Blick nach Osten
19. Februar 2004Als das türkische Parlament im Oktober 2003 einer Entsendung von Truppen in den Irak zustimmte, unterstütze sie damit mehrere strategische Ziele von Regierungschef Recep Tayyip Erdogan. Zum einen trug diese Entscheidung dazu bei, die Beziehung zur Regierung der USA wieder zu kitten. Zwischen Ankara und Washington hatte es zuvor heftig geknistert, weil die Türkei den USA während das Irak-Kriegs nicht gestatten wollte, seine Soldaten an der türkischen Grenze zum Irak zu stationieren.
Aber nur die Zusammenarbeit mit den USA garantiert den Türken ein Mitspracherecht im benachbarten Unruheherd, so mutmaßt die türkische Presse. Bezeichnenderweise ist die Türkei auch das erste islamisch geprägte Land, dass eigene Truppen in den Irak entsendet hat.
Als eine weitere Motivation, mit den USA zu kooperieren, vermuten Beobachter, dass die Türkei auf diesem Wege gegen die Kämpfer der Kurdischen Arbeiterpartei im Norden des Iraks vorgehen will. Die Regierung in Ankara wehrt sich aber gegen solche Vorwürfe. Es wäre für sie in Hinblick auf eine Annäherung an die EU außerdem von Vorteil, wenn die Kampfhandlungen nun noch weiter zurückgingen.
Die Kurdenfrage hat auch lange die Beziehung der Türkei zu einem weiteren Nachbar in der Nahost-Region belastet: zu Syrien. Der Besuch des syrischen Staatsoberhaupts Baschar el Assad in der Türkei Anfang Januar 2004 signalisierte einen Wendepunkt. Die Türkei könnte in Zukunft sogar eine sehr bedeutsame Rolle im Nahen Osten spielen, vermuten politische Beobachter. (md)
In den folgenden Beiträgen können Sie sich genauer über die neue Außenpolitik der Türkei informieren.