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Reise

Blogs und ihre Macher: Die Video-Blogger

22. November 2016

Für das englisch-kanadische Blogger-Trio "A Brit and a Broad" ist die ganze Welt ein Fernsehstudio. Ihre weltweiten Reisen dokumentieren sie in ihrem Video-Blog.

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"A Brit and a Broad“ - Reisebericht
Reiseblogger Brianna Wiens und Macca SherifiBild: A Brit and a Broad

Macca Sherifi liebt es, vor Kameras zu stehen - und um die Welt zu reisen. Beides verbinden können er, seine Kollegin Brianna Wiens und Kameramann Brian Ceci bei der Arbeit für den Videoblog "A Brit and a Broad". Um sich aus der Masse der Reiseblogs abzuheben, setzen die drei vor allem auf außergewöhnliche Bilder aus mehr als 20 Ländern: Ob von der Gletscherwanderung in Grönland, der Andentour in Südamerika oder auch bei einem Sprung vom Segelboot ins tropisch warme Wasser der Karibik. Bei "A Brit and a Broad" läuft die Kamera immer mit. 

DW: Macca, Du bist Brite, Brian ist Kanadier. Wer ist "a Broad"?

Macca Sherifi: Oh, Brianna ist natürlich bei uns das schöne Mädel (engl. Umgangsspr. "broad"). Sie ist mit Brians Freundin und auch aus Kanada. Brian und ich kannten uns zufällig aus Laos und als wir uns mal wieder über das Reisen unterhielten, sagte er, die beiden würden einen Trip nach Zentral- und Südamerika planen. Zu der Zeit wusste ich schon, dass Brianna Schauspielerin ist

Die beiden wollten eine Reiseserie machen. Und als Fotograf und Reiseautor dachte ich natürlich: "Klingt super". So super, dass ich dann wohl irgendwie ihre Party gecrashed habe. Also haben wir dann eine Reiseshow zu dritt geplant. Mit Brianna und mir vor der Kamera - und Brian dahinter.

„A Brit and a Broad“ - Reisebericht
Ohne Kameramann und Producer Brian Ceci läuft nichtsBild: A Brit and a Broad

Was macht ihr bei "A Brit and a Broad" anders als andere Blogger?

Natürlich versuchen wir, wie wohl alle anderen Reiseblogger auch, die Leute zu animieren, selbst auf Reisen zu gehen - und das geht natürlich am besten im Video, wo die Leute selber miterleben können, wie schön es an den Orten ist, zu denen wir reisen. Dabei wollten wir aber nicht einfach nur uns zeigen, wie wir auf Reisen sind. Wir wollten eine echte Online-Reiseshow kreieren. Mit "A Brit and a Broad" haben wir versucht, das Video-Reisebloggen auf eine neue Ebene zu bringen. Mittlerweile laufen wir sogar bei  Apple TV.

„A Brit and a Broad“ - Reisebericht
Auf dem El Hoyo, einem Vulkanmassiv in NicaraguaBild: A Brit and a Broad

Birgt das nicht auch die Gefahr, vor lauter Professionalität nicht mehr authentisch rüberzukommen?

In der ersten Folge waren wir von Mexiko nach Panama unterwegs - und meiner Meinung nach war da alles schon sehr echt und unmittelbar. Wir waren ja wirklich zu dritt unterwegs auf einer langen Rucksackreise, nur dass wir an unsere Produktion schon damals recht hohe ästhetische  Ansprüche hatten. Brianna und ich wollten, dass uns die Zuschauer nicht nur wegen unserer Persönlichkeit schauen, sondern vor allem wegen des Reiseerlebnisses und wegen unserer Tipps zu Sehenswürdigkeiten, Essen und Unternehmungen vor Ort.

Wonach sucht ihr euch eure Reiseziele aus?

Meist suchen wir nach Zielen abseits des Mainstreams: Grönland zum Beispiel. Da fährt doch kaum jemand hin. Wir aber fanden es dort ziemlich romantisch. Dieses Gefühl mit der Welt zu teilen ist vermutlich das treibende Motiv hinter unserem Blog: Orte zeigen, die nicht von Touristen überlaufen sind. Lieber rücken wir da kleinere schöne Länder ins Licht.

„A Brit and a Broad“ - Reisebericht
Hütte in GrönlandBild: A Brit and a Broad

Wieviel Zeit verbringt ihr pro Jahr als "A Brit and a Broad" auf Reisen?

