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Bildungsmesse ohne Bildungsministerin

Katrin Schlusen19. Februar 2013

Über 800 Aussteller zeigen bei der Bildungsmesse "didacta" die Trends der Klassenzimmer von morgen: e-Learning und neue Schulbücher. Die Messe widmet sich auch den heiklen Themen der Bildungspolitik wie den Plagiaten.

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Besucher der Didacta in Köln vor Schulbüchern (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Sie ist die größte Bildungsmesse Deutschlands und doch startet sie in diesem Jahr ohne die Bildungsministerin. Eigentlich sollte Annette Schavan die Messe in Köln eröffnen - aber sie musste von ihrem Amt zurücktreten, nachdem ihr der Doktortitel wegen Abschreibens aberkannt wurde. Die neue Ministerin Johanna Wanka hatte keine Zeit und schickte stattdessen ihre Staatssekretärin vor. In der Begrüßungsrede fiel das Wort "Plagiat" nicht einmal.

Dafür fand Wassilios Fthenakis, Bildungsforscher und Präsident des Didacta-Verbandes, deutliche Worte. Die Plagiate - denn mittlerweile haben eine Reihe von Politikern ihre Doktortitel verloren - seien ein systemimmanentes Problem der deutschen Bildung. "Vor diesem Hintergrund kann keine Fakultät ihre Hände reinwaschen", sagte Fthenakis. Die Veranstalter haben reagiert und wollen in diesem Jahr auch über das Abschreiben diskutieren. Ein Novum auf der deutschen Bildungsmesse, die es schon seit den fünfziger Jahren gibt. Sie wird mittlerweile von Pädagogen, Professoren und Bildungsexperten aus ganz Europa besucht.

Tisch mit eingebautem Beamer und Sensoreinheit

Aber es soll nicht nur diskutiert, sondern auch entdeckt und gestaunt werden: Zur Messe sind über 800 Aussteller gekommen, die die neuesten Schulbücher vorstellen oder besonders dekorative Büromöbel für Lehrer präsentieren. Und natürlich die neuesten Entwicklungen aus dem Bereich der Technik.

An einem Tisch mit Touchpad spielen drei Frauen (Foto: dpa)
Begeisterung für ein riesengroßes Tablet: didacta-Besucherinnen testen die NeuheitBild: picture-alliance/dpa

Hitachi Solutions beispielsweise hat einen interaktiven Glastisch mit eingebautem Beamer und Sensoreinheit entwickelt, an dem bis zu drei Schüler gleichzeitig arbeiten können. "Der Tisch ist wie ein riesengroßes iPad", erklärt Mitarbeiter Marek Kaiser. "Die Schüler können das für Gruppenarbeit nutzen." Der Tisch ist so neu, dass noch kein einziges Exemplar ausgeliefert wurde. Über den Preis des Tablet-Tisches möchte am Stand niemand sprechen. Nur so viel: "Er ist sehr teuer, aber wir denken, dass er sich durchsetzen wird."

Viele Fragen zur Inklusion

Währenddessen ist Gerhard Zupp von der Deutschen Gesellschaft für Sprachheilpädagogik noch damit beschäftigt, seine Videopräsentationen zu starten. In den Filmen geht es darum, wie Kinder mit Behinderungen an Schulen lernen können. Seit Deutschland 2009 die UN-Konvention über Rechte von Menschen mit Behinderungen ratifizierte, soll das gemeinsame Lernen von behinderten und nicht-behinderten Kindern etabliert werden. Fachleute sprechen von Inklusion.

Stand auf der Didacta mit einer Fotografie eines behinderten Kindes (Foto: DW/K. Schlusen)
Ausstellung über Inklusion auf der didacta: über die Bilder will Zupp ins Gespräch kommenBild: DW/K. Schlusen

Im Vergleich zu anderen Ländern gebe es in Deutschland zwar viele verschiedene Angebote, aber keine Bildungsgerechtigkeit, sagt Zupp. Denn jedes Kind, unabhängig von Gesundheit oder sozialem Stand, müsse eine optimale Bildung bekommen. Andere Länder würden weit mehr dafür investieren. "Wir erkennen die Prioritäten nicht", kritisiert der gelernte Sonderschullehrer. Er möchte in den nächsten Tagen mit Lehrern ins Gespräch kommen, denn zur Umsetzung der Rechtsgrundlage gibt es noch viele offene Fragen.

Plagiate als Thema für Schulen

Die haben auch Mascha und Anne - zwei junge Schulpsychologinnen aus Köln. "Mich würde interessieren, wie die das schaffen wollen", sagt Mascha. "Das ist ein Prozess, der noch Jahrzehnte dauern wird." Die Frauen sind zur Messe gekommen, um sich mit Kollegen zu diesem Thema auszutauschen.

Dass in diesem Jahr auch über Plagiate diskutiert wird, finden sie richtig. "Das gehört zum Alltag an den Unis", sagt Anne. Und nicht nur dort hin: Durch die vielen Referate, die mittlerweile an Schulen Pflicht sind, für die die Schüler häufig das Internet nutzen, müsste das Thema Abschreiben schon viel früher angesprochen werden. "Das gehört genauso in die Schulklassen", meint die Kölner Schulpsychologin.