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Bombenpaket an Merkel aus Athen

2. November 2010

Vermutlich griechische Linksextremisten haben Bundeskanzlerin Angela Merkel ein Sprengstoffpaket geschickt. Polizeiexperten in Berlin machten die Bombe unschädlich. Verletzt wurde niemand. Merkel war in Belgien.

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Kanzleramt in Berlin (Archivfoto: dpa)
Kanzleramt in BerlinBild: picture-alliance/dpa

Regierungssprecher Steffen Seibert teilte am Dienstagabend (02.11.2010) mit, das Päckchen sei an die Kanzlerin persönlich adressiert gewesen. "Der Inhalt war geeignet, Menschen zu verletzen", erklärte Seibert. "Wir sind vor allem heilfroh, sagen zu können, dass niemand - kein Polizist und auch kein Mitarbeiter des Kanzleramtes - zu Schaden gekommen ist", sagte der Regierungssprecher. Die Sicherheitskräfte hätten "sehr umsichtig" gehandelt. Experten der Berliner Polizei zerschossen das Päckchen mit einer Wasserkanone. Merkel war tagsüber zu politischen Gesprächen in Belgien und kehrte erst am Abend nach Berlin zurück. Sie dankte den Beamten für ihren Einsatz.

Sprengstoff wird untersucht

Innenminister de Maiziere (Foto: AP)
Innenminister de MaiziereBild: dapd

Während Regierungssprecher Seibert sich zum genauen Inhalt des Pakets nicht äußern wollte, bestätigte Innenminister Thomas de Maiziere, dass die Sendung Sprengstoff enthalten habe. Dieser hätte "nicht unerheblichen Schaden anrichten können". Die genaue Art des Sprengstoffs sei aber noch nicht endgültig ermittelt, sagte der CDU-Politiker in Berlin.

Das Paket sei vor zwei Tagen in Griechenland abgeschickt worden, sehr wahrscheinlich von einer linksextremistischen Gruppe. Das Paket sei quasi baugleich mit diversen Paketbomben, die in den vergangenen zwei Tagen in Athen und an anderen Orten aufgefunden worden seien, erläuterte der Innenminister. Als angeblicher Absender war das griechische Wirtschaftsministerium angegeben.

Keine Verbindung in den Jemen

Einen Zusammenhang mit Terrorgruppen aus dem Jemen gebe es offenkundig nicht, betonte de Maiziere. Am Freitag waren zwei aus dem Jemen abgeschickte Pakete mit funktionsfähigen Sprengsätzen in Frachtflugzeugen auf Flughäfen in Großbritannien und Dubai entdeckt worden. Sie waren an jüdische Einrichtungen in Chicago adressiert. Die westlichen Sicherheitskräfte vermuten das Terrornetzwerk El Kaida als Täter.

Gebäude der deutschen Botschaft in Athen (Archivfoto: dpa)
Gebäude der deutschen Botschaft in AthenBild: picture-alliance/dpa

In der griechischen Hauptstadt Athen wurde die Polizei auch am Dienstag von der Paketbomben-Serie in Atem gehalten, die an Botschaften verschickt wurden. Menschen wurden bislang nicht verletzt. Am Dienstagabend wurden nach Polizeiangaben zwei verdächtige Pakete auch auf dem Athener Flughafen gefunden. Presseberichten zufolge enthalten die Päckchen jeweils ein chemisches Pulver, das sich beim Öffnen des Pakets entzündet.

Paket an Deutsche Botschaft

Neben diplomatischen Vertretungen anderer Länder erhielt auch die deutsche Botschaft in Athen am Dienstag ein verdächtiges Päckchen. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes in Berlin schlug bei der Überprüfung des als Büchersendung deklarierten Pakets ein Metalldetektor an. Daraufhin sei die Sendung dem Kurierdienst zurückgegeben worden. Dieser habe es unschädlich gemacht. Eines der am Montag entdeckten Pakete war an den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy adressiert gewesen. Ebenfalls am Montag nahm die griechische Polizei während der Fahndung nach den Absendern der Paketbomben zwei Verdächtige fest. Einer von ihnen soll einer anarchistischen Gruppe angehören.

Nach den tödlichen Schüssen eines Polizisten auf einen Jugendlichen in Athen im Dezember 2008 haben sich in Griechenland neue linksextremistische Untergrundgruppen gebildet, die Bomben- und Brandanschläge auf Polizeistationen, Banken und staatliche Einrichtungen verüben. Auch die Sparpolitik des hochverschuldeten Griechenlands und die Europäische Union sind ins Visier der Extremisten geraten.

Autor: Michael Wehling (dpa, afp, rtr, dapd)
Redaktion: Martin Schrader