1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Brücken bauen zwischen den Medien

5. Juni 2009

Das Global Media Forum lockte über 1200 zumeist Medienschaffende nach Bonn an den Rhein. Konflikt-Prävention war das große Thema. Und natürlich die Zukunft der Medien im multimedialen Zeitalter.

https://p.dw.com/p/I48M
Wasserwerk (Foto: DW/Per Henriksen)
Forums-Workshop im Wasserwerk, dem ehemaligen Sitz des BundestagesBild: DW

Hussein Amin ist aus Ägypten nach Bonn gekommen. Über Medien und ihre Rolle in Konflikten werde dort täglich diskutiert, so der Professor an der amerikanischen Universität von Kairo. Deshalb sei das Global Media Forum für ihn so wichtig: "Speziell die Sessions, die sich direkt mit der Rolle von Medien in Konflikten beschäftigen, mit der Lösung von Konflikten und mit dem Schaffen von Bewusstsein bezüglich der Möglichkeiten, verschiedene Arten von Dialog zwischen den verschiedenen Parteien zu eröffnen", hätten eine enorme Wichtigkeit, sagte Amin.

Amin ist einer von 1200 Teilnehmern aus aller Welt, die sich drei Tage lang über Konflikt-Prävention im Multimedia-Zeitalter ausgetauscht haben. Über 50 Einzelveranstaltungen boten ein breites Themenspektrum. Der britische Robotik-Experte Noel Sharkey etwa referierte über die wachsende Rolle computergestützter Waffen in Kriegen und beim Kampf gegen den Terrorismus.

Noch nie war Töten so einfach wie heute

Noel Sharkey (Foto: DW)
Noel Sharkey, Professor an der University of Sheffield

Das ist keineswegs Science-Fiction. Schon heute fliegen knapp 130 bewaffnete Drohnen Einsätze in Pakistan, Afghanistan und im Irak. Gesteuert werden sie von Konsolen in den USA. "Hier sitzt also jemand an einer Spiele-Konsole in den USA, mehrere tausend Meilen vom Geschehen entfernt", sagte Noel Sharkey. "Diese Piloten sitzen dort den ganzen Tag, sie können aufstehen und auf die Toilette gehen oder eine Tasse Kaffee trinken und jemand anderes übernimmt dann. So kann man rund um die Uhr fliegen. Und dann gehen sie nach Hause zu ihren Familien und essen zu Abend oder sie gehen zum Elternabend. Das ist schon merkwürdig: Noch nie war Töten so einfach wie heute!" Experten sprachen sich deshalb für mehr ethische Grundsätze im Umgang mit computergestützten Waffen aus.

Viel war auf dem Global Media Forum von neuen Medien die Rede. Dazu zählen auch Computerspiele. Eine neue Kategorie von Spielen wird entwickelt, die so genannten "ernsten Spiele". Soenke Zehle von der Universität des Saarlandes erläuterte den Grundgedanken hinter diesen Spielen: "Die Idee ist, dass wir mit traditioneller Berichterstattung über eine Vielzahl von gleichzeitigen Konflikten eine Vielzahl von Leserinnen und Lesern nicht mehr erreichen können", sagt Zehle. "Der Einsatz von Spieletechnologie zielt eigentlich darauf ab, Spielerinnen und Spieler so einzubinden in diese dynamische Form der Berichterstattung, dass sie selber mögliche Konfliktausgänge simulieren können." Das Ziel: Menschen für Konflikte zu sensibilisieren, die mit traditionellen Medien nicht mehr zu erreichen sind. Dazu wurde in Bonn unter anderem ein Spiel vorgestellt, mit dem der israelisch-palästinensische Konflikt simuliert wird. Die Spieler nehmen dabei auf spielerische Weise die Perspektiven ganz unterschiedlicher Akteure ein.

Nicht alt gegen neu - sondern alt und neu

Erik Bettermann (Foto: DW/Per Henriksen)
DW-Intendant Erik BettermannBild: DW

Neben dem Generalthema "Konfliktvermeidung" zog sich als roter Faden die Herausforderung der klassischen Medien durch die so genannten neuen Medien durch das Global Media Forum. Tim Weber von der britischen BBC brachte die Debatte auf den Punkt: "Wenn die alten Medien sterben, dann, weil sie an ihrem Verbreitungsweg kleben. Sie vergessen, dass sie mit Inhalten zu tun haben. Sie denken, sie haben es mit einer Zeitung zu tun."

Der britische Onlinejournalist Kevin Anderson gestand den traditionellen Medien noch bedeutenden Einfluss zu. Anderson baute eine Brücke zwischen alt und neu, die interessantesten Projekte seien dort, wo "alte" und "neue" Medien zusammenwachsen. "Es gibt Zeitungen, bei denen ein Teil des Inhalts von der Gemeinde geschaffen wird und ein Teil von professionellen Journalisten. So kann die Gemeinde sehr viel ausführlicher über sich berichten, als es mit der traditionellen Nachrichtenagenda der Fall wäre", sagte Anderson.

Auch Deutsche-Welle-Intendant Erik Bettermann sah in seiner Rede zum Abschluss des Global Media Forums trotz der neuen Medien, trotz des wachsenden Austausches von Menschen über soziale Netzwerke weiterhin eine tragende Rolle für Journalisten. Bettermann wörtlich: "Journalisten bleiben weiter gefordert. Indem sie Konflikte einordnen - historisch und politisch - und die Hintergründe aufzeigen, können sie ihrem Publikum aufzeigen, wie sich zukünftig Konflikte vermeiden ließen." Im Juni 2010 kann beim nächsten Global Media Forum weiter diskutiert werden.

Autor: Matthias von Hein

Redaktion: Dirk Eckert / Waslat Hasrat-Nazimi