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Bereit für die Hitzeschlacht!

Peter Wozny20. Juni 2014

Die klimatischen Bedingungen sind das große Thema dieser WM. Aber ist Sport in der brasilianischen Hitze wirklich so schlimm? Ich ziehe die Laufschuhe an und probiere es aus. Kann ich 90 Minuten das Tempo halten?

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DW-Reporter Peter Wozny beim Joggen am Strand von Santo André in Brasilien (Foto: DW)
Bild: DW

Punkt 13 Uhr am Strand von Santo André, 34 Grad im Schatten, wobei es hier keinen Schatten gibt, eben wie im Stadion. Die Luftfeuchtigkeit liegt bei 80 Prozent. Mein Rasen ist aus Sand und deshalb ist das Laufen hier anstrengender als in einer WM-Arena. Mittleres Tempo, kein Mensch weit und breit. Und auch die vielen Straßenhunde chillen lieber im Schatten. Normalerweise laufe ich hier jeden Morgen. Und dabei treffe ich immer eine Menge Kollegen. Vor dem Frühstück ein paar Kilometer zu joggen, scheint bei den deutschen Sportjournalisten einfach dazuzugehören. Da macht uns auch keiner was vor, da sind wir schon Weltmeister. Doch wenn die Sonne am höchsten steht, traut sich offenbar keiner raus. Eigentlich sehr vernünftig.

DW-WM-Reporter Peter Wozny (Foto: Joscha Weber/DW)
DW-Reporter Peter WoznyBild: DW/J. Weber

Das Laufen fällt mir leichter als erwartet, trotz der Hitze. Auch die Luftfeuchtigkeit bereitet kaum Probleme. Doch meine Augen brennen - Schweiß und Sonnencreme, eine üble Mischung. Nach 26 Minuten holt das Meer zu einer üblen Grätsche aus: Eine Welle erfasst meine Füße, die Schuhe saugen sich voll Wasser, ich sinke bei jedem Schritt einige Zentimeter in den Sand. Ich wechsle vom Strand auf die nahe gelegene Straße, linke Außenbahn. Aber schon nach wenigen Metern werde ich gestoppt: Drei Soldaten mit Maschinengewehren im Anschlag schauen so böse sie können. Der vierte Offizielle erklärt mir, dass ich umdrehen muss. Ich bin nämlich direkt vor dem Campo Bahia, dem Quartier der deutschen Mannschaft, also quasi im Fünf-Meter-Raum. Gestern haben dieselben Soldaten hier noch freundlich gegrüßt und mich passieren lassen.

Kein Pausentee

Zurück zum Strand. Nach zwei Kilometern nähere ich mich dem Trainingsplatz der deutschen Mannschaft. Der Bundestrainer hält hier ein Geheimtraining ab. Ebenfalls zur Mittagszeit, damit sich die Spieler an die Hitze gewöhnen. Ich bin jetzt genau 45 Minuten unterwegs, Halbzeit. Noch macht mir die Hitze nichts aus. Die Augen brennen auch nicht mehr. Meine Pulsuhr bestätigt: Alles im grünen Bereich was Tempo und Herzfrequenz angeht. Was trainiert die Nationalmannschaft wohl gerade? Noch gut einhundert Meter bis zum Trainingsplatz. Plötzlich stehe ich vor einer grünen Grenze. Ist die natürlich gewachsen oder künstlich angelegt im Auftrag des DFB? Ich kämpfe mich noch ein wenig durchs Dickicht, aber gebe schnell auf. Hier soll es Schlangen geben.

Auf dem Weg zurück hat das Meer den Strand erobert. Es ist Flut. Irgendwann laufe ich knietief durchs Wasser. Aber zur Straße komme ich nicht, die liegt irgendwo hinter dichten Mangrovenwäldern. Endlich treffe ich auf Menschen. Zwei brasilianische Fischer, Gil und Carledne, beide im besten Fußballeralter. Doch Gil ist übergewichtig und Carledne raucht. Ich erkläre ihnen meinen Selbstversuch, die beiden Brasilianer winken ab. Und ihr wollt Weltmeister werden? Vergesst euren Heimvorteil, nur die Fitness zählt bei dieser WM! Die letzten 20 Minuten werden ein Kampf. Das Wasser, der tiefe Sand und tatsächlich: Die Hitze verursacht jetzt leichte Kopfschmerzen und die feuchte Luft lässt sich deutlich schwerer atmen. Ich komme nur noch langsam voran, es gibt zehn Minuten Nachspielzeit. Aber ich schaffe auch die. 14 Kilometer zeigt meine Pulsuhr – die durchschnittliche Laufleistung der WM-Spieler liegt über 90 Minuten bei etwa zehn Kilometern. Jetzt muss ich das ganze noch einmal mit einem Ball am Fuß wiederholen und ich wäre WM-reif!