Brasilien: Nachwuchsjournalisten berichten von der WM | Lateinamerika | DW | 14.07.2014
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Lateinamerika

Brasilien: Nachwuchsjournalisten berichten von der WM

Am Anfang war es die einmalige Gelegenheit, an dem Projekt "Once Amigos" teilzunehmen - am Ende stand die Erkenntnis, dass aus Kollegen Freunde geworden sind. Teilnehmer Robin Hartmann berichtet.

Teilnehmerin Janeth Lozada aus Ecuador interviewt einen Demonstranten in Rio Branco (Foto: Wagner Arratia).

Teilnehmerin Janeth Lozada aus Ecuador interviewt einen Demonstranten in Rio Branco

Es gibt diese gewissen Momente im Leben, die man niemals vergessen wird. Egal was passiert, man wird sich immer daran erinnern, wo man in diesem besonderen Augenblick war, was man gemacht, gedacht, gefühlt hat. Für uns, die Teilnehmer des Projekts "Once Amigos", war dieser Moment ein Montagmorgen, zumindest für mich. Ich war gerade einigermaßen schlecht gelaunt auf der Arbeit eingetroffen (Montagmorgen eben) und öffnete mein Email-Postfach.

Ich weiß noch, dass ich die Email von Projektleiter David Olmos bestimmt zwanzig Mal gelesen habe und alle fünf Minuten nachschaute, ob sie denn noch da sei, oder ich mir das Ganze doch nur eingebildet hätte - was mir immer noch logischer vorgekommen wäre, als der Inhalt dieser Mail: ausgewählt, zur Fußball-Weltmeisterschaft 2014 nach Brasilien zu fahren, gemeinsam mit 21 weiteren Journalisten aus Deutschland und Lateinamerika. Ein zweisprachiges Projekt mit dem ganz großen Ziel, von dem sicher jeder von uns zuvor schon einmal im Stillen geträumt hatte. Samba, Sandstrand, Sonnenbrand - am liebsten hätte ich sofort meine Koffer gepackt und noch am Flughafen einen Caipirinha zum Warmwerden bestellt.

Kalte Füße, warmer Empfang

Robin Hartmann (Mitte) mit Pablo López Hurtado aus Venezuela (links) und Juan Felipe López aus Kolumbien (Foto: DW Akademie).

Robin Hartmann (Mitte) mit Pablo López Hurtado aus Venezuela (links) und Juan Felipe López aus Kolumbien

Doch erst einmal wurde es kalt, vor allem für unsere elf Kollegen aus Lateinamerika, die ich heute, nach anderthalb Jahren, meine Freunde nennen darf. Der erste Projektschritt fand im Dezember 2012 bei der DW Akademie in Bonn statt, wo wir in multimedialer Berichterstattung trainiert wurden und erste Geschichten im Team recherchierten. Schnell kam man miteinander ins Gespräch und bemerkte erste Gemeinsamkeiten und Gegensätze. Eine herzliche und von Respekt geprägte Atmosphäre machte schon diese ersten Tage zu einem großen Abenteuer. Unterschiedliche Arbeitserfahrungen und -auffassungen prallten aufeinander, wobei wir immer voneinander lernten, anstatt uns gegenseitig belehren zu wollen oder auf einem vorgefestigten Standpunkt zu beharren.

Jede Meinung unseres 22-köpfigen Teams zählte und zählt bis heute, jeder brachte seine Ideen ein und half so, das Grundgerüst dafür mit zubauen, was wenig später unser multimedialer Blog werden sollte. Heute, mehr als 500 Tage später, erzählt der Blog "Once Amigos" ("Elf Freunde") unzählige spannende Geschichten rund um den Fußball und hat uns allen dabei geholfen, unseren Horizont zu erweitern. Kinder, die für ihren Traum von einer Karriere als Fußballspieler alles opferten, Zeitzeugen des Maracanazo, dem verlorenen WM-Finale 1950, Pfarrer mit einem Fußballtrikot unter dem Talar - wir haben sie alle vorgestellt. Und dabei immer selbst ein wenig gestaunt - so großartig und vielfältig kann Fußball, kann ein solches Projekt sein.

Viele von uns nutzten im Zuge der weiteren Projektphasen auch die Möglichkeit, Lateinamerika näher kennen zu lernen und gingen auf individuelle Entdeckungsreisen. Ich persönlich habe mittlerweile fast den gesamten Kontinent bereist und viele meiner Freunde aus dem Projekt auch privat besucht. Denn natürlich war nicht nur alles Arbeit - die Gruppe prägt sich bis heute auch durch einen hervorragenden sozialen Zusammenhalt. Man kann zu Recht sagen, dass wir das Nachtleben mittlerweile genauso gut kennen wie unseren jeweiligen Arbeitsplatz. Und sicher sind nicht wenige Ideen zu unserem Blog auch bei einem gemütlichen Feierabend-Bier entstanden.

Von Kollegen zu Freunden

Renata Martins aus Brasilien mit Fußballer Tiago Cametá (Foto: Lukas Stege).

Nah dran: Renata Martins aus Brasilien mit Fußballer Tiago Cametá

Das half uns dann auch, die vielen Widrigkeiten zu überwinden (komplizierte Arbeitsbedingungen, kakerlakengeplagte Hotels, ...). Videos für Artikel um drei Uhr nachts via Handy hochladen, bei Massenpaniken fast niedergetrampelt werden, an einem malerisch schönen Strand ausgeraubt werden - alles vermeintlich geringe Verluste im Vergleich zu dem Stolz, den uns das Projekt gibt. Die Früchte unserer gemeinsamen Arbeit schmecken immer noch so süß wie am ersten Tag.

Die Erfahrungen, die wir während dieser gut anderthalb Jahre gemeinsam teilen durften, kann kein Redaktionsalltag und keine noch so gut bezahlte Redakteursstelle vermitteln. Das Schönste für mich persönlich ist aber der bereits eingangs erwähnte Fakt, dass aus "Once colegas" tatsächlich "Once Amigos" geworden sind.


Für das Projekt "Once Amigos" arbeiteten jeweils elf Nachwuchsjournalisten aus Lateinamerika (Argentinien, Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Honduras, Mexiko, Uruguay, Venezuela) und Deutschland an einer gemeinsamen Berichterstattung rund um die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Das DW Akademie-Projekt war in vier Phasen eingeteilt: Zur Vorbereitung und Konzeption eines multimedialen Blogs trafen sich die Teilnehmer 2012 erstmalig in Bonn. Im Juni 2013 fand ein weiterer gemeinsamer Workshop während des Confederations Cup in Brasilien statt. Anschließend recherchierten die Teilnehmer in Zweier-Teams individuelle Fußball-Geschichten in Lateinamerika. Den Abschluss bildete die Berichterstattung rund um die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in den Austragungsorten der WM: Belo Horizonte, Sao Paulo, Brasilia, Salvador, Fortaleza, Recife und Rio. Das multimediale Projekt "Once Amigos" wurde finanziert vom Auswärtigen Amt.

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  • Datum 14.07.2014
  • Autorin/Autor Robin Hartmann
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