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Bosnien klagt Serben-Politiker an

31. Dezember 2015

Die bosnische Staatsanwaltschaft geht gegen vier bosnisch-serbische Politiker wegen Kriegsverbrechen vor. Darunter ist ein hochrangiges Ex-Mitglied der bosnischen Präsidentschaft.

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Borislav Paravac 2005 (Foto: picture-alliance/dpa/A.Emric/Detail)
Borislav Paravac im Jahr 2005Bild: picture-alliance/dpa/A.Emric/Detail

Wie die bosnische Staatsanwaltschaft in Sarajevo mitteilte, werden dem 72-jährigen Borislav Paravac, ehemaliges serbisches Mitglied der Präsidentschaft des Landes, Verbrechen gegen Kroaten und Muslime zu Beginn des Bosnien-Krieges zur Last gelegt.

Von Mai 1992 bis Ende 1993 soll sich Paravac an systematischen Angriffen bosnisch-serbischer Einheiten auf die kroatische und muslimische Bevölkerung in der Region von Doboj und Teslic beteiligt haben. Paravac war seinerzeit Bürgermeister von Doboj und leitete einen "Krisen-Generalstab". Mit ihm sind drei weitere Männer wegen dieser Verbrechen angeklagt. Es sollen ehemalige hochrangige Politiker der serbischen Lokalregierung in Doboj in Nordbosnien sein.

Laufende Verfahren vor UN-Tribunal

Paravac war von 2003 bis 2006 Mitglied der bosnischen Präsidentschaft; auch bekleidete er den Posten des Vizepräsidenten des bosnischen Parlaments. Der 72-Jährige ist das zweite serbische Mitglied der Präsidentschaft, das wegen Kriegsverbrechen belangt wird. Der andere bekannte Politiker, Momcilo Krajisnik, war von der internationalen Justiz zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden. In Den Haag stehen derzeit auch die beiden ehemaligen bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic und Ratko Mladic unter anderem wegen Völkermordes vor Gericht.

Der Fall Paravac wurde der bosnischen Justiz vom Haager UN-Tribunal für Ex-Jugoslawien übergeben, nachdem dort die ersten Ermittlungen vorangetrieben worden waren. Im Bosnien-Krieg (1992 bis 1995) wurden mehr als 100.000 Menschen getötet. Zwei Millionen Menschen, die Hälfte der damaligen Bevölkerung, wurden vertrieben.

pab/wa (afp, dpa)