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Ben Pastor: Der Tod der Äbtissin

Wim Abbink3. September 2006

Krakau, 1939: Hinter den Mauern eines Klosters ereignet sich ein kaltblütiger Mord. Sowohl für den Vatikan als auch für den deutschen Besatzer ist der Fall von größter Brisanz.

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Die ermordete Äbtissin stand im Volk wegen ihrer prophetischen Fähigkeiten nämlich im Ruf einer Heiligkeit stand. Der junge Wehrmachtsoffizier, Hauptmann Martin Bora, wird mit der Aufklärung des Verbrechens beauftragt. Und auch Pater Malecki, im Auftrag des Vatikans im Kloster, versucht herauszufinden, was hinter dem Mord an der Nonne steckt.

Buchcover: Ben Pastor - Der Tod der Äbtissin

Madonnenstatue mit Pistolen

Die Äbtissin hatte ihren Tod vorausgesagt: Gott werde sie durch ihren Namen rufen, hatte sie erklärt. Bora versucht zunächst, hier die Hintergründe für den Mord zu finden. Aber trotz intensiver Suche in Wörterbüchern und in der Bibel kommt er nicht ans Ziel. Die Obduktion ergibt, dass die Klostervorsteherin mit einer polnischen Pistole aus nächster Nähe erschossen wurde. Die Nonnen haben alle ein halbwegs hieb- und stichfestes Alibi. Pater Malecki war zur Tatzeit nicht im Kloster. Niemand kann sich vorstellen, wer der Täter sein könnte.

In mühsamen Verhören mit den Nonnen findet Bora schließlich heraus, dass die Äbtissin nicht nur geliebt wurde, dass es schwierig war, mit ihr zurecht zu kommen. Und im Kloster ging es auch nicht nur göttlich zu: Eine Schwester muss aus dem hohlen Sockel einer Madonnenstatue fünf polnische Armeepistolen herausrücken. Bei den Ermittlungen raufen sich Bora und Pater Malecki zusammen gegen ihre jeweiligen Obrigkeiten. In seiner Umgebung findet Bora nämlich keine Unterstützung.

Mystisch, beklemmend und unheimlich spannend

Der Mord an der Äbtissin ist quasi der Kernpunkt dieses Buches. Den Rahmen bildet der deutsche Besatzungs-Alltag in Polen, tagebuchartig und anhand verschiedener Hauptfiguren beschrieben: Bora, der Intellektuelle, der Grübler, der Gerechtigkeit und Gesetze verteidigt, der seine Frau vermisst. Sein Wohngenosse Retz, ein eingebildeter Schürzenjäger. Und der Kommandeur, der pausenlos daran denkt, ob auch genug deutsche Söhne gezeugt werden. Und schließlich die Kirche, verkörpert durch den Erzbischof, der sich an den Problemen möglichst vorbei schlängelt, und durch Pater Malecki, der dem Mord wirklich auf die Spur kommen will.

Ben Pastor
Die italienisch-amerikanische Schriftstellerin Ben Pastor, alias Maria Verbena Volpi, alias Verbena Volpi PastorBild: B. Pastor

Die Autorin schildert die Begebenheiten sehr realistisch und erliegt nicht der Versuchung, ein unglaubwürdiges Happy End herbei zu schreiben. Pastor legt einen aufregenden Krimi vor und beschreibt ebenso spannend ein Stück Besatzungs-Geschichte.


Ben Pastor
Der Tod der Äbtissin
Piper, 2006
ISBN 3-492-27116-2
EUR 14,00