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Blair ist Favorit bei Wahlen in Großbritannien

Grahame Lucas5. Mai 2005

Die Briten wählen heute ein neues Parlament. Ein Sieg der regierenden Labour-Partei von Premierminister Blair gilt als wahrscheinlich. Doch wie groß wird der Vorsprung gegenüber den Konservativen sein?

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Blair hat gewähltBild: AP

Wenn die letzten Meinungsumfragen recht behalten, dürften Tony Blair und seine regierende Labour Partei einen dritten Wahlsieg in Folge bereits in der Tasche haben. Im Verlauf eines sehr polemischen Wahlkampfes ist es Blair gelungen, seinen Vorsprung vor den Konservativen von zwei auf etwa zehn Prozentpunkte auszubauen. Die Liberaldemokraten liegen bei 23 Prozent. Wenn also Labour am Donnerstag (5.5.2004) 40 Prozent der Stimmen gewinnt, kann Blair mit einer satten, wenn auch deutlich reduzierten Unterhausmehrheit weiter regieren.

Ein solches Ergebnis wäre ein Triumph für den 52 Jahre alten Politiker, der seine einstige Popularität aufgrund seiner Vertuschungsmanöver nach dem Irak-Krieg weitgehend eingebüßt hat. Deswegen setzte er im Wahlkampf auf die positive Entwicklung der Wirtschaft, die niedrigen Arbeitslosenzahlen und die Reform des Wohlfahrtsstaates, vor allem im Bereich des Gesundheits- und Erziehungswesens. Trotz der Irak-Problematik konnte der redegewandte Politiker Boden wieder gut machen. Seine größte Gefahr ist nun, dass Stammwähler, die ihm nicht mehr trauen oder zu siegessicher sind, zu Hause bleiben. "Es ist wichtig, dass die Menschen verstehen, was sie riskieren. Je weniger Menschen wählen gehen, desto wahrscheinlich ist es, dass wir am Freitag eine konservative Regierung bekommen, dass Michael Howard in die Downing Street 10 zieht", warnte Blair seine Anhänger.

Brown will Blair beerben

Stets an seiner Seite ist Finanzminister Gordon Brown, der trotz aller Meinungsverschiedenheiten mit Blair große Loyalität bewiesen hat. Die Belohnung ist ihm sicher. Denn Blair bestreitet nach eigenen Angaben seinen letzten Wahlkampf. In absehbarer Zeit wird deshalb Brown, den viele Anhänger als den wahren Verfechter von Labour-Werten ansehen, in die Downing Street 10 einziehen. Nur noch über den Zeitpunkt wird nach der Wahl zu verhandeln sein.

Wahlen in Großbritannien Michael Howard Wahlkampf
Drei Wochen auf Wahlkampftour: Tory-Chef Michael HowardBild: AP

Die oppositionellen Konservativen unter dem 63 Jahre alte Michael Howard haben versucht, Wechselwähler mit polemischen Attacken auf die Glaubwürdigkeit Blairs anzusprechen. Glaubt man den Umfragen aber offenbar ohne Erfolg, denn die Wähler haben nicht vergessen, dass die Konservativen den Irak-Krieg unterstützt hatten. Howards Ruf als beinharter Ex-Innenminister klebt ihm ebenfalls wie ein Klotz am Bein. Zumindest die Stammwähler konnte er durch seine Forderungen nach einer härteren Gangart in der Einwanderungspolitik und der Bekämpfung der Kriminalität mobilisieren. Einen Meinungsumschwung in der politischen Mitte konnte er damit aber nicht herbeiführen.

Schwerer Stand für Howard

Laut Umfragen trauen die Wähler Howard noch weniger als Blair. Seine Zukunft ist mehr als ungewiß, sollten die Konservativen es nicht schaffen, die Zahl ihrer Unterhausmandate kräftig zu erhöhen.

Charles Kennedy
Gefahr für Labour: Liberalen-Kandidat Charles KennedyBild: dpa

Im Kampf um die politische Mitte haben die Liberaldemokraten unter dem 45 Jahre alte Charles Kennedy Labour am meisten zugesetzt. Denn sie haben als die einzige Partei den Irak-Krieg abgelehnt. Gekoppelt mit vernünftigen wenn auch teuren Vorschlägen für Verbesserungen im Renten- und Gesundheitssystem, sowie der Forderung nach Chancengleichheit für junge Menschen könnten die Liberaldemokraten Wahlkreise mit knappen Labour-Mehrheiten für sich entscheiden. Das beste Ergebnis seit 1923 ist in greifbarer Nähe: Die Liberaldemokraten könnten ihre Mandate auf etwa 80 erhöhen und Blairs Unterhausmehrheit schrumpfen lassen. Bezeichnenderweise hat Labour in den letzten Tagen des Wahlkampfes nicht die Konservativen im Visier, sondern Kennedy.

Obwohl der Wahlausgang bereits entschieden scheint, bleibt noch viel Spannung, denn die Meinungsumfragen zeigen: ein Drittel der Wähler hat sich noch nicht entscheiden.