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Bildergeschichten

Tillmann Bendikowski9. August 2012

Das Geschäft mit Opel - 1938: Noch erfreut sich General Motors an seiner Tochter.

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Ein fabrikneuer Opel Kadett wird im Werkshafen von Rüsselsheim für den Export verladen (Foto: ullstein bild - Wolff & Tritschler)
Bild: ullstein bild/Wolff & Tritschler

Das Geschäft läuft gut; trotz der Nazis, trotz Diktatur und Verfolgung. Die Adam Opel AG verzeichnet volle Auftragsbücher – das Foto zeigt fabrikneue Opel Kadett, die im Werkshafen von Rüsselsheim für den Export verladen werden. Ein Drittel der in diesem Jahr gebauten über 100.000 Fahrzeuge wird ins Ausland verkauft. Doch die meisten Pkw setzt der Autokonzern aufgrund der Mobilitätsoffensive des NS-Staates im Inland ab. Zu den guten Kunden des Hauses zählt die Wehrmacht: 1938 ordern die Militärs – schon in Vorbereitung künftiger Feldzüge – bereits 29 Prozent aller produzierten Lastwagen der Marke "Opel Blitz".

Die Besitzer des Konzerns können sich allerdings nicht freuen, weil die restriktive deutsche Devisenpolitik seit Jahren die Abschöpfung der Gewinne verhindert. Dabei hatte die General Motors Corporation 1929 das Rüsselsheimer Unternehmen – damals größter Automobilhersteller außerhalb der USA – erworben, um sich gewinnbringend auf dem europäischen Markt zu positionieren. Seitdem die Nazis an der Macht sind, versucht sich die Konzernzentrale mit ihnen zu arrangieren: "Ein weltweit tätiger internationaler Konzern sollte seine Unternehmungen auf rein geschäftlicher Ebene betreiben", so erklärt GM-Präsident Alfred P. Sloan 1939, "ohne Rücksicht auf die politischen Ansichten seines Managements oder der Staaten, in denen er tätig ist."

Doch die Realität ist bald eine andere. Die Amerikaner müssen sich schließlich zunehmend aus dem Unternehmen zurückziehen, damit es möglichst "deutsch" wirkt; mit Beginn des Krieges geht ihr Einfluss weitgehend verloren. Dann stellt sich Opel so vorbehaltlos in den Dienst der Rüstungssache, dass die NS-Führung darauf verzichtet, das Werk als "Feindvermögen" offiziell zu beschlagnahmen. Erst 1948 übernahm General Motors wieder seine Rüsselsheimer Tochter – zwischenzeitlich durchaus mit Erfolg, in jüngster Zeit aber bekanntermaßen ohne große Freude. So gut wie einst läuft das Geschäft eben nicht mehr.