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Brüsseler Umverteilungsmaschinerie

Alexander Kudascheff, Brüssel16. November 2005

Philip Morris bekommt von der EU ebenso Geld, wie Shell, Heineken oder das niederländische Verteidigungsministerium. Alles zum Wohle europäischer Produkte. Da bleibt die Frage: warum kriegt man selber nichts?

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Die EU ist ein Monster. Das wissen alle - aber geben es nicht zu. Schon gar nicht die Kommission in Brüssel. Warum auch. Dann würde man ja eventuell nach der Existenzberechtigung fragen. Da ist es schon besser, man installiert eine Kommissarin, die zuständig ist für die europäische Kommunikation. Sie - die Schwedin Margot Wallström - soll Europa den Bürgern näher bringen. Ein ebenso vernünftiges wie verdienstvolles Unterfangen. Allerdings glaubt niemand in Brüssel daran, Wallström könne Erfolg haben. Warum auch. So ein kompliziertes Monster wie die EU ist nicht transparent und nicht bürgernah. Egal, wie viele Beamte daran arbeiten, das zu ändern.

Geld für den Tabakkonzern

Andererseits ist Europa nicht nur kompliziert, sondern auch absurd. Wer weiß schon, dass Firmen wie Philip Morris, Shell, die Heineken-Brauerei oder das niederländische Verteidigungsministerium Geld direkt aus den Töpfen der Brüsseler Umverteilungsmaschinerie bekommen. Der Tabakkonzern Philip Morris erhält Millionen aus Brüssel - obwohl die Kommission seit Jahren gegen das Rauchen ebenso energisch wie engagiert zu Felde zieht.

Aber - die Subventionsmillionen gehen nicht über den Zigarettenmulti an arme Tabakbauern. Dafür gibt es eigene Töpfe. Nein, das Geld erhält Philip Morris, weil die Zigaretten mit europäischem Zucker gesüßt sind. Nur dann schmecken die Zigaretten so wie, sie europäische Raucher anscheinend lieben.

6,5 Millionen Euro für die Zuckerrübenbarone

Nun wäre beispielsweise brasilianischer Zucker billiger als europäischer - doch die EU zahlt die Preisdifferenz, damit die europäischen Zuckerrübenbarone ihren teuren Sirup loswerden. Insgesamt für ein paar Jahre: 6,5 Millionen Euro. Nicht schlecht.

Oder: Bei Obst und Gemüse werden die Mehrkosten den europäischen Fluggesellschaften erstattet. Das gilt auch für die beliebten Schokotäfelchen - für die es Geld gibt, weil Milch drin ist. Der Grund? Die Airlines kaufen europäische Agrarprodukte, die außerhalb Europas gegessen werden. Sie exportieren also Obst und Gemüse - und dafür gibt es aus dem sowjetisch geplanten und beplanten EU-Agrarhaushalt reichlich Euro. Deswegen kriegt übrigens auch das niederländische Verteidigungsministerium Geld, da es seine Soldaten im Ausland mit europäischem Gemüse verpflegt.

Was sein muss, muss sein

Ein absoluter Irrsinn. Keine Frage. Aber europäischer Alltag. Alles wird geregelt. Und wer es nicht versteht, kann sich ja an die Europäische Kommission wenden. Die hat immer noch eine Erklärung gefunden, warum sein muss was ist.