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Bestätigung alter Klischees

Peter Philipp7. Februar 2002

Es ist nicht gut bestellt um die seit Jahren zaghaft vorangetriebenen Versuche, Ausgleich und Verständigung zwischen Iran und den Vereinigten Staaten von Amerika herbeizuführen. Ein DW-Kommentar von Peter Philipp.

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Seit der ersten Wahl Mohamad Khatamis zum Präsidenten der Islamischen Republik im Jahr 1997 war auf beiden Seiten Hoffnung aufgekommen, der von ihm empfohlene "Dialog der Kulturen" würde letztlich auch zu einer Entspannung mit den USA führen. Und damit die Jahre der bitteren Feindschaft beenden, die das gegenseitige Verhältnis seit dem Sturz des Schahs und noch mehr seit der Besetzung der amerikanischen Botschaft in Teheran 1979 bestimmen. Inzwischen vergeht jedoch kaum ein Tag, an dem es nicht zu neuen Beschuldigungen und Gegenbeschuldigungen zwischen beiden Staaten kommt.

Zwei Auslöser sind hierfür auszumachen: Die Entwicklungen in Afghanistan und die jüngste Eskalation des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern.

So hatte sich Teheran zwar nicht an der "Allianz gegen den Terrorismus" nach dem 11. September beteiligt, aber dennoch stillschweigend die Zerschlagung der Taliban-Herrschaft in Afghanistan unterstützt. Ein Grund hierfür war sicher die Ablehnung der radikalen Taliban, ein zweiter die Hoffnung, dass man im Rahmen einer Veränderung im Nachbarland auch einen Gutteil der afghanischen Flüchtlinge los werden könne, die teilweise seit Jahrzehnten im Iran leben. Aber da kam plötzlich das Gerücht auf, der Iran habe Angehörigen des Terrornetzwerks "Al Qaida" zur Flucht verholfen. Gerüchte wohlgemerkt, ohne klar dokumentierte Beweise. Und begleitet von heftigen Protesten aus Teheran.

Der zweite Vorfall ist erheblich ernster: Als Israel im Januar im Roten Meer einen Waffentransport für die PLO aufbrachte, da dementierten PLO-Chef Arafat wie auch der Iran, hiermit etwas zu tun zu haben. Yassir Arafat läßt inzwischen nach den Verantwortlichen fahnden - sie gehören seiner Verwaltung an - der Iran aber bezeichnet den Vorfall als ein Bespiel "zionistischer Propaganda". Und untermauert diese Erklärung mit offen anti-jüdischen Erklärungen: Der Holocaust sei eine Erfindung der Zionisten und diese kontrollierten die amerikanische Politik.

US-Präsident George W. Bush fiel es daher nicht schwer, den Iran prompt mit einzubeziehen in seine Liste neuer alter Schurkenstaaten. Und wenn die Europäer inzwischen auch schon Arafat wegen des Waffenschiffes kritisieren, dann zögern sie noch mit Kritik am Iran. Aber: Es verdichten sich die Anzeichen, dass Teheran verwickelt ist und die explosive Lage in Nahost weiter anheizt. So soll es die im Libanon agierende "Hisbollah"-Miliz mit Tausenden von Kurzstreckenraketen beliefert haben und einige wurden bereits im Westjordanland gefunden. Teheran ruft die islamische Welt zur Unterstützung der Palästinenser auf und es wiederholt ungefragt seine alte These - dass es unter keinen Umständen bereit sei, sich mit der Existenz Israels abzufinden.

Kein Wunder, dass solche Töne mehr als geeignet sind, Ariel Scharon bei seinem Kurzbesuch in Washington den Rücken zu stärken. Selbst wenn Washington nicht wollte - es wird hierdurch in immer engere Allianz mit Scharon getrieben und der Verdacht der arabischen wie islamischen Welt verfestigt sich im gleichen Maße: Washington sei eben doch der Feind. Manipuliert und angetrieben von Israel.

Solche Klischees zu übernehmen und zu pflegen, ist mehr als falsch und verwerflich. Aber auch in Europa kommen solche Argumente langsam an. Und dadurch nimmt nicht nur der Dialog der Kulturen Schaden oder der Ausgleich zwischen Teheran und Washington.