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Benedikt sucht den Maulwurf im Kirchenstaat

17. März 2012

"Vatileaks" in Rom: Vertrauliche Vatikan-Dokumente sind an italienische Medien weitergereicht worden. Nun hat der Papst umfangreiche Ermittlungen angeordnet, denn dem Kirchenstaat ist die Affäre äußerst unangenehm.

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Papst Benedikt XVI mit Kardinälen in Vatikan (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Eine von Papst Benedikt XVI eingesetzte Kommission solle "Licht in die ganze Angelegenheit bringen", berichtet die offizielle Vatikan-Zeitung "L'Osservatore Romano". Das Kirchenoberhaupt habe Nachforschungen auf allen Ebenen des Heiligen Stuhls eingeleitet. Die strafrechtlichen Ermittlungen leite der Generalstaatsanwalt des Vatikanstaates, Nicola Picardi. Auf Verwaltungsebene führe das vatikanische Staatssekretariat, die "Regierung" des Kirchenstaates, die Untersuchungen.

In den vergangenen Monaten waren aus dem Vatikan immer wieder vertrauliche Dokumente an die Medien durchgesickert. So wurden interne Informationen über die Wirtschaftsführung des Vatikanstaats, die Aktivitäten der Vatikanbank IOR und ein angebliches Mordkomplott gegen den Papst bekannt.

"Vatileaks" im Kirchenstaat

Zudem ging es auch um Korruptionsvorwürfe, bei denen meist die Vatikanbank und Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone im Fokus standen. Bertone ist im Vatikan die Nummer zwei hinter dem Papst. Der italienischen Presse war aus dem Umfeld des Kirchenstaates vorgeworfen worden, eine Kampagne gegen die Vatikan-Führung und insbesondere gegen Bertone zu führen.

Seitdem Vatikansprecher Federico Lombardi in Anspielung auf die Enthüllungsplattform Wikileaks undichte Stellen auch im Kirchenstaat eingeräumt hatte, wird die Affäre "Vatileaks" genannt. Italienische Medien hatten über einen Machtkampf innerhalb der Spitze der Römischen Kurie spekuliert.

Karrierestreben und Intrigen?

Benedikt XVI. sei "betroffen" über die Vorfälle, zugleich aber zuversichtlich, sagte der vatikanische "Innenminister", Erzbischof Angelo Becciu, dem "Osservatore Romano". Trotz des Schmerzes, die ihm diese Angelegenheit bereite, habe der Papst alle ermutigt, nach vorn zu schauen. Becciu warf den Verantwortlichen "Mangel an Loyalität", "Treuebruch" und "gemeine Feigheit" vor. Sie hätten ihre privilegierte Stellung ausgenutzt, um Dokumente publik zu machen, deren "Vertraulichkeit zu respektieren sie verpflichtet waren".

Dadurch sei in der Öffentlichkeit ein Bild der Römischen Kurie entstanden, das nicht der Realität entspreche. Die Leitungs- und Verwaltungsorgane des Heiligen Stuhls würden als Schauplatz "von Karrierestreben und Komplotten" dargestellt. In Wirklichkeit sei sie jedoch "meilenweit von derartigen Stereotypen entfernt".

nm/rb (dpa, afp, kna)