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81 Tote bei Gefängnisbrand in Chile

8. Dezember 2010

Bei einem Feuer im Gefängnis San Miguel im Südosten der Hauptstadt Santiago sind mindestens 81 Häftlinge ums Leben gekommen. Die Staatsanwaltschaft geht von Brandstiftung aus.

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Erregte Angehörige vor dem Gefängnis (Foto: dpa)
Erregte Angehörige vor dem GefängnisBild: picture alliance / dpa

Das verheerende Feuer in einem chilenischen Gefängnis soll absichtlicht gelegt worden. Durch der Überprüfung der Überwachungskameras und der internen Kommunikation der Polizei habe man Beweise gefunden, die auf Brandstiftung hinweisen, sagte der zuständige Staatsanwalt Alejandro Peña am Mittwoch (09.12.2010). Zudem ermittle die Feuerwehr. Auch Überlebende seien befragt worden.

Bei dem Gefängnisbrand in der chilenischen Hauptstadt, Dienstag am frühen Morgen, waren mindestens 81 Insassen ums Leben gekommen, 14 weitere erlitten schwere Verbrennungen. Der Brand ging von einem Flügel des Gefängnisses aus und griff rasch auf das ganze Gebäude über. Das Feuer war nach Angaben von Polizeichef Luis Masferrer bei einem Streit zwischen Gefangenen ausgebrochen. Ein überlebender Häftling sagte der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag telefonisch, nach der Prügelei hätten einige Gefangene Matratzen angezündet, daraufhin hätten sich die Flammen binnen drei Minuten ausgebreitet.

Prekäre Verhältnisse

Karte von Chile (Grafik: DW)
Das Unglück ereignete sich im Südosten der Hauptstadt SantiagoBild: DW

Die Feuerwehr sei erst zwei Stunden nach dem Ausbruch des Feuers angerückt, berichtete das Fernsehen. Die Polizei habe zunächst die Lage in dem Gefängnis sichern wollen, hieß es weiter. Der chilenische Gesundheitsminister Jaime Mañalich sprach vom vielleicht schwersten Unglück in der Geschichte der chilenischen Strafjustiz.

Präsident Sebastián Piñera räumte ein, dass das für 700 Häftlinge ausgelegte Gefängnis mit 1900 Insassen hoffnungslos überbelegt war. Zudem hätten zum Zeitpunkt des Unglücks nur sechs Wärter in dem Gefängnis Dienst gehabt. "Die Lage im chilenischen Strafvollzug ist völlig unhaltbar geworden", sagte der Staatschef. "Die Situation in den Gefängnissen ist eines Landes, das seine Bürger würdig behandeln will, unwürdig", fügte er hinzu.

Der Brand war kein Einzelfall in dem südamerikanischen Land, obwohl alle Gefängnisse modernisiert werden sollten. Chile ist das Land Lateinamerikas mit den meisten Häftlingen pro Einwohnern. Etwa 55 000 Menschen sitzen in Gefängnissen, ungefähr noch einmal so viele in anderen geschlossenen Einrichtungen.

Autor: Oliver Pieper (dpa, rtr, afp)
Redaktion: Anne Herrberg