Bitteres EM-Aus

Gerade mal zwei Tore hat Portugals U21-Mannschaft in den drei Vorrundenspielen erzielt. Jetzt im Halbfinale gegen Deutschland trafen sie gleich fünfmal. Unglaublich effektiv spielte der DFB-Gegner, während die deutschen Spieler allesamt unter ihren Möglichkeiten blieben. "Unerklärlich", meinte Joshua Kimmich direkt nach der Partie. Die 0:5 (0:3)-Niederlage hochverdient. Aus der Traum also von dem zweiten Titelgewinn nach 2009.

Bernardo Silva (25. Minute), Ricardo (33.), Ivan Cavaleiro (45.+1), João Mário (46.) und Ricardo Horta (71.) besiegelten in dem einseitigen Match vor knapp 10.000 Zuschauern in Olmütz das Aus der Deutschen. Die Portugiesen stehen nach dem verlorenen Endspiel 1994 gegen Rekordgewinner Italien hingegen zum zweiten Mal im Finale.

Pfosten als Warnschuß

Hinten ließen die Portugiesen kaum Chancen zu, im Mittelfeld organisierte der von vielen Klubs hofierte William Carvalho nach Belieben das Spiel, und vorn sorgten die technisch versierten Angreifer für Gefahr. Die DFB-Defensive konnte zunächst noch dagegenhalten. Machtlos waren alle aber in der 15. Minute, als Ricardo auf der halbrechten Angriffsseite BVB-Profi Dominique Heintz aussteigen ließ und in die Mitte auf Kapitän Sérgio Oliveira passte. Der traf aber nur den Pfosten. Die deutsche Offensive um Kapitän Kevin Volland von 1899 Hoffenheim kam auch sonst nicht richtig zur Entfaltung.

Dafür die Portugiesen. Ausgehend von Carvalho legte letztlich Ivan Cavaleiro auf Silva ab und der hämmerte den Ball ins Netz. Triple-Sieger Marc-André Ter Stegen war machtlos. Beim zweiten Treffer blieb der Keeper vom FC Barcelona nach einem Eckball auf der Linie. Gleich zwei Spieler der Portugiesen standen am zweiten Pfosten frei, Pereiras Kopfball konnten weder Ter Stegen noch Julian Korb abwehren.

Tor direkt nach Wiederanpfiff

Kurz schien die deutsche Mannschaft den Südeuropäern gefährlich werden zu können: Zweimal rettete aber deren Keeper José Sá bravurös gegen Joshua Kimmich (37.) und Nico Schulz (45.) Das deutsche Aufbegehren beendete die Portugiesen schnell: Nach einem weiteren deutschen Ballverlust an der gegnerischen Strafraumgrenze leitete Carvalho den Angriff ein, den Cavaleiro mit einem satten Schuss souverän abschloss.

"Wir haben zu viele Fehler gemacht, wenn wir unter Druck waren", formulierte DFB-Sportdirektor Hans-Dieter Flick das ernüchternde Zwischenfazit. Doch es kam sogar noch schlimmer. Die vagen Hoffnungen, das Unmögliche doch noch zu schaffen, wurden nur Sekunden nach dem Wiederanpfiff zerstört. Ter Stegen war auch bei dem abgefälschten Schuss von João Mário chancenlos. Portugals Trainer Rui Jorge schaltete mit der Auswechslung von Cavaleiro zur Pause und Bernardo Silva etwas später schon in den Schonmodus für das Finale. Dennoch reichte es für einen weiteren Treffer gegen eine nun erschreckend hilflose deutsche Mannschaft, bei der der eingewechselte Leonardo Bittencourt auch noch die Gelb-Rote Karte (75.) bekam.

Das Endspiel am 30. Juni in Prag - es findet ohne das deutsche Team statt. Portugal trifft auf Schweden, dass sich gegen Dänemark im zweiten Halbfinale mit 4:1 (2:0) durchsetzte.