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Bleibt Baradei Chef der Atombehörde?

27. April 2005

Die Amtszeit des Chefs der Internationalen Atomenergie-Behörde läuft bis November. Hinter den Kulissen wird aber schon seit Monaten über el Baradeis Zukunft gestritten. Die endgültige Entscheidung wurde jetzt vertagt.

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Will seinen Posten behalten: Mohamed el BaradeiBild: dpa

Der Gouverneursrat der UN-Atombehörde verschob die Entscheidung über el Baradeis dritte Amtsperiode auf Juni. Die Sondersitzung des Rats, dem 35 IAEO-Mitgliedsstaaten angehören, war im März von der "Gruppe 77", einem
lockeren Bündnis von 77 Entwicklungsländern, gefordert worden.

Auf dem Treffen stand am Mittwoch (27.4.2005) die Personalie Mohammed el Baradei ganz oben auf der Tagesordnung. Der 63-Jährige hat die große Mehrheit der IAEO-Mitgliedsländer hinter sich und wird auch von den Europäern unterstützt. Der ägyptische Diplomat kann besonders auf die Stimmen der Entwicklungsländer hoffen, die sich wiederholt für seine Wiederwahl stark gemacht haben.

Bei dem kurzen Treffen am Mittwoch sprachen sich Indonesien als Vertreter der Blockfreien sowie China und Russland für el Baradei aus. Luxemburg erklärte, die EU mache sich "für eine Konsens-Lösung" stark. Die meisten EU-Länder mit Deutschland, Frankreich und
Großbritannien an der Spitze unterstützen jedoch die Wiederwahl el Baradeis. Nahezu zwei Drittel aller 35 Mitglieder des Gouverneursrats sollen bereits hinter el Baradei stehen.

Amerikanische Bedenken

Dagegen hat die US-Regierung Bedenken gegen eine dritte Amtszeit Baradeis. Der Behördenchef fiel vor dem Irak-Krieg in Washington in Ungnade, als er Bagdad Fortschritte bei der Zusammenarbeit mit den UN-Waffeninspekteuren bescheinigte, während die USA im UN-Sicherheitsrat Verbündete für einen Angriff suchten. Zur Zeit steht der Ägypter für einen behutsamen Umgang mit dem Iran im Atomkonflikt.

Mohamed El Baradei und Hans Blix im Sicherheitsrat
Mohamed el Baradei und Hans Blix vor dem Sicherheitsrat vor dem Irak-KriegBild: AP

Offiziell verweisen die USA jedoch auf eine Vereinbarung, wonach die Chefs wichtiger UN-Organisationen maximal zwei Amtszeiten dienen sollten. Allerdings war Baradeis Amtsvorgänger Hans Blix insgesamt 16 Jahre im Amt, dessen Vorgänger sogar 20 Jahre.

Japanische Überlegungen

Auch Japan hat offenbar noch keine endgültige Entscheidung getroffen. Die Regierung in Tokio würde gern selbst einen Nachfolger für Baradei nominieren, doch steht die überwältigende Mehrheit des Gouverneursrates hinter dem amtierenden Chef der UN-Behörde. (mik)