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Big Bang in Kopenhagen

Gerda Meuer, Brüssel21. April 2004

Der Weg für die größte Erweiterung in der Geschichte der Europäischen Union wurde auf dem Gipfel in Kopenhagen frei gemacht. Gerda Meuer kommentiert.

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Es war ein historischer Gipfel. Ohne jede Debatte. 13 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer, 13 Jahre nach dem Ende der kommunistischen Diktaturen vereinigt sich der alte Kontinent. Die Europäische Union erweitert sich auf einen Schlag um zehn Mitglieder. Es ist der versprochene "Big Bang", mit dem die Union einen rund zehnjährigen Verhandlungs-Prozess abschließt.

Es begann in Kopenhagen und es endete in Kopenhagen, so könnte man die Geschichte dieser Erweiterung beschreiben. Damals 1992 wurde den ost- und mitteleuropäischen Reform-Staaten das Angebot gemacht, der damaligen Europäischen Gemeinschaft beizutreten. Selbst wenn die letzten Stunden des Gipfels von einem ungewöhnlich kleinkarierten Geschachere um ein paar Millionen Euro bestimmt waren, so ändert das an einer Tatsache nichts: Der 13. Dezember 2002 wird in die Annalen der europäischen Geschichts-Bücher eingehen.

Doch mit der Erweiterung um zehn neue Mitglieder kommen auf die Union auch neue Probleme zu. Die EU - sie wird schwerfälliger. Sie wird langsamer. Sie muss sich noch mehr als bisher um Kompromisse bemühen. Und der Kampf um die Geld-Töpfe wird noch erbitterter geführt werden. Denn alle zehn Neuen sind - gemessen an den anderen - eher arm, zumindest nicht so wohlhabend. Also werden die Gelder in die andere Richtung fließen müssen. Nicht mehr nach Spanien oder Ostdeutschland, sondern nach Polen, ins Baltikum oder in die Slowakei.

Noch wichtiger aber ist: Die EU wird unbeweglicher, ihre Suche nach Kompromissen noch mühseliger. Das aber weiß die EU selbst. Deswegen tagte in Brüssel der Konvent monatelang, um eine europäische Verfassung ausarbeiten soll. Es geht, wie es Romano Prodi, der italienische Kommissions-Präsident gesagt hat, um die Seele Europas.

Dieser Gipfel aber war aus noch einem anderen Grund ein historischer: Die Tür zur EU wurde für die Türkei so weit aufgestoßen wie nie zuvor in der Geschichte des schwierigen europäisch-türkischen Verhältnisses. 2004 werden die Reformen der Türkei geprüft, um zu entscheiden, ob konkrete Beitrittsverhandlungen mit dem Land aufgenommen werden.