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Bildergeschichten (13)

Tillmann Bendikowski15. August 2012

Auch Männer machen Fortschritte - 1988: Die SPD stimmt für die Frauenquote

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(l-r): Oskar Lafontaine, Hans-Jochen Vogel und Johannes Rau bei der Abstimmung c: ullstein-bild
Bild: picture-alliance/dpa/Bildarchiv

Nun soll man politische Zustimmung ja nicht am Gesichtsausdruck messen, aber erkennbar sind nicht alle Männer des SPD-Bundesvorstandes begeistert von dem, was sie da gerade tun. Doch da es für sie nun mal "Fortschritt nur mit uns" gibt (das Plakat haben ihnen die Genossinnen einfach vor die Nase geklebt), stimmen die Herren der sozialdemokratischen Schöpfung unter Vorsitz von Hans-Jochen Vogel nun einmal für die Frauenquote. So geschehen am 30. August 1988 während des Bundesparteitags in Münster. Seither gilt in der SPD eine 40-prozentige Geschlechterquote für Ämter und Mandate.

Allerdings waren die Frauen in der SPD nicht die ersten, die die Quote durchsetzen konnten. Schon 1979 hatten nämlich die Grünen verbindlich beschlossen, mindestens die Hälfte aller Ämter weiblich zu besetzen. Die noch junge Partei war damit auch in dieser Frage gleichermaßen Schreckgespenst wie Ideengeberin für die etablierten Parteien – aber mit der Zeit zogen bekanntlich alle anderen nach, die CDU 1996 mit ihrem "Quorum", und vor zwei Jahren sogar die CSU.

Aktuell wird vor allem der Anteil der Frauen an den Spitzenpositionen in der Wirtschaft diskutiert. Und wieder fordern auch Sozialdemokratinnen einen geregelten Zugang zur Macht. 40 Prozent der Aufsichtsratsposten der börsennotierten Unternehmen sollen demnach von Frauen besetzt werden. Das geht vielen dann doch zu weit – nicht nur Männern: "Solange ich Ministerin bin", so wurde Bundesfamilienministerium Kristina Schröder unlängst zitiert, "wird es keine starre Quote geben." Dabei hatte doch die Christdemokratin bei der Bundestagswahl 2002 selbst vom Frauenquorum profitiert.

So hat man heute zuweilen den Eindruck, einflussreiche Frauen agieren gegen die Quote, einflussreiche Männer hingegen dafür. Es hat sich inzwischen einiges geändert seit 1988, im Land ebenso wie in der SPD. Ihr derzeitiger Vorsitzender (immer noch ein Mann) kann allerdings gerade nicht zu dem Thema Stellung nehmen – noch bis Mitte September befindet sich Sigmar Gabriel in Elternzeit, derweil seine Lebensgefährtin wieder arbeiten geht. Wer sagt‘s denn: Auch Männer machen Fortschritte.