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Brasilien düpiert Spanien

Sarah Wiertz1. Juli 2013

Sportlich hat der Gastgeber die Generalprobe ein Jahr vor der Heim-WM erfolgreich bestanden. Im Finale setzt sich die Selecao gegen Welt- und Europameister Spanien mit 3:0 durch. Auch ihr Superstar erzielt ein Tor.

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Fred (l.) feiert mit seinem Teamkollegen (Foto: REUTERS/Jorge Silva)
Fred (l.) feiert mit seinem TeamkollegenBild: Reuters

Diese Lebensfreude und Leidenschaft für den Fußball sind ansteckend: Nach ihren beiden ersten Toren im Confed-Cup-Finale sprangen die Brasilianer über die Bande, liefen zu den Fans und ließen sich von ihnen herzen. Ein Bild, das bei einem Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft wohl nicht zu sehen wäre. Auch nicht bei den meisten anderen Nationen, in denen die Spieler lieber sich selbst mit freiem Oberkörper feiern. Beim Gastgeber aber scheint es, als wollten alle zusammen, die Spieler und die Fans, das Erlebnis Fußball zelebrieren.

Nationalspieler Neymar

Die Tore und den Sieg im Maracana-Stadion in Rio de Janeiro bejubelten die Brasilianer fast wie den Gewinn einer Weltmeisterschaft. Immerhin haben sie den amtierenden Welt- und Europameister geschlagen, mit  3:0 (2:0). Ein Jahr vor der WM im eigenen Land hat sich der fünfmalige Weltmeister und die damit erfolgreichste Fußball-Nation das so wichtige Selbstbewusstsein geholt. Seit dem letzten WM-Titel im Jahr 2002 haben die Brasilianer in ihren Länderspielen oft nicht überzeugen können. Trainer kamen und gingen, keiner konnte die spielerische Leichtigkeit von früher wieder aufleben lassen. In der Weltrangsliste werden die Brasilianer derzeit grade mal auf Platz 22 geführt – das hat zum Teil auch damit zu tun, dass die Selecao als Gastgeber keine WM-Qualifikationsspiele austragen muss, zum anderen aber eben auch mit ihrem konzeptlosen Fußball.

Brasilien schießt sich ein

Nun scheint sich Brasilien wieder auf seine alten Stärken zu besinnen und ließ – angefeuert von den knapp 80.000 Fans – Spanien im Finale kaum eine Chance, ihren berühmten Tiki-Taka-Fußball zu spielen. Bereits nach zwei Minute erzielte Fred das 1:0. (2. Minute) Nach einer Flanke von Hulk von rechts flog der Ball in den Fünfmeterraum. Nach ungewollter Ablage von Neymar landete die Kugel bei dem Stürmer von Fluminense Rio de Janeiro, der im Liegen aus kürzester Distanz einschoss. Den zweiten Treffer erzielte Superstar Neymar, der als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet wurde, kurz vor der Halbzeitpause (44.). Nach wunderbarem Zusammenspiel mit Oscar stand der 21-Jährige halblinks im Strafraum frei und hämmerte den Ball hart unter die Querlatte ins Torwarteck.

Während die Spanier müde wirkten, war den Südamerikanern die Lust am Spielen anzusehen. Sie störten frühzeitig den Aufbau der "Roja Furia" und hatten zahlreiche Torchancen, die oft von Torwart Iker Casillas vereitelt wurden. Aber auch auf der anderen Seite hielt Keeper Julio Cesar sehr gut. Es war erneut Fred, der kurz nach Wiederanpfiff sein zweites Tor mit einem Schuss in die rechte lange Ecke machte (48.). Sein fünftes Tor in diesem Turnier – zusammen mit dem Spanier Fernando Torres ist er damit Torschützenkönig. Spanien hatte die Chance auf einen Ehrentreffer, doch die vergab Sergio Ramos in der 55. Minute, indem er einen Foulelfmeter am rechten Pfosten vorbeischoss.

Neymar (m.) erzielt das 2:0 und lässt Torwart Casillas keine Chance (Foto: REUTERS/Paulo Whitaker)
Auf ihm ruhen die Hoffnungen bei der Heim-WM in einem Jahr: Neymar (m.)Bild: Reuters

Rote Karte für Piqué

Die endgültige Niederlage wurde durch das Foul von Gerard Piqué an Neymar in der 68. Minute deutlich. Der Verteidiger vom FC Barcelona wusste sich nicht anders zu helfen, als Neymar, der in der kommenden Saison sein Vereinskollege wird, mit einem Foul kurz vor dem Strafstoß zu stoppen. Für diese Aktion sah Piqué die Rote Karte und musste vom Platz.Spanien erlitt erstmals nach 29 Spielen wieder eine Niederlage. Coach Vicente del Bosque brachte es auf den Punkt: "Über Einzelheiten müssen wir nicht reden. Brasilien war die klar bessere Mannschaft." Der Trainer der Brasilianer Luiz Felipe Scolari mahnte zur Besonnenheit: "Wir sind auf einem Weg, auf dem wir noch nicht angekommen sind. Das war ein Zwischenschritt. Aber wir haben jetzt mehr Selbstvertrauen." Zum dritten Mal in Folge und zum vierten Mal insgesamt hat Brasilien nun schon den Confed-Cup gewonnen. Das ist für die abergläubischen Brasilianer aber vermutlich kein gutes Zeichen: Denn noch nie hat ein Confed-Cup-Sieger im drauffolgenden Jahr die Weltmeisterschaft gewonnen.

Nationalspieler Fred

Auch am Schlusstag des Turniers hat es in Brasilien wieder Demonstrationen gegeben. Nach Schätzung der Polizei protestierten rund 5000 Menschen gegen Korruption und Misswirtschaft. Das waren deutlich weniger als in der vorigen Woche, als in Rio 300.000 Menschen auf die Straße gingen. Eine kleine Gruppe versuchte in den stark gesicherten Sperrbezirk rund um das Stadion vorzudringen. Dabei schleuderten die Demonstranten Steine und mindestens einen Molotowcocktail auf die Polizisten, die ihrerseits mit Tränengasgranaten reagierten. Mehr als 11.000 Sicherheitskräfte wahren während des Endspiels im Einsatz. Präsidentin Dilma Rousseff hatte ihre Teilnahme am Final-Spiel abgesagt. Sie und FIFA-Verbandschef Sepp Blatter waren vor dem Eröffnungsspiel von den Fans ausgepfiffen worden.