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Rio: Einmarsch im Armenviertel

30. März 2014

Zweieinhalb Monate vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft hat die brasilianische Militärpolizei einen Favela-Komplex in Rio de Janeiro besetzt. Nicht zum ersten Mal übernehmen Sicherheitskräfte ein ganzes Viertel.

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Hubschrauber über der Favela Mare in Brasilien (Foto: picture-alliance/AP Photo)
Bild: picture-alliance/AP Photo

Innerhalb von einer Viertelstunde sind schwer bewaffnete Einheiten der Militärpolizei in eine Armensiedlung von Rio de Janeiro nahe der Autobahn zwischen Flughafen und Stadtzentrum eingerückt. Mehr als 1000 Beamte besetzten den aus 16 Favelas bestehenden Komplex Maré mit rund 140.000 Bewohnern. Der Stadtteil gilt als Hochburg der Drogenkriminalität und als einer der gefährlichsten in der Zwölf-Millionen-Einwohner-Metropole.

Zu größeren Zusammenstößen mit bewaffneten Gruppen kam es bei dem Einsatz nicht, wie lokale Medien berichteten. Sechs Menschen wurden wegen Drogenbesitzes festgenommen und mehrere Kilo Rauschgift beschlagnahmt. Nachdem die Beamten mit gepanzerten Fahrzeugen und unterstützt von Helikoptern in die Siedlung eingerückt waren und strategische Punkte besetzt hatten, hissten sie die Flaggen von Brasilien und Rio de Janeiro. Gouverneur Sergio Cabral sprach von einem historischen Tag. Der Einsatz sei die Antwort des Volkes auf das organisierte Verbrechen, sagte er dem Nachrichtenportal G1.

Polizei in der Favela Mare (Foto: picture-alliance/AP Photo)
Sicherheitskräfte sollen die Macht der Gangs brechenBild: picture-alliance/AP Photo

In rund einer Woche wird Maré an die Streitkräfte übergeben. Die Truppen würden solange bleiben wie nötig, sagte Justizminister José Eduardo Cardozo vor Beginn der Operation. Langfristig soll allerdings die sogenannte befriedende Polizei in Maré für Ordnung sorgen. Diese Einheiten bleiben dauerhaft in den von Gewalt und Kriminalität geprägten Vierteln der brasilianischen Großstädte und sollen engen Kontakt zu der Bevölkerung halten.

Vor Beginn der Fußballweltmeisterschaft 2014 haben brasilianische Sicherheitskräfte eine ganze Reihe von Favelas besetzt, die zuvor von bewaffneten Gangs kontrolliert wurden. "Wir haben einen sehr gut ausgearbeiteten und vorbereiteten Plan für die WM", sagte Justizminister Cardozo. Die Besetzung der Maré-Siedlung hat eine ähnliche Dimension wie die Übernahme des Viertels von Alemão (Viertel der Deutschen) Ende 2010, als 2600 Sicherheitskräfte mobilisiert worden waren.

Polizei in der Favela Mare (Foto: Getty Images)
Einsatz am Morgen: Mehr als 1000 Beamte beteiligten sichBild: Getty Images

Brasilien rechnet während der Fußball-WM vom 12. Juni bis 13. Juli mit 600.000 ausländischen Touristen. In Rio, einem von zwölf Austragungsorten, findet unter anderem das Endspiel statt. 2016 werden in Rio außerdem die Olympischen Sommerspiele ausgetragen, die ersten in Südamerika.

pg/kle (dpa, afp)