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Blutige Geiselnahme in Armeniens Hauptstadt

17. Juli 2016

Radikale haben in Eriwan eine Polizeistation besetzt, ein Polizist starb dabei. Sie forderten die Freilassung eines Regimekritikers und den Rücktritt des Staatspräsidenten.

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Polizisten blockieren eine Straße vor einem besetzten Polizeigebäude (Foto: Reuters/M. Baghdasaryan)
Polizisten blockieren eine Straße in Eriwan nachdem Bewaffnete eine Polizeistation gestürmt haben.Bild: Reuters/M. Baghdasaryan

Mit Waffengewalt haben Oppositionelle in Armeniens Hauptstadt Eriwan ein Polizeigebäude besetzt und mehrere Geiseln genommen. Ein Polizist sei getötet und zwei weitere verletzt worden, teilten die Sicherheitsbehörden mit. Demnach wurden zwei Geiseln wieder freigelassen. Unter den Geiseln war auch der stellvertretende Chef der nationalen Polizei.

"Der armenische Staat funktioniert weiter normal, die Polizei erfüllt ihre Pflichten, um die öffentliche Ordnung und Sicherheit zu schützen", erklärte die nationale Sicherheitsbehörde. Zuvor hatte es in sozialen Netzwerken Gerüchte über einen laufenden Umsturzversuch gegeben - wohl inspiriert vom Putschversuch im Nachbarland Türkei. Auf Facebook verlangte einer der Geiselnehmer den Rücktritt des armenischen Staatspräsidenten Sersch Sargsjan. Die Behörden warfen den Geiselnehmern vor, in sozialen Medien "Desinformation" über die Besetzung weiterer Gebäude zu verbreiten.

Galionsfigur der Regimekritiker sollte freigepresst werden

Laut dem Abgeordneten Nikol Paschinjan, der mit den Geiselnehmern verhandelte, hatte die Gruppe zunächst acht Polizisten in ihrer Gewalt. Eine der Hauptforderungen der Angreifer war die Freilassung von Schirajr Sefiljan, eines inhaftierten Oppositionsführers. Dieser war im vergangenen Monat wegen illegalen Waffenbesitzes festgenommen worden. Ihm wurde - gemeinsam mit sechs weiteren Inhaftierten - vorgeworfen, er hätte eine Verschwörung zur Besetzung mehrerer Regierungsgebäude und Telekommunikationseinrichtungen geplant.

Der ehemalige Armeekommandeur Sefiljan gilt als einer der schärfsten Kritiker von Präsident Sargsjan. Bereits vor zehn Jahren war er für eineinhalb Jahre im Gefängnis, nachdem er zum gewaltsamen Umsturz der Regierung aufgerufen hatte. Er kritisiert vor allem den Umgang der Regierung im Konflikt um die Region Berg-Karabach.

vk/qu (afp, dpa, rtr)