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Boykott Israels?

14. August 2009

Die kanadische Bestsellerautorin Naomi Klein setzt sich für einen internationalen Boykott Israels ein. Nur so könne die Besetzungsmacht in die Knie gezwungen werden und Frieden im Nahen Osten einkehren.

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Naomi Klein(Foto:DW)
Signierstunde - Naomi Klein auf ihrer Autorenreise durch PalästinensergebieteBild: DW

Im malerischen American Colony Hotel im Ostteil der Stadt Jerusalem hat sich an diesem Freitagnachmittag ein bunt gemischtes Publikum versammelt. Die kanadische Schriftstellerin Naomi Klein signiert hier ihren Bestseller "Die Schockstrategie", der gerade auf Hebräisch und Arabisch erschienen ist.

Es ist eine ungewöhnliche Autorenreise, die Klein unternommen hat, denn die weltbekannte Autorin hat einen großen Bogen um Tel Aviv, das kulturelle Epizentrum Israels, gemacht. Stattdessen war sie in Gaza, in Ramallah und in Bilin, wo jedes Wochenende Palästinenser mit Unterstützung linker Israelis und Ausländer an der Sperranlage gegen ihre Enteignung protestieren. Klein, die mit ihrer Herausgeberin Yael Lerer unterwegs ist, ist fasziniert von der kreativen Autorenreise. "Wir arbeiten zusammen mit den Palästinensern, die dazu aufgerufen haben, Israel mit Investitionsstopp und Sanktionen zu belegen. Ich argumentiere, dass es in diesem Land nicht genügend Anreize für Frieden gibt."

Der Handel mit der Sicherheit

Israelischer Sicherheitsmann(Foto:AP)
Die israelische Wirtschaft profitiert vom Handel mit der absoluten SicherheitBild: AP

Israel habe sich in dem Konflikt mit den Palästinensern gut eingerichtet. Ein großer Teil der israelischen Wirtschaft wolle keinen Frieden, denn die israelische Wirtschaft habe längst gelernt vom andauernden Krieg zu profitieren, davon ist die Autorin überzeugt. Die Wirtschaft habe sich nach dem Zusammenbruch der High-Tech-Blase auf hochentwickelte Sicherheitstechnologie spezialisiert, die sie in die gesamte westliche Welt verkaufe. "Israel positioniert sich als das Land, das versteht, wie man eine Festung baut. Es entwickelt sich immer mehr zu einer Festung." Ob am Flughafen, oder beim Gebrauch biometrischer Daten, viele dieser Technologien würden in Israel getestet werden, sagt die Autorin. Das Land habe sich selbst zu einem Labor für Sicherheitstechnologien entwickelt. Doch Israel exportiere nicht nur die Technologie, sondern auch die Idee der Festung in der feindlichen Umgebung, so Klein. "Und dann sagt Israel: schaut mal, wir sind hier mittendrin, umgeben von Feinden, die irrational sind, die uns ins Meer werfen wollen. Wir können mit ihnen nicht verhandeln und darum haben wir für uns die beste Luftblase der Welt errichtet und diese Luftblase, die bieten wir zum Verkauf an." Diese Idee, man könne umgeben von Feinden in einer Blase der Normalität und der Sicherheit leben, sei der Exportschlager Israels, sagt Naomi Klein.

Vom Krieg profitieren

In Israel selbst werde die innere Sicherheit zunehmend privatisiert. An den Checkpoints und am Grenzübergang Erez sind inzwischen private Firmen tätig, die im Auftrag des Staates die Passanten kontrollieren. Und auch der Bau der Sperranlage im palästinensischen Westjordanland wird von privaten Firmen betrieben. Er kostet den Staat zwischen zwei und drei Milliarden Dollar. Für die israelische Bauindustrie ein Riesengeschäft. Vor allem die zwei israelische Unternehmen Elbit und Magal seien hauptsächlich in den Bau der Mauer involviert, weiß Klein. "Magal hat geholfen, dass Sicherheitssystem für Buckingham Palace zu bauen, und Elbit baut zusammen mit Boeing den Zaun an der Grenze zwischen den USA und Mexiko." Es gehe also nicht nur darum, dass die Sicherheit eine riesige Privatindustrie in Israel sei, sondern es gehe auch um den Export dieser Industrie, davon ist Klein überzeugt.

Kämpfen für den Frieden

Naomi Klein(Foto:DW)
Setzt sich für einen Boykott Israels und für den Frieden im Nahen Osten ein.Bild: DW

Deswegen unterstützt die Autorin die palästinensische Kampagne BDS "Boycott, Divestment, Sanctions", zu Deutsch: Boykott, Investitionsstopp, Sanktionen. BDS wurde im November 2007 ins Leben gerufen, mit dem Ziel, Israel als Besatzungsmacht an den Pranger zu stellen und durch internationale Isolation und Boykott in die Knie zu zwingen. Man dürfe die Lage im Nahen Osten nicht als normal akzeptieren, sagt Naomi Klein, sondern man müsse dafür sorgen, dass der Frieden wieder ein erstrebenswertes Ziel sei. "Ich denke, wenn wir Künstler und Schriftsteller hierher kommen und so tun, als ob alles normal wäre, dann tragen wir dazu bei, dass es keinen Anreiz zum Frieden gibt. Ein anderes Volk für 41 Jahre unter Besatzung zu halten, sollte nicht normal sein."

Autorin: Bettina Marx

Redaktion: Michaela Paul