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Bertelsmann ist wieder auf Wachstumskurs

23. März 2010

Nach einem starken Einbruch in Folge von Weltrezession ist Europas führender Medienkonzern Bertelsmann wieder auf Wachstumskurs. Bereits in der zweiten Jahreshälfte von 2009 haben die Geschäfte weltweit wieder angezogen.

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Ein Schild markiert das Hauptgebaeude des Medienkonzerns Bertelsmann (Foto: AP)
Bertelsmann schließt 2009 mit Minigewinn abBild: AP

Nach langen Jahren kontinuierlichen Wachstums ist der Umsatz des Medienkonzerns Bertelsmann im vergangenen Jahr um knapp eine Milliarde Euro auf 15,4 Milliarden Euro gesunken. Dabei blieb unterm Strich ein Minigewinn von lediglich 35 Millionen Euro. Aber seit dem letzten Herbst geht es mit den Geschäften wieder aufwärts - und zwar mit zunehmender Stärke. Vorstandschef Hartmut Ostrowski will wieder Gas geben. Die Gelegenheit dafür ist günstig, denn Bertelsmann ist trotz der Umsatzdelle und des Gewinneinbruchs immer noch vergleichweise gut durch die Krise gekommen. Der Konzern hat ein Kosten- und Effizienzprogramm gestemmt, das bei weiterer Konjunkturerholung zu einer deutlichen Gewinnsteigerung führen soll.

Hinzu kommt, dass sich der Medienriese besser als die Konkurrenz auf die neuen Herausforderungen durch die Digitalisierung vorbereitet hat. Nach Darstellung von Vorstandschef Ostrowski ist das Unternehmen aktiv dabei, die durch die digitalen Alleskönner wie Apples iPad entstehenden Marktchancen zu nutzen. Die große Chance besteht im Vergleich zu anderen Medienunternehmen darin, dass Bertelsmann nicht nur über Inhalte verfügt, sondern mit seiner Dienstleistungstochter Arvato längst digitale Dienstleistungen anbietet.

Vorreiter der elektronischen Bücher

Die Bertelsmann-Buchsparte Random House zählt weltweit zu den Vorreitern der Digitalisierung von literarischen Angeboten. Zwar haben die elektronischen Bücher bislang nur einen Anteil von drei Prozent am weltweiten Buchabsatz, doch sind die E-Books derzeit der am schnellsten wachsende Bereich in der Medienbranche. Die Zuwachsraten liegen bei mehreren hundert Prozent jährlich. Bertelsmann sieht sich dabei hervorragend aufgestellt. Zum Beispiel in Deutschland stammen rund 50 Prozent aller verfügbaren E-Books aus den Bertelsmann-Verlagen. Bertelsmann sieht sich im Vergleich zu anderen Medien-Anbietern im Vorteil, weil sich aus dem Zusammenwirken der verschiedenen Unternehmensteile deutliche Wachstumseffekte ergeben. Dabei geht es nicht nur um das Zusammenspiel der Verlage mit der technischen Dienstleistungssparte, sondern auch um internationalen Erfahrungsaustausch. Die europäischen Verlage des Konzerns profitieren von den Erfahrungen der amerikanischen Unternehmenstöchter.

Bertelsmann Luftaufnahme (Foto: Bertelsmann Stiftung)
Bertelsmann aus der VogelperspektiveBild: Bertelsmann Stiftung

Weitere Wachstumschancen sieht Vorstandschef Ostrowski vor allem in Asien, wo bereits vor Jahren Zeitschriften und Buchverlage gegründet worden sind. Auch ist Bertelsmann dort mit seiner Dienstleistungssparte unterwegs. Der bereits vor einem Jahr gefasste Entschluss, mit dem Bildungsbereich einen weiteren Unternehmenszweig zu etablieren, ist wegen der Krise aufgeschoben aber nicht aufgegeben worden. Wenn sich hier Möglichkeiten für Übernahmen ergeben, will Bertelsmann kräftig investieren. Das gilt zum Beispiel für den Fall, dass Musikrechte auf den Markt kommen, wie Finanzvorstand Thomas Rabe mit Blick auf den britischen Musikkonzern EMI erklärte.

Sparprogramm zeigt Wirkung

Mit einem rigiden Sparprogramm sind im vergangenen Jahr die Kosten um eine Milliarde Euro verringert worden. Diese Maßnahmen sollen auch im Aufschwung fortwirken und die Profitabilität des Konzerns dauerhaft verbessern. Das heißt: Bertelsmann will dauerhaft mit geringeren Kosten arbeiten und dadurch nach der Krise stärker sein als vorher. Der Vorstand ist stolz darauf, während der Krise die Schulden gesenkt und die Finanzstruktur verbessert zu haben.

Die Fernseh- und Rundfunktochter RTL ist nach wie vor der umsatz- und ertragsstärkste Unternehmensbereich. Obwohl die Programmkosten deutlich reduziert worden sind, konnten die Sender ihre Zuschauer- und Hörerzahlen auf fast allen Märkten ausbauen. Das hat jedoch nicht verhindert, dass in der Krise die Werbeinnahmen deutlich gesunken sind. Dadurch sind auch die Umsätze und der Gewinn gesunken. Ähnlich war die Entwicklung bei den Werbeerlösen, beim Umsatz und Gewinn der Zeitschriftentochter Gruner + Jahr. Vergleichsweise gut, nämlich mit nur geringen Umsatz- und Gewinneinbußen, ist die Dienstleistungstochter Arvato durch die Krise gekommen.

Autor: Karl Zawadzky
Redaktion: Zhang Danhong