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Brasilien ungefährdet im Viertelfinale

27. Juni 2006

Ohne großen Glanz ist Brasilien ins Viertelfinale eingezogen. Ronaldo ist nach einem Tor beim zu hoch ausgefallenen 3:0 gegen Ghana der bislang erfolgreichste WM-Torjäger überhaupt und überflügelte damit Gerd Müller.

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Ronaldo wird für sein Führungstor bejubeltBild: AP

Nach eher durchwachsenen Leistungen in der Gruppenphase hielten die Brasilianer zum Start in die K.o.-Runde dem Erwartungsdruck des Gewinnen-Müssens gegen Ghana Stand. Auf spielerische Glanzlichter des Weltmeisters warteten die Fans am Dienstag (27.6.2006) aber wieder vergeblich.

Fünf Minuten zum Rekord

Dabei hätte die Partie für den fünfmaligen Champion besser nicht beginnen können: Noch nicht einmal fünf Minuten brauchte Ronaldo vor den 68.000 Zuschauern in Dortmund, um sich in die Geschichtsbücher einzutragen: Nach einem Traumpass von Kaka umspielte er mit einem Übersteiger Ghanas Schlussmann Richard Kingston und erzielte seinen Rekordtreffer - den 15. in einem WM-Turnier.

Das frühe Tor gab dem Favoriten jedoch keine Sicherheit, sondern verleitete ihn eher zu Leichtsinn und Überheblichkeit. Es dauerte eine gute Viertelstunde, bis sich die Ghanaer vom frühen Rückstand erholten, dann bewiesen sie eindrucksvoll, warum sie die Brasilianer Afrikas genannt werden. Sie kombinierten flüssig, überbrückten schnell das Mittelfeld und spielten sich auch hochkarätige Torchancen heraus. Was ihnen allerdings fehlte, war ein kaltblütiger Vollstrecker. Der Dortmunder Matthew Amoah hatte in seinem Heimspiel zwei gute Gelegenheiten zum Ausgleich (24./29.). Mit einer Riesenportion Glück vereitelte Torhüter Dida vier Minuten vor der Pause den fälligen Ausgleich, als er einen Kopfball von John Mensah aus kurzer Distanz mit dem Fuß parierte.

"Wenig souverän"

Fußball, WM 2006, Brasilien - Ghana, 27.06.2006
Adriano feiertBild: AP

Nicht nur in diesen Szenen präsentierte sich Brasiliens Innenverteidigung mit den Bundesliga-Profis Lucio und Juan anfällig und wenig souverän. Völlig überraschend gelang den Brasilianern in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit das zu diesem Zeitpunkt nicht verdiente 2:0, als Adriano eine Flanke von Cafu klar in Abseitsposition mit dem Oberschenkel ins Tor bugsierte. Das Publikum, dessen Sympathien schon vorher dem Außenseiter galten, verabschiedete die Stars in Gelb und Blau mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Pause.

Nach einem heftigen Disput mit Schiedsrichter Lubos Michel wegen dieses umstrittenen Treffers wurde Ghanas Trainer Ratomir Dujkovic vom slowakischen Unparteiischen für die zweite Spielhälfte auf die Tribüne verbannt.

Ghana gefährlich

Auch nach der Pause glänzten die Brasilianer nicht - und Ghana blieb gefährlich. Während die Ghanaer sich eifrig, aber vergeblich um den Anschluss bemühten, begnügten sich die Brasilianer mit gelegentlichen Kostproben ihres Könnens. Doch Gyan scheiterte erneut an Dida (69. und 79.), ehe er wegen eine Schwalbe seine zweite Gelbe Karte sah und vom Platz gestellt wurde. Sechs Minuten vor dem Ende machte dann Ze Roberto mit dem 3:0 alles klar.

Fußball, WM 2006, Brasilien - Ghana, 27.06.2006
Matthew Amoah mit dem Ball im BlickBild: AP

Während die Selecao ihre Bestmarke auf elf WM-Siege nacheinander ausbaute und im Viertelfinale am Samstag in Frankfurt auf den Gewinner des Duells Spanien-Frankreich trifft, trägt der schwarze Kontinent Trauer. Die unglückliche Niederlage der Ghanaer beendete Afrikas Hoffnung, nach 1990 (Kamerun) und 2002 (Senegal) zum dritten Mal in der Runde der letzten Acht vertreten zu sein.

"Wir hatten Chancen, haben sie aber nicht genutzt. Wir hatten auch mehr Ballbesitz, aber das zählt alles nicht ohne ein Tor", sagte der Trainer Gahans, Ratomir Dujkovic. "Es ist ein trauriger Tag für uns, aber ich bin trotzdem stolz auf meine Spieler, wie sie gegen ein so großes Team gespielt haben."

"Gibt uns viel Selbstvertrauen"

"Wir haben gewonnen, aber das Resultat spiegelt nicht wirklich den Spielverlauf wider", sagte Trainer Carlos Alberto Parreira. "Ghana hatte in der ersten Halbzeit gute Chancen, und sie hätten ein Tor machen müssen. Zum Glück haben wir dann unsere Gelegenheiten genutzt. Der Sieg war emotional sehr wichtig und gibt uns viel Selbstvertrauen." (sams)

Brasilien: Dida/AC Mailand (32/90) - Cafu/AC Mailand (36/141), Lucio/Bayern München (28/54), Juan/Bayer Leverkusen (27/42), Roberto Carlos/Real Madrid (33/124) - Emerson/Juventus Turin (30/73) ab der 46. Gilberto Silva/Arsenal London (29/38), Ze Roberto/Bayern München (31/83) - Kaka/AC Mailand (24/42) ab der 83. Ricardinho/Corinthians Sao Paolo (30/21), Ronaldinho/FC Barcelona (26/67) - Adriano/Inter Mailand (24/35) ab der 61. Juninho/Olympique Lyon (31/39), Ronaldo/Real Madrid (29/96). - Trainer: Parreira

Ghana: Kingson/Ankaraspor (27/37) - Paintsil/Hapoel Tel Aviv (24/25), Mensah/Stade Rennes (23/37), Shilla Illiasu/Asante Kotoko (23/6), Pappoe/Hapoel Kfar Sava (25/29) - Dramani/Roter Stern Belgrad (20/9), Eric Addo/PSV Eindhoven (27/10) ab der 60. Boateng/AIK Stockholm (23/14), Appiah/Fenerbahce Istanbul (25/46), Muntari/Udinese Calcio (21/19) - Amoah/Borussia Dortmund (25/20) ab der 69. Tachie-Mensah/FC St. Gallen (29/8), Gyan/FC Modena (20/16). - Trainer: Dujkovic

Schiedsrichter: Lubos Michel (Slowakei)

Tore: 1:0 Ronaldo (5.), 2:0 Adriano (45.+1), 3:0 Ze Roberto (84.)

Zuschauer: 65.000 (ausverkauft)