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Blühendes Geschäft mit Ha-Li-Bo-Te-Raubkopien in China

Eva Correll27. November 2001

Harry Potter ist ein internationales Phänomen mit dem sich gut Geld verdienen lässt. In China kursieren drei Monate vor dem Kinostart bereits Raubkopien des Films.

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Harry Potter ist ein internationales Phänomen mit dem sich gut Geld verdienen lässt. Millionen haben schon die Verfilmung von "Harry Potter und der Stein der Weisen" gesehen - auch in China. Das ist besonders ungewöhnlich, weil der Film eigentlich erst in drei Monaten in die chinesischen Kinos kommen soll. Doch durch Raubkopien und kriminelle Energie kommen die Chinesen jetzt schon in den Genuß des Spektakels.

Chinesen lieben Ha-Li-Bo-Te

Ha-Li-Bo-Te, wie der 11jährige Zauberlehrling auf chinesisch heißt, begeistert die Chinesen. Schon die Potter-Bücher waren ein Hit in China, und wurden tausendfach raubkopiert, bevor die lizenzierte Version auf den Markt kam. Jetzt sind auf Pekings Straßen bereits die Raubkopien des Hollywood-Films im Umlauf - mehr als drei Monate, bevor der Streifen in die Kinos kommen soll.

Raubkopie für unter drei Mark

Keine Zauberei, sondern knallharte Geschäftemacherei - für zehn Yuan, weniger als drei Mark, verkaufen fliegende Händler die illegalen Video-CDs. Eine Kinokarte ist auch in Peking fünfmal so teuer. Zwar ist die Qualität miserabel: Das englische Original wurde heimlich von einer Kino-Leinwand abgefilmt und schnell chinesisch untertitelt. Dafür gibt's die Kino-Atmosphäre gratis: ab und zu ein Kopf aus dem Publikum im Blickfeld, dazu noch die Geräuschkulisse des Publikums während der Vorstellung.

Boom bei illegalen CD-Fabriken

Die Raubkopien des Filmhits stammten aus Shenzhen in Südchina, sagt ein Pekinger Straßenverkäufer ganz unverblümt. Dort schießen illegale CD-Fabriken genauso schnell wieder aus dem Boden wie sie geschlossen werden, seit die chinesische Regierung den Betrügern den Kampf angesagt hat. Allerdings nur halbherzig: sogar zwei Staatsbetriebe wurden im April überführt, weil sie CDs ohne Lizenz gebrannt hatten. Selbst in Hongkong blüht das Geschäft mit den Raubkopien, obwohl die Regierung jährlich 1,5 Millionen CDs beschlagnahmt und vernichtet. Dort ist "Harry Potter und der Stein der Weisen" in den Hinterhöfen von Wanchai für knapp sechs Mark zu haben, illegal natürlich. Offizieller Kinostart des Films in Hongkong ist erst Mitte Dezember.

Hinter den raubkopierten CD steckt laut Umschlagstext ein Audio- und Video-Verlag aus der Inneren Mongolei. Der existiert zwar tatsächlich, aber er wurde von der chinesischen Regierung bereits vor drei Jahren dichtgemacht - wegen "illegaler Aktivitäten", wie es heißt.