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Bombenterror in ägyptischem Badeort

24. Juli 2005

Mehr als 80 Menschen wurden bei Bombenexplosionen im Badeort Scharm el Scheich getötet. Die meisten von ihnen waren Ägypter. Weit über 100 Menschen sind verletzt. Zahlreiche Urlauber haben das Land bereits verlassen.

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Schlange stehen für den Abflug aus Scharm el ScheichBild: dpa

Nach den verheerenden Terroranschlägen im ägyptischen Scharm el Scheich sind bis Sonntagmittag (24.7.2005) rund 350 deutsche Urlauber aus Ägypten zurückgekehrt. Auch Touristen aus anderen Ländern, wie Israel, der Schweiz, Belgien, Frankreich und Italien sind vorzeitig abgereist. Die Zahl derjenigen Deutschen, die ihren Urlaub fortsetzen, ist jedoch viel höher: Nach Angaben des Deutschen Reisebüro und Reiseveranstalterverbandes (DRV) waren zum Zeitpunkt der Anschläge insgesamt 4200 Gäste deutscher Veranstalter in Scharm el Scheich.

Vor allem Einheimische betroffen

Bei der bislang verheerendsten Serie von Terroranschlägen in Ägypten sind im Badeort Scharm el Scheich am Roten Meer mehr als 80 Menschen - zumeist Ägypter - getötet worden. Auch mehrere Ausländer sind unter den Toten. Mindestens 130 Menschen seien zum Teil schwer verletzt worden, teilte das Innenministerium in Kairo weiter mit. Zu dem Blutbad bekannte sich eine angeblich mit dem Terrornetz El Kaida verbundene Gruppe.

Auch Deutsche sind verletzt

Nach gegenwärtigem Kenntnisstand befinden sich unter den Verletzten auch deutsche Urlauber. Das Auswärtige Amt teilte am Sonntag mit, es gebe weiterhin keine konkreten Hinweise auf deutsche Schwerverletzte oder Todesopfer. Dies seien jedoch vorläufige Angaben, da die Aufklärungsarbeiten noch liefen. Nicht bestätigen konnte das Auswärtige Amt Berichte, wonach unter den Toten zwei Deutsche sein sollen. Im Gebiet von Scharm el Scheich ist derzeit Hochsaison, auch einige tausend Deutsche machen dort derzeit Urlaub. Mehrere große deutsche Reiseveranstalter teilten mit, ihre Gäste in Ägypten seien wohlauf.

Drei Bomben in wenigen Minuten

Die drei Bomben gingen in der Nacht zum Samstag (23.7.) in Scharm el Scheich und dem benachbarten Touristenzentrum Naama Bay hoch. Die erste Explosion ereignete sich um 1.15 Uhr Ortszeit (0.15 Uhr MESZ) auf einem belebten Basar der Stadt, als eine Autobombe explodierte. Ob es sich dabei um den Anschlag eines Selbstmordattentäters handelt, ist bislang unklar.

Anschlagserie in Scharm el Scheich, Ägypten
Das Ghazala Gardens Hotel nach dem AnschlagBild: dpa

Wenige Minuten später raste nach Angaben von Augenzeugen bei dem schwersten der drei Anschläge ein Auto in die Eingangshalle des Ghazala Garden Hotels in Naama Bay. Ein Wachmann, der das Fahrzeug aufhalten wollte, wurde getötet. Ein Teil des Hotels stürzte ein. Die dritte Bombe, die womöglich in einer Tasche versteckt war, explodierte auf einem Parkplatz vor einem Café, das vor allem von ägyptischen Hotelangestellten besucht wird.

Weltweites Entsetzen

Es war der schwerste Anschlag in Ägypten seit dem 17. November 1997. Damals töteten islamistische Attentäter in der oberägyptischen Stadt Luxor 58 Urlauber, darunter vier Deutsche, sowie vier Ägypter. Die USA, Frankreich, Italien, Russland, die Bundesrepublik und andere Länder verurteilten die Anschläge. Papst Benedikt XVI. forderte die Attentäter auf, "nicht mehr den Weg der Gewalt einzuschlagen". Der ägyptische Innenminister Habib el-Adli brachte die Anschläge mit den Attentaten im Sinai-Badeort Taba sowie auf zwei Touristencamps bei Nuweiba vom Oktober 2004 in Verbindung, bei denen 34 Menschen - zumeist Israelis - starben.

Bekennerschreiben liegt schon vor

In einer auf einer Internetseite veröffentlichten Botschaft erklärte eine Terrorgruppe am Samstag, die Attentate seien ein Schlag gegen "Kreuzfahrer, Zionisten und das abtrünnige ägyptische Regime". Die Echtheit der Botschaft war zunächst nicht festzustellen.

Notrufnummer des Auswärtigen Amtes

Die Deutsche Botschaft in Kairo richtete einen Krisenstab ein und entsandte zur Betreuung möglicher deutscher Betroffener ein Krisenteam nach Scharm el Scheich. In Berlin wurde das Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amtes personell verstärkt. Es koordiniert seine Arbeit mit den deutschen Reiseveranstaltern (Telefon 030-5000 2000). Reiseveranstalter boten Urlaubern unterdessen Umbuchungen an. (kap)