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Streit in Simbabwe

29. März 2008

Streit in Simbabwe: Die Opposition wirft der Regierung vor, drei Millionen zusätzliche Stimmzettel gedruckt zu haben. Zudem wurde ein Anschlag auf das Haus einer Politikerin verübt.

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Robert Mugabe bei der Stimmabgabe, AP
Robert Mugabe bei der StimmabgabeBild: AP

Begleitet von Manipulationsvorwürfen hat Simbabwe am Samstag (29.3.08) Präsidentschafts-und Parlamentswahlen abgehalten. Die Opposition war der Regierungspartei ZANU-PF unter Präsident Robert Mugabe vor, sie habe rund drei Millionen zusätzliche Stimmzettel drucken lassen, damit ihre Anhänger mehrfach für sie stimmen sollten. Dies erklärte Tendai Biti, Generalsekretär der oppositionellen MDC-Partei. Die MSC beklagte zudem, hunderte Wähler seien an den Urnen abgewiesen worden, da sie angeblich nicht registriert waren. Die Wahllokale schlossen um 18.00 Uhr MEZ. Mit offiziellen Ergebnissen wurde erst in den kommenden Tagen gerechnet.

Der Präsidentschaftskandidat der MDC, Morgan Tsvangirai, reklamierte den Sieg bereits für sich: "Es besteht absolut kein Zweifel, wir haben die Wahl gewonnen", sagte er. Er sei überzeugt, dass das Wahlergebnis zugunsten des Volks ausfallen werde.

Staatschef Robert Mugabe (84), der seit 28 Jahren an der Macht ist, strebt eine sechste Amtszeit an. Er steht wegen der Vertreibung weißer Farmer und Übergriffen auf Regierungsgegner in der Kritik. Mugabe reagierte unbeeindruckt auf die Vorwürfe der Opposition: Sein Lager werde siegen. Außerdem habe er es nicht nötig, zu betrügen, da das Volk ihn unterstütze, sagte er bei seiner Stimmabgabe. Augenzeugen berichteten von Polizei- und Armee-Einheiten, die mit Panzerfahrzeugen und Wasserwerfern in der Nacht vor den Wahlen durch die Straßen patrouillierten.

Mugabe liegt in Umfrage vorn

Neben Tsvangirai trat auch der frühere Finanzminister Simba Makoni als Unabhängiger gegen Mugabe an. Beide Herausforderer hatten die verheerende Wirtschaftslage der früheren britischen Kolonie in den Mittelpunkt ihres Wahlkampfes gestellt. Sollte keiner der Kandidaten mehr als 51 Prozent der Stimmen auf sich vereinen, muss eine Stichwahl angesetzt werden.

Verkäuferin und wartende Wähler, AP
Gedulsprobe: Verkäuferin und wartende WählerBild: AP

Nach einer am Freitag von der staatlich kontrollierten Zeitung "The Herald" veröffentlichten Umfrage unter 10.322 Simbabwern konnte Mugabe mit 56 Prozent der Stimmen rechnen. Auf Oppositionschef Tsvangirai sollten danach knapp 27 Prozent, auf Mugabes früheren Finanzminister Simba Makoni knapp 14 Prozent der Stimmen entfallen.

Bombenanschlag ohne Opfer

Wie angespannt die Lage war, zeigte ein Zwischenfall in der zweitgrößten Stadt Bulawayo. Dort wurde ein Bombenanschlag auf das Haus eines Parlamentskandidaten der Regierungspartei Zanu-PF verübt. Nach Angaben der Polizei wurde niemand verletzt. Ob die Tat politisch motiviert war, blieb zunächst unklar. Ansonsten verlief die Wahl nach ersten Berichten bis zum Abend weitgehend störungsfrei. Die Sicherheitskräfte des Landes waren aus Furcht vor Gewaltausbrüchen in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden.

Schon Stunden vor Öffnung der Wahllokale hatten sich teilweise lange Schlangen vor den Gebäuden gebildet. Westliche Wahlbeobachter waren nicht zugelassen. Auch viele Korrespondenten erhielten keine Einreisevisa nach Simbabwe.

Inflationsrate von hundert Prozent

Knapp sechs Millionen Wähler waren aufgerufen, über die Zukunft des südafrikanischen Landes zu entscheiden. Viele Simbabwer hoffen nicht zuletzt wegen der desolaten Lebensverhältnisse im Land auf einen Machtwechsel. Simbabwe befindet sich nach einer kostspieligen Verstrickung in den Kongo-Krieg, einer chaotischen Landreform mit der Vertreibung und Enteignung tausender weißer Farmer sowie langer Dürre wirtschaftlich im freien Fall. Die Inflationsrate liegt bei hundert 100 Prozent. (tos)