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BP muss tief in die Tasche greifen

4. Juni 2010

Sechs Wochen nach Beginn der Ölpest präsentiert die US-Regierung dem Konzern die erste Rechnung in Millionenhöhe. Und Präsident Obama äußerte bei einem Talkshow-Auftritt publikumswirksam seine Wut über den Öl-Multi.

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Eine riesige Absaugglocke an der Katastrophenstelle(Foto: AP)
Experten versuchen, mit einer Absaugglocke die Ölpest im Golf von Mexiko zu stoppenBild: AP

Der Ärger auf BP ist groß. Jetzt kommen auf den britischen Energiekonzern wegen der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko hohe Kosten zu. Das US-Präsidialamt gab bekannt, dass die Regierung in Washington dem Energiekonzern eine erste Rechnung über 69 Millionen Dollar schicken werde. Darin enthalten sind die bisherigen Ausgaben zur Beseitigung der schlimmsten Ölpest in der US-Geschichte. Bis zum 1. Juli muss BP die Rechnung begleichen. Für Washington ist klar: Die US-Steuerzahler sollten ihr Geld zurückerhalten. Die Regierung hat bereits tausende Helfer eingestellt, die bei der Eindämmung des Ölteppichs helfen sollen.

Obama ist richtig sauer auf BP

US-Präsident Barack Obama ist nach eigenen Worten richtig sauer über die Ölpest im Golf von Mexiko: "Ich bin über diese ganze Situation wütend", sagte er in der CNN-Talkshow "Larry King Live". "Hier hat jemand die Konsequenzen seines Handels nicht zu Ende gedacht", sagte er der Talkshow-Ikone King, dessen Sendung ihr 25-jähriges Jubiläum feiert. Mehrfach machte Obama klar, dass es in der Verantwortung von BP liege, den Schaden durch die Ölpest wieder gutzumachen. Seine eigene Aufgabe sei es, BP zur Verantwortung zu ziehen. Obama reist an diesem Freitag (04.06.2010) erneut in die betroffene Region und verschob dafür einen Trip nach Australien und Indonesien. In den USA werfen Obama Kritiker erneut vor, er habe das Ausmaß der Krise zunächst unterschätzt und handele nicht entschlossen genug.

Obama knieend mit einer Gesprächspartnerin vor dem Golf von Mexiko (Foto: AP)
Er ist richtig sauer über die Ölkatastrophe: US-Präsident Barack ObamaBild: AP


Auch Obamas Umgebung bemühte sich, den Eindruck eines in Anbetracht der Öl-Katastrophe zu wenig betroffenen Präsidenten zu zerstreuen. "Wenn man ein Loch in Ozean stopfen könnte, in dem man auf und ab springt und herumschreit, dann hätten wir das vor fünf oder sechs Wochen getan", erklärte Obamas Sprecher Robert Gibbs das Krisenmanagement im Weißen Haus. Und auch der Präsident selbst gab sich im lockeren Gespräch mit Larry King betont motiviert: Sein Arbeitsplatz als US-Präsident sei immer noch "der beste Job der Welt". Es sei ein Privileg, jeden Morgen aufzuwachen und "die Gelegenheit zu haben, dem amerikanischen Volk zu dienen und sein Leben ein bisschen besser zu machen."

Riesenschere hat Ölleitung gekappt

Warme Worte, die jedoch die Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko auch nicht stoppen. BP versucht unterdessen in einem neuen Anlauf, die Ölpest vor der US-Küste einzudämmen. Experten stülpten eine Absaugglocke über das Leck am Meeresgrund. Dadurch soll das Öl kontrolliert abgeleitet werden. Zuvor war es gelungen, mit einer ferngesteuerten Riesenschere in mehr als 1500 Meter Meerestiefe die defekte Ölleitung zu durchtrennen, aus der seit mehreren Wochen Öl ausströmt. Der Chef der US-Küstenwache, Admiral Thad Allen, äußerte sich nach der Aktion zufrieden: Für ihn ist die Kappung der beschädigten Steigleitung ein "bedeutsamer Schritt nach vorne".

Ein ölverschmierter Pelikan im Golf von Mexiko (Foto: AP)
Für Flora und Fauna ist die Ölpest eine KatastropheBild: AP


Die sogenannte Cut-and-Cap-Methode ist allerdings nach Angaben von Wissenschaftlern nur ein Provisorium. Vollständig wird der Ölstrom sich erst durch zwei Ersatzbohrungen stoppen lassen. Doch diese Arbeiten werden wahrscheinlich noch bis August dauern. Bis dahin wird noch viel Öl in den Golf von Mexiko eindringen: Seit dem Untergang der Ölplattform "Deepwater Horizon" am 20. April strömen aus dem defekten Bohrloch jeden Tag bis zu drei Millionen Liter Öl ins Meer. Klar ist bereits jetzt: Es handelt sich um die größte Ölkatastrophe in der Geschichte der USA. Nachdem Küstenabschnitte der Bundesstaaten Louisiana, Mississippi und Alabama bereits jetzt verschmutzt sind, bedroht die Ölpest nun auch die Strände Floridas.

Autor: Marcus Bölz (afp, dpa, apn)
Redaktion: Stephan Stickelmann

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