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Bildergeschichten (17)

Tillmann Bendikowski12. September 2012

Kein Foto! Eine berühmte Reiterin versteckt sich.

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Kaiserin Elisabeth von Österreich zu Pferd. Sie verbirgt ihr Gesicht mit einem Fächer vor den Photographen. Photographie von Baader. Um 1865
Bild: Ullstein

Diese Frau möchte nicht fotografiert werden. Mehr noch: Sie will möglichst gar nicht erkannt werden, sie will einfach nur in Ruhe ihrer Leidenschaft nachgehen, dem Reiten. Schon als Jugendliche liebte sie, angeregt und unterstützt von ihrem Vater, solche Ausritte. Als Erwachsene wendet sich die sportliche Frau gezielt dem Reitsport zu, und dabei kann es ihr gar nicht schnell genug gehen. Am liebsten ist ihr eine ordentliche Parforcejagd, bei der sie sich – der Zeit entsprechend – auf einem dafür eigentlich höchst unpraktischen Damensattel im Wettstreit mit den Männern misst. Diese Frau ist einfach etwas Besonderes. Kein Wunder: Sie ist schließlich Sissi, die Kaiserin von Österreich.

Wann dieses Bild aufgenommen wurde, lässt sich nicht mehr genau rekonstruieren, vermutlich zeigt es Sissi, geboren 1837, etwa als 40-Jährige. Zu diesem Zeitpunkt galt sie schon vielen Zeitgenossen schlicht als die schönste Frau Europas. Doch für diesen Eindruck hat die Monarchin lange und hart arbeiten müssen: In ihrer frühen Jugend galt sie als "nicht schön genug", um an den europäischen Höfen als gute Partie gehandelt zu werden. Das änderte sich, und die zierliche Frau mit der Tendenz zur Untergewichtigkeit (sie wog bei einer Größe von 172 Zentimetern weniger als 50 Kilogramm) achtete penibel auf ihr Aussehen. Sie verbrachte viele Stunden am Tag mit der Pflege ihrer Haare – die ihr bis zu den Füßen reichten.

Körperpflege und Sport gehörten für die Kaiserin untrennbar zusammen. Und überhaupt war ihr Bewegungsdrang legendär. Um ihn einigermaßen zu stillen, ließ sie sich in der Wiener Hofburg ein eigenes Turnzimmer einrichten; mit einer Sprossenwand, einem Reck und ein Paar Ringen für die täglichen Übungen. Und dann schwang sie sich bei jeder Gelegenheit aufs Pferd: Sie wurde bewundert in ihren hautengen Reitkleidern – pflegte aber ihr Gesicht vor der Öffentlichkeit hinter dem immer mitgeführten Fächer zu verbergen. Angesichts dieser Geste ist es schon fast eine Ironie der Geschichte, dass die Kaiserin Jahrzehnte nach ihrer Ermordung (1898) erneut Karriere machte – diesmal als Leinwandfigur. Und das nun im vollen Rampenlicht der Öffentlichkeit, von keinem Fächer geschützt.