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"Brasilien ist mehr als nur Karneval"

Das Interview führte Jutta Wasserrab5. Februar 2004

Eigentlich wollte die Brasilianerin Jana Ina Berenhauser Moderatorin werden. Daraus wurde aber nichts. Stattdessen debütierte das 27-jährige Model in der deutschen Komödie "Samba in Mettmann".

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Die "Film-Brasilianerinnen"Bild: Tobis Film/Jahnke

DW-World:

Wer hat Ihnen denn den urdeutschen Nachnamen Berenhauser vermacht?

Jana Ina Berenhauser:

Mein Urgroßvater war Deutscher. Als ich drei war, ist er allerdings gestorben. Ich kenne ihn also mehr von Fotos und Erzählungen.

Wird zu Hause noch Deutsch gesprochen?

Meine Urgroßmutter gibt sich unglaublich Mühe. Sie ist schon 96 Jahre alt. Und wenn ich bei ihr bin, dann kramt sie immer ihre letzten Deutschbrocken heraus. Aber außer ein paar Wörtchen kann sie eigentlich nichts mehr.

Englisch, Deutsch oder Portugiesisch – welche Sprache wurde denn nun am international besetzten Set gesprochen?

Ich habe nur Portugiesisch gesprochen. Beatrice Masala und Pamela Knight, die ja im Film auch zwei Brasilianerinnen spielen, obwohl sie im wirklichen Leben gar keine sind, haben neben Portugiesisch manchmal auch Deutsch gesprochen. Für den Film mussten die beiden übrigens extra Portugiesisch lernen.

Haben die beiden denn überhaupt verstanden, was sie gesagt haben?

Beatrice schon, sie kann Spanisch. Aber Pamela wusste oft nicht so genau, was sie da gerade von sich gegeben hat. Wie ein Papagei hat sie Textpassagen einfach nachgesprochen. Und oft hat sie mich zur Seite genommen und gefragt: "Sag mal, was red ich hier eigentlich?" Das war schon ziemlich witzig.

Da sind Sie als einzige echte Brasilianerin ja noch einmal gut davon gekommen!

Nicht ganz. Ich musste die Gebärdensprache lernen. Für mich eine unglaublich gute und interessante Erfahrung. Im Film ist meine Großmutter nämlich taubstumm und der Großvater von Hape Kerkeling auch. Eine Woche lang hat uns ein Lehrer Unterricht gegeben und uns unsere Texte genau erklärt.

Entweder Sie sprechen mit den Händen oder Portugiesisch. Die Deutschen können Sie im Film ja gar nicht verstehen!

Das ist auch volle Absicht! Es war sogar unser Vorschlag, den Film nicht zu untertiteln. Im Verlauf des Films erkläre ich Olaf Kischewskis, alias Hape Kerkelings Großvater, warum die geplante Hochzeit von Felicidade, alias Beatrice Masala, geplatzt ist. Das ist nämlich das große Geheimnis. Aber kein Zuschauer kann mich verstehen, weil ich ja die Gebärdensprache benutze und Portugiesisch spreche und darum müssen alle bis zum Schluss im Kino bleiben, erst dann wird das Geheimnis gelüftet. Ist doch schlau!

Haben die Brasilianerinnen im Film mit echten Brasilianerinnen etwas gemeinsam?

Ich schon, ich bin ja eine (lacht). Aber mal ehrlich, wir erzählen ein bisschen die Geschichte der Brasilianerinnen, die nach Deutschland oder in andere Länder gehen, um zu heiraten. Das passiert schon sehr oft im wirklichen Leben. Viele Brasilianerinnen finden deutsche Männer bezaubernd, so wie viele deutsche Frauen auch Brasilianer anziehend finden. Wir zeigen ein wenig von dieser Mischung, dieser multikulturellen Gesellschaft.

Ist das nicht ein sehr klischeehaftes Bild?

Kann sein, dass es jemand so versteht. Ich glaube aber nicht, dass der Film nur Klischees von Brasilien zeigt. Ich möchte schon zeigen, dass Brasilien mehr ist als Karneval, nackte Haut, Hunger und Arme, die auf der Straße Fußball spielen und später Stars werden. Manche glauben ja tatsächlich, wir würden wie Wilde in Baumkronen hausen. Aber Brasilien ist anders. Ich z.B. bin jung und erfolgreich in meinem Beruf als Model, habe ein abgeschlossenes Studium und spreche vier Sprachen.

Und wo zeigt der Film mehr als nur Klischees?

Das ist nicht ganz einfach zu beantworten. Aber der Film zeigt brasilianische Lebensfreude. Brasilianer brauchen wenig, um glücklich zu sein, zumindest weniger als Europäer. Im Film richten die drei Frauen ein Geburtstagsfest für Hapes Vater aus. Sie feiern, obwohl ihre Situation eigentlich zum Heulen ist. Und die drei suchen permanent familiäre Nestwärme. Das ist schon sehr brasilianisch, aber eben mehr als nur Klischee.

Glauben Sie, dass der Film auch in Brasilien erfolgreich sein könnte?

Ja doch, ich denke schon. Die brasilianischen Medien haben schon großes Interesse gezeigt. Auch meine Mutter fand den Film klasse, obwohl sie ein Großteil ja gar nicht verstehen konnte. Wir haben tatsächlich schon darüber nachgedacht, den Film auch im Ausland zu zeigen. Aber natürlich muss er erst hier in Deutschland Erfolg haben.