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Labour-Parteitag

27. September 2006

Es war Tony Blairs letzte große Rede als Parteichef der Labourpartei. Zwar rief er seine Partei zu Geschlossenheit im Wahlkampf auf, seinem möglichen Nachfolger Gordon Brown verweigerte er aber eine klare Unterstützung.

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Tony Blair mit erhobenem Zeigefinger
Sagt zum letzten Mal, wo's lang geht: Tony BlairBild: AP

Über seinen Finanzminister sagte Blair nur, Brown sei ein "bemerkenswerter Diener seines Landes". Brown hatte bei seinem Auftritt am Montag (25.9.2006) den amtierenden Premier mit deutlich freundlicheren Worten gewürdigt.

"Politik ist kein Spektakel"

Blair sei klar, dass die Erneuerung der Partei ohne Brown nicht gelungen wäre. "Ich weiß, dass wir ohne Gordon Brown niemals drei Wahlsiege errungen hätten", betonte Blair. Schon am Wochenende hatte er es vermieden, Brown ausdrücklich als seinen Nachfolger zu inthronisieren. Brown hatte sich bei seiner Rede am Montag selbst als "Diener" seines Landes bezeichnet und sich gegen ein Verständnis von Politik als Spektakel gewandt. Dies wurde als Seitenhieb von Brown auf den als Showman geltenden Blair verstanden.

Blair winkt
Große GestenBild: AP

Irakpolitik verteidigt

Blair verteidigte nochmals seine enge Allianz mit den USA im Anti-Terror-Kampf. Der Terrorismus sei nicht die Konsequenz der britischen Außenpolitik, sondern eine Attacke auf die moderne Form des Lebens, sagte Blair. "Wir werden nicht gewinnen, wenn wir vor der Propaganda des Feindes kapitulieren", sagte der Premier. Zugleich betonte Blair, der Terrorismus könne wie alle anderen globalen Probleme nicht ohne die USA und Europa gelöst werden. Blair bedankte sich außerdem beim britischen Volk. "Wir haben das Land verändert", sagte Blair und wies unter anderem auf die "längste wirtschaftliche Wachstumsperiode in der britischen Geschichte" hin.

"So lieben wir ihn"

"Euer Glück könnte ihr nur selbst schaffen", gab Blair der Partei mit auf den Weg. Die miesen Umfrageergebnisse für Labour seien bis zu den Wahlen nur so viel Wert, wie ein alter Wetterbericht, tröstete er seine Genossen. Sie sollten sich nicht einschüchtern lassen von den neu erwachten Tories, sondern "Jagd auf sie machen". Der Beifall war enthusiastisch. "So lieben wir ihn", sagte eine ältere Delegierte.

Aufregung um Cherie Blair

Tony Blair mit seiner Frau Cherie
Tony Blair mit seiner Frau CherieBild: AP

Die Poster mit der Aufschrift "Tony Blair - der beste Premier aller Zeiten", die Videos auf den Großbildschirmen mit den schönsten Momenten seiner besten Tage konnten nicht über die ernste Führungskrise bei Labour hinwegtäuschen. Das demonstrierte allein schon die Aufregung, die vor Blairs Rede eine einzige angebliche Bemerkung seiner Frau ausgelöst hatte. "Cherie Blair torpediert die Botschaft der Einheit", schrieb der konservative "Daily Telegraph". Der linke "Guardian" machte Cherie Blairs angebliche "Bemerkung, die Gordon Browns großen Tag zerstörte" gar als Zitat zur Schlagzeile auf Seite eins: "Das ist eine Lüge". Der Satz soll gefallen sein, als Gordon Brown am Montag mit seiner Parteitagsrede gerade beim Punkt Versöhnung angekommen war. Der Mann, der im Verdacht steht, den Aufstand organisiert zu haben, der Blair zur Ankündigung seines Rücktritts trieb, sagte: "Es war für mich ein Privileg, mit dem erfolgreichsten Labour-Führer und Labour-Premierminister aller Zeiten zu arbeiten."

Wirklich wahr?

Brown und Blair
Wie gut verstehen sie sich wirklich? Brown (rechts) und BlairBild: AP

Ob Cherie Blair die in diesem Moment an einem Fernsehmonitor vorbei kam, wirklich verächtlich sagte "Das ist eine Lüge!" oder nicht, scheint kaum noch von Belang. "Wir wissen doch, dass dies Cheries Meinung über Brown ist", sagte ein Labour-Delegierter.

Grinsender Blair
Nimmt's mit Humor: Tony BlairBild: AP

Tony Blair stellte er sich mit einem Scherz hinter seine Frau: "Wenigstens muss ich mir keine Sorgen machen, dass sie mit dem Burschen von nebenan durchbrennt", sagte Blair unter dem Gelächter der Delegierten. Browns Büro ist in der Londoner Downing Street Nummer 11, neben dem des Premiers in der Nummer 10. (chr)