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Polen helfen Zentralafrikanischer Republik

Aureliusz Marek Pedziwol 12. März 2014

Auf unkonventionelle Art und Weise sammeln polnischen Kapuziner in ihrer Heimat Geld, um Menschen in Zentralafrika zu helfen. Das Gute daran: Ihr Engagement für den schwarzen Kontinent steckt andere Polen an.

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Afrika-Berliner für die Kinder in der Zentralafrikanischen Republik
Bild: Aureliusz M. Pędziwol

Der polnische Pater Benedykt Pączka (sprich: pontschka) lebt und arbeitet in der von religiösen Kämpfen geplagten Zentralafrikanischen Republik - derzeit in Ngaoundaye. Das liegt unweit des Dreiländerecks zu den Grenzen des Tschad und Kameruns, im Nordwesten des Landes. "Nach Tschad haben wir sieben Kilometer, nach Kamerun etwa zwanzig", präzisiert Pater Pączka, ein Kapuzinermönch. Die Kapuziner gehören zur Familie der Franziskanerorden und haben in Polen immer wieder unkonventionelle Einfälle und zugleich Sinn für Humor beim Sammeln von Gelder für ihre Arbeit. So überredeten sie zu Jahresbeginn die Besitzer von 43 Kaffeehäusern in sechs polnischen Städten, sich an einer Aktion unter dem Motto "Cappuccino für Afrika" zu beteiligen. Am ersten Wochenende dieses Jahres verzichteten diese Wirte auf den gesamten Erlös aus dem Verkauf des geschäumten Kaffees. So kamen 33 704 Zloty – rund 8 000 Euro – Kindern in Zentralafrika zugute.

Zentralafrikanische Republik Bangui 11.1.14
Angst vor Gewehrschüssen - Fliehende Menschen in Bangui, Hauptstadt der Zentralafrikanischen RepublikBild: E.Feferberg/AFP/GettyImages

Süßes zu Geld machen

Danach wandte sich der Priester wieder an seine Landsleute: "Wyślij pączka do Afryki!", lautete diesmal seine Aufforderung: "Schicke Pączka (sprich: pontschka) nach Afrika!" Pączka ist eine Art Berliner, ein brauner, mit Konfitüre oder Pudding gefüllter Ballen aus süßem Hefeteig. In Deutschland werden Berliner gern am Rosenmontag und am Faschingsdienstag verzehrt. In Polen isst man dieses Gebäck ein bisschen früher, am sogenannten "fetten Donnerstag", also sechs Tage vor dem Aschermittwoch. Diesmal hatten die Polen die Chance, den süßen Berliner-Genuss mit einer guten Tat verbinden. "Willst du keinen großen Bauch haben, kauf einen Afrika-Berliner. Dann wird dir ein großes Herz wachsen", ermunterten die Kapuziner die Besucher ihrer Website.

Hilfe durch Afrika-Berliner

Der Aufruf hat Widerhall gefunden. Den Afrika-Berliner gab es an diesem "fetten Donnerstag" in 30 Konditoreien und Bäckereien sowie in mehr als 100 Schulen in ganz Polen. Und wer ausschließlich sein Herz und nicht den Bauch wachsen lassen wollte, konnte einen fett- und kalorienfreien, virtuellen E-Berliner im Internet kaufen – also einfach Geld spenden.

Der gesamte Ertrag soll anschließend in der zum Teil verwüsteten Zentralafrikanische Republik investiert werden. "Wenn es uns gelingt, 200.000 Zloty zu sammeln, werden wir 600 Familien helfen können, deren Häuser zerstört worden sind", meinte Pater Pączka vor der Aktion. "Das heißt, wir werden imstande sein, Türen und Fenster für beschädigte Häuser zu machen." Knapp zwei Wochen danach waren mehr als 290.000 Zloty (rund 73 000 Euro) auf dem entsprechenden Konto der Stiftung Kapuziner und Missionen. Das ist für polnische Verhältnisse ein Riesenerfolg.

Ansteckende Wirkung

In der Technischen Schule ZST in Cieszyn (deutsch: Teschen), einer geteilten Stadt an der polnisch-tschechischen Grenze, wurden die Berliner an diesem "fetten Donnerstag" schon ab der ersten Pause verkauft. Die Schüler haben sie zwar nicht selber gebacken, sondern in einer Konditorei gekauft. Dennoch steckte in jedem Berliner eine Idee - ein Fähnchen mit dem Foto eines afrikanischen Kindes. "Sie kosteten einen Zloty und werden für zwei Zloty angeboten", sagt Izabella, die die Kuchen verkauft. Von jedem Berliner wird also die Hälfte – knapp 25 Euro-Cent – nach Afrika geschickt. Mit einem Zloty kann ein Kind einen Tag lang ernährt werden – so die Kapuziner auf ihrer Website tamtamitu.kapucyni.pl, auf der sie für ihre Afrika-Berliner warben. "Man darf aber auch mehr geben", lächelte Klaudiusz, der seine Mitschüler lautstark zum Kauf anspornte.

Zentralafrikanische Republik Bangui 11.1.14
Berliner-Runde - Pater Pączka mit Kindern in NagaoundayeBild: Benedykt Paczka

240 Zloty für Afrika sind am Ende in Cieszyn zusammengekommen. Die Schüler bekamen an diesem Tag fast beiläufig einen besonderen Afrika-Unterricht von Schwester Izabela aus dem Orden der Dienstmägde der Mutter des Guten Hirten. Sie war von Januar 2011 bis März 2013 auf der Mission in Ngaoundaye und verließ das Land nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs. "Ich habe die Furcht in den Augen dieser Menschen gesehen, nachdem uns die Kriegsnachrichten erreicht haben", erzählt Schwester Izabela im Gespräch mit der Deutschen Welle.

Schwester Izabela mit Bibel auf Sango
Schwester IzabelaBild: Aureliusz M. Pędziwol

Zentralafrika rückt näher

Die Berliner-Aktion des Paters Pączka gab es jetzt schon zum zweiten Mal. Die erste, sehr bescheidene, fand vor einem Jahr statt. Damals kannte ihn ja kaum jemand. Das hat sich in den letzten Wochen geändert, nachdem die Seleka-Rebellen die Mission in Ngaoundaye überfallen haben. Das Außenministerium in Warschau hatte zuvor die Kapuziner aufgefordert, wegen der drohenden Gefahr in die Heimat zurückzukehren. Doch die Mönche lehnten das Angebot ab. Sie würden vor Ort benötigt und nicht in Polen – wiederholte Pater Pączka immer wieder. Die polnischen Medien berichteten ausführlich darüber.

Afrika-Berliner Aktion für Zentralafrika
Den Geschmack der Schüler in Cieszyn getroffenBild: Aureliusz M. Pedziwol

Das Engagement des Paters und seiner Ordensbrüder hat Zentralafrika stärker ins Bewusstsein der Polen gerückt. Das Leiden auf dem fernen Kontinent bekam plötzlich konkrete Gestalt. "Diese Initiative sensibilisiert viele junge Menschen für die Bedürfnisse Afrikas", betont Schwester Izabela. Die Afrika-Berliner waren deshalb doppelt erfolgreich. Jetzt hoffen die kreativen Kapuziner-Mönche auch auf Spenden aus Deutschland. Sie haben einen Spendenaufruf auf Deutsch über soziale Netzwerke verbreiten lassen. Dabei, so Pater Pączka, können sie auf die Unterstützung ihrer deutschen Mitbrüder zählen.