische Übungen mit giftigen und radioaktiven Stoffen durchgeführt werden könnten. (...)

Wir wollten daher vom Sprecher der Tschechischen Armee, Milan Repka, wissen, was gerade die hiesige Generalität dazu veranlasst hat, für die NATO-Bündnispartner diesen zweiten ABC-Waffen-Übungsplatz mitten im dichtbevölkerten Europa anzubieten. Dazu Repka:

"Die Tschechische Republik ist schon lange Zeit bekannt dafür, dass sie die besten Spezialisten und Experten auf dem Gebiet der Abwehr von chemischen und bakteriologischen Waffen hat. Da immer wieder die Rede davon ist, dass jedes NATO-Mitglied seine besonderen Fähigkeiten in das Bündnis einfließen lassen soll, hat sich die Tschechische Republik dazu entschlossen, ihre Erfahrungen bei Bewaffnung und Ausbildung auf dem Sektor der ABC-Waffen-Bekämpfung an seine Partner weiter zu vermitteln. Dazu bieten wir unsere Möglichkeiten auf dem Truppen-Übungsplatz Brezina an. Dieses Angebot sehen wir als unseren wichtigen Beitrag zur Optimierung des Potenzials der Allianz an."

Die Befürchtungen, dass mit dem Gebrauch von B- und C-Waffen mitten in Europa die hier lebende Bevölkerung und auch die Soldaten selbst gefährdet werden könnten, schränkte Repka ein:

"Sofern wir über den Einsatz dieser Kampfstoffe sprechen, so werden bei den Übungen nur äußerst geringe Mengen verwendet. Auf gar keinen Fall werden lebensbedrohliche Mengen dieser Kampfstoffe zum Einsatz kommen."

Ob diese Erklärung von der dem Übungsplatz umliegenden Bevölkerung akzeptiert und als ausreichend angesehen wird, bleibt abzuwarten. Den NATO-Bündnisstaaten scheint dieses Angebot hingegen sehr gelegen zu sein. Für Juli haben sich nämlich laut Aussage von Oberst Vladimir Palan, der dem Generalstab der Tschechischen Armee angehört, bereits Spezialisten des Österreichischen Bundesheeres für einige Übungseinheiten in Brezina angekündigt. (ykk)