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Blutgrätsche aus dem Hüftgelenk

Wolter von Tiesenhausen8. August 2003

Ein junger Mann, gerade einmal 23 Jahre alt, hat für Furore in Deutschland gesorgt. Philipp Mißfelder heißt er, ist und hat etwas dagegen, dass die Alten ihre Gesundheit auf Kosten der Jungen pflegen.

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In Zukunft - so die Anregung des Vorsitzenden der christdemokratischen Jugend, der Jungen Union - sollten Menschen über 85 Jahre ihre Zahnprothesen und künstlichen Hüftgelenke selber bezahlen. Die Solidargemeinschaft der Krankenkassenmitglieder dürfe mit so etwas nicht mehr belastet werden. Der Aufschrei der Empörung erschall landesweit. Quer durch die Parteien bekam der aufmüpfige Jungpolitiker sein Fett ab, denn - darüber war man sich einig - so etwas denkt man vielleicht, aber sagen darf man es nicht.

Dabei liegt dieser Philipp Mißfelder gar nicht so falsch. Offenbar weiß er aus eigener Erfahrung, dass Opa und Oma mehr Geld haben, als sie ausgeben können. Wie sonst wären gelegentliche Barzuwendungen an die Enkel zu erklären. Also kann es doch nicht so falsch sein, sie bei nicht lebenswichtigen Gesundheitsreparaturen zur Kasse zu bitten.

Was bringt schon ein makelloses Gebiss, ein elastischer Gang, wenn man über 85 ist? Nein, her mit dem Geld für die Jungen, die bei der Kirmesschlägerei den Zahn verloren, die mit dem Motorrad im Graben landeten und beim Fußballspielen ein Opfer der Blutgrätsche wurden. Solidarität der Generationen ist gefragt: Der eine beisst die dicken Brocken, damit der andere geruhsam humpeln kann.