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Boko Haram: Wir haben deutsche Geisel

1. November 2014

Die Terrorgruppe Boko Haram dementiert eine angebliche Waffenruhe und brüstet sich mit der Entführung eines Deutschen. Der wurde bereits Mitte Juli im Nordosten Nigerias gekidnappt. Berlin hüllt sich in Schweigen.

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Der Chef von Boko Haram, Abubakar Shekau (Foto: picture alliance/AP Photo)
Bild: picture alliance/AP Photo

Die Islamistengruppe Boko Haram hält nach eigenen Angaben einen im Nordosten Nigerias entführten Deutschen als Geisel. Das sagt Boko-Haram-Anführer Abubakar Shekau (Artikelbild) in einem Video, das der Nachrichtenagentur AFP vorliegt. Das Auswärtige Amt in Berlin wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Fall äußern.

Mehrere bewaffnete Männer auf Motorrädern hatten den Deutschen im Juli verschleppt. Der Überfall ereignete sich in der Stadt Gombi im Bundesstaat Adamawa. Das Opfer leitete in Gombi ein staatliches Bildungszentrum. Zu der Entführung hatte sich zunächst niemand bekannt. Boko Haram hat in der Vergangenheit wiederholt Ausländer entführt, darunter im Januar 2012 einen deutschen Bauingenieur. Der Mann wurde Wochen später bei einer missglückten Befreiungsaktion getötet.

"Es gibt keine Waffenruhe"

In dem neu veröffentlichen Video bestreitet Boko-Haram-Führer Shekau auch, dass es eine Waffenruhe mit der Regierung gebe. Den angeblichen Vertreter der Islamistenmiliz, Danladi Amadu, der mit der nigerianischen Führung verhandelt haben soll, kenne er nicht. "Wir haben mit niemandem verhandelt, es ist eine Lüge", sagt Shekau in dem Mitschnitt, der ihn mit 15 bewaffneten Kämpfern zeigt. "Wir werden nicht verhandeln - was gehen uns Verhandlungen an?" so der Terrorchef weiter. Nach Darstellung der Regierung indes werden die Gespräche mit Danladi in der Hauptstadt des Tschad, N'Djamena, fortgesetzt.

Mit dem Dementi schwinden auch die Hoffnungen auf eine Freilassung der mehr als 200 Schülerinnen, die Mitte April im Nordosten des Landes von Boko Haram verschleppt worden waren. Die Mädchen seien alle zum Islam konvertiert und verheiratet worden. Eltern der Schülerinnen reagierten geschockt auf die Nachricht. Die nigerianische Regierung hatte Mitte Oktober erklärt, sich mit der Terrorgruppe auf eine Waffenruhe geeinigt zu haben.

Mindestens zehn Tote bei Anschlag auf Busbahnhof

Ebenfalls im Nordosten Nigerias waren am Freitagmorgen bei einem Bombenanschlag mindestens zehn Menschen getötet und mehr als 30 verletzt worden. Für die Tat in Gombe, der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates, übernahm bislang niemand die Verantwortung. Es wird jedoch vermutet, dass Boko Haram auch hinter dieser Tat steckt. Der Sprengsatz explodierte auf dem zentralen Busbahnhof der Stadt.

Zerstörte Kleinbusse nach dem Anschlag in Gombe (Foto: picture-alliance/dpa)
Alltag des Grauens: Zerstörte Kleinbusse in GombeBild: picture-alliance/dpa

Die Extremistengruppe kämpft seit Jahren mit Gewalt für einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias. Seit 2009 tötete Boko Haram bei Anschlägen und Angriffen auf Polizei, Armee, Kirchen und Schulen mehr als 10.000 Menschen, allein in diesem Jahr mehr als 3000.

sti/jj/gmf (afp, dpa)