Wir haben pro Jahr etwa 30-60 Tage, an denen wir zusammen drehen. Hinzu kommen noch zwei Monate Postproduktion. Ansonsten reisen wir auch viel getrennt voneinander. Brianna war zuletzt viel in Kanada unterwegs. Brian ist viel für seine eigene Produktionsfirma auf Reisen. Außerdem macht er auch noch Freiwilligenarbeit in Afrika. Ich selber verbringe etwa sechs bis neun Monate pro Jahr auf Reisen. In diesem Jahr war ich bis jetzt in 16 Ländern!

Im Moment bist Du allein auf Bali, also in Indonesien unterwegs und hast während der letzten Tage auch schon einiges von dem riesigen Land zwischen Australien und Thailand mitbekommen: Was ist Dir an Orten im Gedächtnis geblieben?

Indonesien ist einfach fantastisch. Es hat die viertgrößte Bevölkerung der Welt mit 256 Millionen Menschen Prambanam auf Java ist der größte hinduistische Tempel Indonesiens und einer der beeindruckendsten Tempelanlagen, die ich bisher gesehen habe. Außerdem war ich zusammen mit anderen Bloggern und Journalisten in Raja Ampat, einer Inselgruppe im Osten des Landes. Das Gebiet ist sehr abgelegen und war wegen politischer Spannungen von 2012 bis 2014 für Touristen sogar teilweise gesperrt. Schade, denn in der Gegend gibt es unzählige Fischarten und es ragen viele kleine Felseninseln aus dem Wasser. Dort umherzusegeln war einfach großartig - und sollte auf jeder To-Do-Liste für die nächste Indonesien-Reise stehen.

„A Brit and a Broad“ - Reisebericht
Raja Ampat, eine abgelegene Inselgruppe im Osten IndonesiensBild: A Brit and a Broad

Macht es für das Reisen einen Unterschied, dass Indonesien ein muslimisches Land ist?

Wir schenken dem auf jeden Fall Beachtung und wollen diese Andersartigkeit auch unserem Publikum nahebringen. Menschen, die andere Länder bereisen und dort nichts über die Kultur und Gesellschaft lernen wollen, bekommen doch vom wahren Charakter des Landes gar nichts mit. Wir versuchen immer, so viel wie möglich über die Kultur und das Erbe der Orte herauszufinden, an die wir reisen. Schließlich geht es ja immer auch darum, das Land aus der Perspektive der Leute zu zeigen, die dort leben.

Wer hat Dich in Indonesien besonders beeindruckt?

Am zweiten Tag der Pressereise haben wir einen 86 Jahre alten Mann auf einer Teeplantage in Bandung [auf Java, Anm. d. Red.]. Er hatte sein ganzes Leben lang dort gearbeitet.  Das einzige, was in seiner Heimat all die Jahre angehalten habe, sei das konstante Wachstum, sagte er. In seiner Kindheit hatte Bandung gerade knapp mehr als 100.000 Einwohner. Heute ist die Stadt eine Metropole mit mehr als zwei Millionen Menschen. Ich glaube, so eine Veränderung kann einen echt mitnehmen.

„A Brit and a Broad“ - Reisebericht
Prambanam - der größte Hindhu-Tempel IndonesiensBild: A Brit and a Broad

Was ist Dir aus dem täglichen Leben im Gedächtnis geblieben?

Na ja, zunächst mal mag hier anscheinend Jeder Nasi- oder Mi Goreng mit viel Sambal. Das scheint hier das Gewürz überhaupt zu sein. [lacht] Ansonsten habe ich die Indonesier als unfassbar neugierig erlebt. Obwohl es hier mittlerweile so viele Touristen gibt, wollen sie immer noch von Dir wissen, wer Du bist und woher Du kommst.

„A Brit and a Broad“ - Reisebericht
Buddhistisches Erbe: Borobur-Tempel in IndonesienBild: A Brit and a Broad

Was passiert als nächstes bei "A Brit and Abroad?"

Wir wollen demnächst unbedingt noch an zwei Orten drehen: Japan und Neuseeland. Diesen wundervollen Mix aus Wolkenkratzern, wunderschönen Landschaften und verrückten Sehenswürdigkeiten - und einem starken Bewusstsein für die eigene Kultur: das ist es, was wir zeigen wollen.

Außerdem würde ich gerne mal eine Tour von Estland bis Bulgarien am Stück machen - also über Lettland, Litauen und die Ukraine. Seltsamerweise lassen viele Touristen den Osten Europas immer noch links liegen. Dabei ist es dort wirklich schön und es gibt viel zu entdecken. Wir alle denken ja beim Reisen gerne erst mal an ferne Länder. Aber ich denke, Europa ist so ein lohnendes Reiseziel. Und für mich als Londoner liegt es direkt vor der Haustür.

Autoren: Matthias Steinbrecher und Taina Niederwipper