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Berlin zieht Botschaftspersonal aus dem Sudan ab

16. September 2012

Nach dem Angriff radikaler Muslime auf die deutsche Botschaft im Sudan hat die Bundesregierung das Personal ausgedünnt und Reisehinweise für das Land verschärft. Außerdem wurden zusätzliche Sicherheitskräfte entsandt.

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Angriff auf deutsche Botschaft in Khartum im Sudan (Foto: afp)
Bild: AFP/Getty Images

Die Ausschreitungen in der sudanesischen Hauptstadt Khartum sind abgeebbt, doch die Lage im Sudan ist weiterhin angespannt. Deshalb hat Deutschland einen Teil seiner Diplomaten abgezogen. Das Auswärtige Amt teilte mit, es seien weitere Sicherheitskräfte nach Khartum geschickt worden, um die Botschaft zu schützen. Auch die Reisehinweise hat das Amt verschärft: Touristen sollten besonders vorsichtig sein und den Bereich um die Botschaft meiden. Die ist zurzeit geschlossen.

Warum ein Angriff auf eine deutsche Botschaft?

Am Freitag hatten Demonstranten das Gebäude gestürmt und in Brand gesetzt. Auslöser war offenbar nicht das Video aus den USA, das den Propheten Mohammed verunglimpft. Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet, der Angriff auf die deutsche Botschaft könnte ein Racheakt dafür gewesen sein, dass die rechtspopulistische Splitterpartei Pro Deutschland vor Kurzem in Berlin vor drei muslimischen Gotteshäusern Mohammed-Karikaturen in die Höhe gehalten hat. Bereits beim Freitagsgebet Anfang September hätten radikale Prediger in Khartum auf die Demonstration der rechtspopulistischen Splitterpartei hingewiesen, schreibt das Blatt.

USA ergreifen Schutzmaßnahmen

Auch die USA haben auf die antiamerikanischen Proteste im Sudan und in Tunesien reagiert. Sie zogen diejenigen Diplomaten ab, die dort nicht dringend benötigt werden. Ihre Familien sollten die Länder ebenfalls verlassen, hieß es aus dem US-Außenministerium.

Zum Schutz der Diplomaten hatten die USA Einheiten der US-Marineinfanterie in den Sudan geschickt - doch die Regierung des Landes will die Soldaten nicht einreisen lassen. Die Mission wurde daraufhin ausgesetzt.

Proteste gehen weiter

US-Präsident Barack Obama rechnet nicht damit, dass sich die Lage im Nahen Osten schnell beruhigt. Laut einem Bericht der "New York Times" geht das Weiße Haus davon aus, dass die gewaltsamen Proteste zu einer "anhaltenden Krise mit unvorhersehbaren diplomatischen und politischen Konsequenzen" führen könnten. Eine Folge könnte sein, dass die USA ihre diplomatische Präsenz in der Region vermindern.

In mehreren Ländern gingen die Protestaktionen gegen den umstrittenen Film auch am Sonntag weiter. In der pakistanischen Stadt Hyderabad wurde nach Polizeiangaben mindestens ein Mensch bei Ausschreitungen am Rande einer Demonstration getötet. Mehrere wurden verletzt. Auch in der pakistanischen Hafenstadt Karachi demonstrierten mehrere hundert Menschen vor dem US-Konsulat. Dabei kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei, die Protestierer mit Tränengas und Wasserwerfern hinderte, in das Gebäude einzudringen. In der östlichen Stadt Lahore gab es nach Angaben der örtlichen Polizei eine friedliche Demonstration mit 6000 Teilnehmern. Kundgebungen wurden auch aus Quetta, Multan und Muzaffarabad gemeldet. In der afghanischen Hauptstadt Kabul gingen Hunderte Studenten auf die Straße und riefen antiamerikanische Parolen.

Protestwelle wegen Mohammed-Film hält an

Auch in mehreren westlichen Städten gab es Demonstrationen. In London versammelten sich am Sonntag etwa 300 Menschen vor der US-Botschaft und schwenkten Plakate mit der Aufschrift "Tod den USA". In Sydney setzte die Polizei am Samstag Tränengas gegen Hunderte Muslime ein, die zum US-Konsulat ziehen wollten. Es hat offenbar auch Verletzte gegeben, wie der Fernsehsender ABC berichtete. Teilnehmer trugen Dschihad-Fahnen sowie Transparente mit der Aufschrift "Enthauptet all jene, die den Propheten beleidigen". Und in Paris wollten Demonstranten an einer nicht angemeldeten Kundgebung teilnehmen. Die Polizei nahm etwa 100 Menschen fest.

Festnahmen nach Angriff auf US-Botschaft in Libyen

Auslöser für die Unruhen war ein Video aus den USA, das den Propheten Mohammed beleidigt. Den mutmaßlichen Drahtzieher des Videos haben die US-Behörden inzwischen befragt. Er soll ein verurteilter Bankbetrüger sein. Wegen seiner kriminellen Vergangenheit sei dem Mann auch für fünf Jahre der Zugang zum Internet verboten worden.

Aus Wut über diesen Film hatten aufgebrachte Muslime am Dienstag das US-Konsulat im libyschen Bengasi überfallen und den amerikanischen Botschafter und drei Mitarbeiter sowie mehrere Sicherheitsleute getötet. Libyens Präsident Mohammed Magarief sagte dem US-Fernsehsender CBS, über 50 Personen seien im Zusammenhang mit dem Angriff festgenommen worden.

cd/gri (afp, dpa, rtr, dapd)