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Brainstorming in Dubai

Peter Philipp10. November 2008

700 Politiker, Ökonomen und Wissenschafter trafen sich am Wochenende in Dubai. Die Konferenz sollte drängende internationale Probleme auflisten und Lösungsvorschläge machen. Ganz vorn auf der Agenda: die Finanzkrise.

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Zwei Männe reichen sich die Hand (Quelle: dpa)
Mohamed Alabbar (l.) vom Dubai Exekutivausschuss mit dem Gründer des Weltwirtschaftsforums, Klaus SchwabBild: picture-alliance/ dpa

Die Probleme dieser Welt überquerten die Grenzen ohne Pass, die Lösungen aber seien bisher ohne Pass nicht möglich. Dieser Zustand müsse geändert werden, es müssten neue Regeln gefunden werden, wo es solche noch nicht gebe und dies gelte besonders – aber nicht nur – für die Finanzwelt. Dies ist eine der Erkenntnisse eines dreitägigen Treffens des Weltwirtschaftsforums und der Regierung des Emirats Dubai, das an diesem Wochenende Vertreter der Wirtschaft wie auch der Forschung und Lehre aus aller Welt zusammen brachte. Ein bisher einzigartiges Treffen, wie die Projektleiterin des Treffens, Fiona Paua, meint: "Es geht darum, die besten Köpfe der Welt zusammenzubringen. 700 haben wir hier versammelt, um sich mit globalen Herausforderungen zu beschäftigen. Uns geht es um zwei sehr wichtige Themen: In welchem Zustand befindet sich die Welt – in aller Komplexität und jeder Dimension – und: Was können wir tun, um diesen Zustand zu verbessern?"

Die Teilnehmer gehören so genannten "Global Agenda Räten" an, die das Jahr über in Kontakt miteinander stehen und sich einmal treffen – diesmal und wahrscheinlich die nächsten beiden Male in Dubai. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit diskutierten die Teilnehmer in 68 verschiedenen Arbeitsgruppen die unterschiedlichsten Problemkreise: Vom Klimaschutz über Migration, Gesundheit, Terrorbekämpfung bis hin natürlich zur Finanzkrise:

Schwerpunkt Finanzkrise

Mann hinter Rednerpult (Quelle: dpa)
Scheich Mohammad Al Maktum, der Herrscher von Dubai, spricht vor dem TreffenBild: picture-alliance/ dpa

Mit der Krise an den Finanzmärkten beschäftigten sich fünf der 68 Arbeitsgruppen, die meisten aber waren sich einig, dass man gegenwärtig zwar etwas erlebe, wovon "man sicher noch seinen Enkeln erzählen" werde, dass die Finanzkrise letztlich aber kaum mehr sein werde als eine "Bodenwelle auf der Straße". Ein Teilnehmer aus Indien etwa versicherte, dass Asien sicher auch unter der Krise leiden werde, aber andererseits in den letzten 200 Jahren die größte und beste Entwicklung durchgemacht habe. Und daran werde sich auch nichts ändern.

Einig war man sich freilich, dass die Zeit der völligen Deregulierung vorbei sei. Man müsse Regeln festlegen und verantwortliche Politik sei das Gebot der Stunde. Der Gründer des Weltwirtschaftsforums, Prof. Klaus Schwab, lobte das Verhalten der Regierungen, die "Erste Hilfe" geleistet haben. Nun sei aber "umfassende Führung" gefragt. Schwab zeigt sich zufrieden mit Verlauf und Ergebnis der Konferenz von Dubai: "Meine Bilanz ist positiv – ich stimme ja auch mit den Teilnehmern überein – weil es zum ersten Mal gelungen ist, die ganzen Probleme auf der globalen Agenda in ihrer ganzen gegenseitigen Abhängigkeit zu illustrieren, zu untersuchen und teilweise auch Lösungen aufzuzeigen."

160 Seiten Grundsatzdokument

Konkrete Lösungen sucht man vergebens, aber das sei auch nicht das Ziel des Treffens gewesen. "Es wäre vermessen anzunehmen, dass man in 48 Stunden die Welt ändern kann", sagt Schwab. "Aber ich glaube, es sind doch Ansatzpunkte hier. Und wir haben ein insgesamt 160-seitiges Dokument veröffentlicht, dass die Meinungen der Teilnehmer umfasst und ich glaube, da kann man doch einiges Vernünftiges draus entnehmen".

Dieses Dokument soll nun an Politiker, Akademiker und die Medien verteilt werden, um möglichst breite Wirkung zu erzielen. Die Teilnehmer des Treffens werden ihrerseits für eine Ausweitung der Diskussion sorgen und auch das Weltwirtschaftsforum wird weiter darauf aufbauen, sagt Paua. "Dieses Ereignis ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Treffen des Weltwirtschaftsforums in Davos, dem jährlichen Treffen des Weltwirtschaftsforums, das diesmal noch wichtiger ist als sonst. Denn dieses Jahr steht das Treffen unter dem Thema "Die Welt nach der Krise gestalten".