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Berliner Kunst - frisch, energisch, qualitätsvoll?

Silke Bartlick1. Oktober 2005

Die große Berliner Kunstmesse Art Forum versucht, sich im Kunstmessenherbst gegen die anderen großen Kunst-Events wie die Art Basel oder die Art Cologne zu behaupten. Was hat Berlin besonderes zu bieten?

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Aufbau des Kunstwerkes von Gerwald RockenschaubBild: ArtForum

Das Art Forum Berlin feiert seinen 10. Geburtstag und triumphiert damit über zahlreiche Kritiker. Denn dass sich eine internationale Kunstmesse ausgerechnet in der mit Geld nicht eben gesegneten deutschen Hauptstadt erfolgreich positionieren könnte, wagte die Kunstbranche 1996 keineswegs einstimmig zu prophezeien. Initiatoren waren seinerzeit ein knappes Dutzend renommierter deutscher Galeristen, die sowohl die Eröffnung des Hamburger Bahnhofs, des Berliner Museums für Gegenwartskunst, als auch der augenfällige Umbruch der Stadt seit der Wiedervereinigung angespornt hatte. Trotz mancher Stolpersteine und kräftigen Gegenwinds haben sie ihr Projekt schließlich etabliert.

BdT: ArtForum 2005 in Berlin
ArtForum 2005 TEMPORARY IMPORT Künstler Glen RubsamenBild: ArtForum

In diesem Jahr wirbt die Messe mit dem Slogan "Von Berlin in die Welt - frisch, energisch, qualitätsvoll - die besten Künstler und ihre Galerien aus Berlin, Deutschland, Europa, den USA, Lateinamerika, Asien und Australien." Für Sabrina van der Ley, seit fünf Jahren künstlerische Leiterin des Art Forums, genießt die Messe den Ruf, hochwertige internationale junge Kunst zu zeigen. Zudem habe sie dazu beigetragen, dass sich die Position der Gegenwartskunst in Berlin gefestigt hat: "Wir haben uns komplett konzentriert auf die Gegenwartskunst, aus dem Grunde, weil Berlin eine internationale Künstlerwerkstatt geworden ist. Und das zieht die Leute an, weil sie wissen, das ist nicht einfach eine Messe, die irgendwo wie ein Ufo hingefallen ist, sondern die eingebettet ist in einer extrem lebendigen Szene mit Künstlern aus aller Welt."

Mut als Standortfaktor

Die Leute, die die lebendige Szene mit Künstlern und zahlreichen Ausstellungen im Umfeld des Art Forum mal eben mitnehmen, sind die Mitarbeiter der 129 ausgewählten Galerien aus insgesamt 25 Ländern sowie ein kunstinteressiertes Publikum und natürlich die Sammler: "Es ist mittlerweile ganz klar, dass Berlin sein Alleinstellungsmerkmal gefunden hat als Entdeckermesse. Dass man hier wirklich Positionen zum ersten Mal zeigt, die man am internationalen Markt plazieren möchte." Auch bei den großen Galerien wie Ropac, Helga de Alvear oder Haunch of Venison aus London sei das sichtbar. Sie würden sich für Berlin trauen, jüngere Positionen und noch unbekanntere Positionen mitzubringen, "die sie eben hier relativ risikolos zum ersten Mal zeigen können und meistens auch sofort sehr, sehr neugierige Käufer dafür finden".

ArtForum 2005 in Berlin
Marcel Bühler installiert sein Kunstwerk "Revolutionsbedarf"Bild: ArtForum

Thaddaeus Ropac etwa präsentiert auf dem diesjährigen Art Forum vergänglich anmutende Zeichnungen und Aquarelle von Paul. P. sowie Fotografien des Goya-Verfremders Yasumasa Morimura. Bei Michael Andersen aus Kopenhagen steht der phantastische Realismus im Vordergrund. Die Koje der Galerie "Elbaz" aus Paris dominiert die Installation "Bundesberg" des ungarischen Künstlers Antal Lakner, die aus dem Müll Berlins besteht. Die Dresdener Galerie "baer" überrascht mit einer gewaltigen Holzschnittinstallation von Jan Brokof.

Viel Bonbonfarbenes

Der Weg durch die hohen, großzügigen Hallen unter dem Funkturm erweist sich als ein Parcour der Überraschungen, Entdeckungen sowie erstaunlicher Korrespondenzen. Denn immer wieder ziehen bonbonfarbene Arbeiten den Blick auf sich, die mit dem Kitsch spielen oder wie von Kinderhand gemalt scheinen. Und immer wieder verwischen die Grenzen zwischen Malerei und Fotografie, durch Übermalungen oder zu Bildern arrangierten Fotos.

Mit neun beziehungsweise jeweils acht Galerien sind die skandinavischen Länder, die Niederlande und die USA auf diesem 10. Art Forum die stärksten ausländischen Vertretungen. Fünf Häuser aus Osteuropa präsentieren dessen lebendige Kunstszene, aber auch Australien, Südamerika, Israel, Großbritannien und andere europäische Länder sind vertreten. Deutschland bietet mit über 60 Galerien das breiteste Spektrum, die Stärke und Vielfalt der Berliner Szene sollen allein 37 Teilnehmer spiegeln. Berlin, heißt es auf dem Art Forum, ist die europäische Kunstmetropole.