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Bosch setzt auf Chips

18. März 2010

Der größte Autozulieferer der Welt hat im süddeutschen Reutlingen eine neue Halbleiterfabrik eröffnet. Das Chipwerk ist die größte Einzelinvestition in der Unternehmensgeschichte. Die Kosten: 600 Millionen Euro.

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Außenaufnahme von neuem Chip-Werk
Neues Bosch-Chipwerk in ReutlingenBild: Bosch

Bosch will sich mit der neuen Chip-Produktion Anteile am wachsenden Markt für Auto-Elektronik sichern. "Wenn wir Motoren noch sparsamer und das Auto noch sicherer machen wollen, wird das nur mit mehr Elektronik möglich sein", so Bosch-Chef Franz Fehrenbach bei der Eröffnung der neuen Fabrik. Schon jetzt stecken in jedem Auto Halbleiter im Wert von über 200 Euro. Fehrenbach geht davon aus, dass sich die Zahl in den nächsten zehn Jahren mehr als verdoppeln wird.

Köhler optimistisch

Bosch-Mitarbeiter in Spezialanzügen arbeiten mit Laborgeräten und prüfen Siliziumscheiben
Bosch-Mitarbeiter prüfen SiliziumscheibenBild: Bosch

Auch für Bundespräsident Horst Köhler sind die neuen Potentiale der Chipindustrie ein Grund zum Optimismus: "Wenn ich sehe, was Ingenieure in Deutschland alles schaffen, dann bin ich sicher: Die Krise wird uns nicht kleinkriegen." Wem es um Nachhaltigkeit gehe, für den sei der Strukturwandel keine Bedrohung, sondern eine "Herausforderung zu neuen Hochleistungen", so Köhler während seiner Eröffnungsrede im neuen Halbleiterwerk.

In Reutling sollen von nun an verschiedene Arten von Mikrochips produziert werden: Elektronische Schaltkreise, die Daten verarbeiten und Sensoren, die Daten sammeln. Grundlage für diese Chips sind hauchdünne Siliziumscheiben, die so genannten Wafer. Der Herstellungsprozess hierfür ist so aufwendig, dass es sechs Wochen dauert, bis eine Siliziumscheibe alle Herstellungsschritte durchlaufen hat. Bis 2016 sollen 800 Beschäftige im neuen Werk arbeiten. Dann sollen täglich 1000 dieser Siliziumscheiben die Anlage verlassen.

Bekenntnis zum Standort

Siliziumscheiben-Fertigung in Reutlingen - rund eine Million Chips sollen das Werk am Tag verlassen
Rund eine Million Chips sollen das Werk bei voller Auslastung am Tag verlassenBild: Bosch

Für Bosch-Chef Fehrenbach ist die neue Chipfabrik in Reutlingen auch ein klares Bekenntnis zum Standort Deutschland. Neben der Infrastruktur, der Nähe zu anderen Bosch-Werken und engen Kooperationen mit Hochschulen der Region gab es noch einen weiteren Grund für die Standortentscheidung: Die Autohersteller, die die Chips kaufen, haben die Fertigung gerne in der Nähe zu den eigenen Fabriken und setzen auf langjährige Beziehungen zu den Lieferanten. Fehrenbach appellierte dabei aber auch an die Politik. Nur sie könne die nötigen Voraussetzungen schaffen, damit "Zukunftsthemen in Deutschland erfolgreich vorangetrieben werden".

Hohe Erwartungen

Elektroauto mit offener Motorhaube - die Autos der Zukunft stecken voller Hochleistungs-Elektronik
Die Autos der Zukunft stecken voller Hochleistungs-ElekronikBild: DW

In der Automobilindustrie spielen die Chips zum Beispiel bei der Navigation, Motorsteuerung und bei Sicherheitssystemen wie dem ABS eine Rolle. Neue elektronische Systeme ermöglichen zudem eine Verringerung des Verbrauchs – zum Beispiel durch intelligente Start/Stopp-Systeme im Stadtverkehr. In Hybrid- und Elektrofahrzeugen sollen zukünftig noch hunderte weitere Chips hinzukommen. Und auch bei der Consumer-Elektronik – also beispielsweise bei Laptops und Handys – erobern Sensoren zunehmend die Geräte. Bei neuen Mobiltelefonen steuern winzige Sensoren den Bildschirm. So erkennt das Handy zum Beispiel, ob es quer oder hochkant gehalten wird und wechselt seine Bilddarstellung automatisch ins passende Format.

Die hohen Erwartungen in die Zukunft der Chip-Produktion führten dazu, dass der Bau des neuen Halbleiterwerks trotz aller Sparmaßnahmen weitgehend ungeschoren davonkam. Letztes Jahr hatte das Autoelektronik-Geschäft von Bosch mit einem Umsatzminus von fast zwanzig Prozent zu kämpfen. Durch die neue Chip-Technik rechnet das Unternehmen dieses Jahr wieder mit einem Plus von mindestens fünfzehn Prozent.

Autor: Jan-Philipp Scholz

Redaktion: Insa Wrede