1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Bewerber lehnen Olympia-Doppelvergabe ab

22. März 2017

Was nun, Herr Bach? Paris und Los Angeles spielen bei der vom deutschen IOC-Präsidenten vorgeschlagenen Doppelvergabe der Olympischen Sommerspiele nicht mit und bereiten der olympischen Bewegung Probleme.

https://p.dw.com/p/2ZjSr
IOC-Präsident Thomas Bach
Bild: picture alliance/dpa/Y. Hyung-Jae/Yonhap/AP

Es wäre auch zu schön gewesen, wenn für das Internationale Olympische Komitee (IOC) und seinen Präsidenten Thomas Bach mal etwas glatt laufen würde. Eigentlich wollte sich der Fecht-Olympiasieger von 1976 bei der Vergabe der beiden Olympischen Sommerspiele 2024 und 2028 mit einem geschickten Manöver aus der Affäre ziehen. Da für 2024 nach den Absagen mehrerer Städte nur noch die beiden Kandidaten Paris und Los Angeles übrig geblieben sind, hatte Bach den Plan, dem einen Bewerber die Spiele im Jahr 2024 zu geben und dem anderen die darauf folgenden vier Jahre später. Alle hätten gehabt, was sie wollen, gleichzeitig wären Bach und das IOC von der Last befreit gewesen, für 2028 einen oder mehrere Olympia-Bewerber zu finden. Doch Paris und Los Angeles spielen bei der Doppelvergabe offensichtlich nicht mit. Aus beiden Städten ist zu hören, dass als Austragungszeitpunkt nur 2024 in Frage kommt.

Bach droht damit neben Doping-Krise, Russland-Frage, WADA-Streit und Korruptionsaffären in den eigenen Reihen ein weiteres Problem. Wenn beide Städte tatsächlich wie angekündigt nur für 2024 antreten, wird es bei der Vergabe am 13. September in Lima doch einen Verlierer geben, der sich verärgert von der olympischen Bewegung abwenden könnte. Das wollte das IOC unbedingt vermeiden, da beide Städte in der augenblicklichen Lage eine enorme Bedeutung haben.

"2028 keine Option"

Paris gilt in Bewerberkreisen als letzte Bastion Europas, nachdem es zuletzt etliche Rückzieher gegeben hatte. Sollte auch die Seine-Metropole aus dem Bewerberkreis ausscheren, wäre für den Ringe-Orden der Bruch mit der alten Welt womöglich endgültig vollzogen. Und aus den USA kommen laut der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) sechs Hauptsponsoren des IOC, die alle vier Jahre rund 600 Millionen US-Dollar in die Kassen spülen, deren Verträge jedoch im Jahr 2020 auslaufen.

Frankreich Pariser Olympia-Bewerbung präsentiert ihr Logo auf dem Eifelturm
Frankreich möchte seinen Hut nur für die Olympischen Spiele im Jahr 2024 in den Ring werfenBild: Getty Images/AFP/P. Kovarik

"Wir treten für 2024 an. Punkt", sagte Los Angeles' Bürgermeister Eric Garcetti. Paris sieht das ähnlich. "2028 ist für uns keine Option. Jetzt oder nie, wir können 2028 nicht akzeptieren", sagte Tony Estanguet, IOC-Mitglied und Co-Vorsitzender der Pariser Bewerbung. Das klare "Nein" aus Los Angeles überraschte ein wenig, weil das Nationale Olympische Komitee der USA (USOC) eine Doppelvergabe bereits als "interessant" eingestuft hatte. Womöglich droht dem US-Sport damit in der Vergabe-Frage ein Machtkampf zwischen Garcetti und USOC. Paris, das die Spiele schon 1900 und 1924 ausrichtete, gilt auch wegen des 100. Jahrestag im Falle einer Doppelvergabe als Favorit für 2024.

Sollte der Verlierer wirklich kein weiteres Mal antreten wollen, müsste Bach neue Bewerber für 2028 finden. Eine schwierige Aufgabe, denn insbesondere in westlichen Demokratien dürfte der IOC-Chef kaum noch fündig werden angesichts der Tatsache, dass sich in Bürgerbefragungen eine wachsende Abneigung gegen den Ringeorden abzeichnet. Auch in Frankreich gärt es, das IOC kann froh sein, wenn Paris nach der Präsidentschaftswahl in einem Monat überhaupt noch als Bewerber zur Verfügung steht.

asz/og (dpa, sid)