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Beruhigungspille für nervöse Märkte

10. August 2011

Die US-Notenbank Fed verspricht langfristig niedrige Zinsen und stoppt so die Talfahrt der Börse. Der Deutsche Leitindex DAX steigt und auch die asiatischen Börsen erholen sich. Die Wall Street schloss deutlich im Plus.

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Gebäude der New Yorker Börse (Foto: dapd)
Die Wall Street schloss nach den Abstürzen der vergangenen Tage wieder im PlusBild: dapd

Nach der tagelangen Talfahrt an den internationalen Finanzmärkten hat sich die US-Notenbank zu ihrer künftigen Zinspolitik geäußert - und damit zumindest vorübergehend für Beruhigung gesorgt: Bis mindestens Mitte 2013 - so die Ankündigung - will die Fed die Zinsen auf "äußerst niedrigem Niveau" belassen, um der flauen US-Konjunktur auf die Sprünge zu helfen.

Zugleich äußerte sich die Notenbank sichtlich besorgt über die Lage: Das Wirtschaftswachstum sei "erheblich langsamer" ausgefallen als noch im Juni erwartet. Man rechne in den nächsten Monaten mit einer langsameren Erholung als ursprünglich angenommen. Zudem habe sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt verschlechtert, teilte die Fed nach einer Sitzung des Offenmarktausschusses am Dienstag in Washington mit.

Indizes steigen wieder

Mann hebt die Hand im Frankfurter Börsensaal (Foto:dapd)
Einige Händler sind wieder zu Käufen bereitBild: dapd

Die Börsen weltweit scheinen die Botschaft der Fed positiv aufgenommen zu haben. Der Deutsche Aktienindex DAX sprang am Mittwochmorgen (10.08.2011) wieder etwas über die Marke von 6000 Punkten. Zuvor hatte das wichtigste Börsenbarometer zehn Handelstage in Folge im Minus geschlossen.

An den Märkten in Asien erholten sich am Mittwoch (10.08.2011) die Kurse, nachdem an den Vortagen Verluste verzeichnet worden waren. Der Nikkei-Index stieg bis zum Mittwochmittag (Ortszeit) um 1,15 Prozent. Auch in Sydney (2,68 Prozent), Seoul (1,04 Prozent), Hongkong (3,41 Prozent) und Shanghai (1,28 Prozent) stiegen die Kurse.

An der New Yorker Wall Street hatte der Dow Jones zuvor bei 11.239 Punkten geschlossen. Das war ein sattes Plus von vier Prozent.

EZB-Eingriffe positiv bewertet

Zur Beruhigung der Finanzmärkte trug möglicherweise auch die Europäische Zentralbank (EZB) bei, die nach Angaben von Händlern weiter italienische und spanische Staatsanleihen kaufte. Zum Volumen des Anleihenkaufs schwieg der EZB-Präsident Jean-Claude Trichet. Der Anleihekauf der Notenbank hatte schon am Montag Wirkung gezeigt: Die Risikoaufschläge für Anleihen waren regelrecht eingebrochen, die klammen Staaten kamen wieder günstiger an frisches Geld. Der Trend setzte sich am Dienstag fort. EU-Kommissionssprecher Olivier Bailly sagte in Brüssel, die wirtschaftlichen Voraussetzungen in der Europäischen Union seien sehr viel positiver als die Erwartungen vieler Akteure auf den Finanzmärkten."

Deutschland erhöht angesichts der dramatischen Schuldenkrise in Europa den Druck auf die Partnerländer. Die Bundesregierung kündigte an, sie wolle zur Beruhigung der Märkte die wankende Euro-Zone mit Stresstests und Schuldenbremsen nach deutschem Vorbild langfristig stabilisieren. Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler sagte in Berlin, dazu könne ein neuer europäischer Stabilitätsrat aufgebaut werden, der bei schlechtem Wirtschaften automatisch Sanktionen - etwa bei der Vergabe von EU-Fördermilliarden - verhängen würde.

Mann zeigt mit dem Daumen nach oben (Foto: dpa)
Banker hoffen auf weitere KurssteigerungenBild: picture alliance / dpa

Finanzexperten fordern Handeln der Politik

Ein Handeln der Politik wird auch von Wirtschaftsexperten gefordert. In einer Umfrage der Agentur DPA erklärten Finanzfachleute, das Vertrauen in die Politik sei im Augenblick nicht da. Voraussetzung einer Börsenerholung sei, dass die Politik eine angemessene Lösung für die aktuellen Probleme finde. Auch forderten die Teilnehmer der Umfrage die Politiker auf, nicht nur auf die Finanzkrisen zu reagieren, sondern mehr zu agieren.

Die Aktienkurse sind seit Tagen gefallen - wegen der Sorgen um die Staatsfinanzen in den USA und in Europa. Die anziehende Inflation in China schürte weitere Rezessionsängste. Derweil ging die Rekordjagd des Goldpreises weiter, was auf eine geringe Risikobereitschaft der Anleger schließen ließ.

Autoren: Frank Wörner/Dirk Eckert (afp, dpa, afp, rtr)

Redaktion: Thomas Grimmer