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Diktatur-Dokumente gehen online

31. März 2013

Brasilien stellt rund eine Million Dokumente aus der Zeit der letzten Militärdiktatur (1964-1985) ins Internet. Ab diesem Montag sind sie erstmals öffentlich zugänglich.

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Blick auf eine Gedenkausstellung in Brasilia mit Steckbriefen mutmaßlicher Guerillas im Jahr 2006, denen ein Amnestiegesetz 27 Jahre zuvor die Rückkehr erlaubte (Foto: AP)
Guerrillas Brasilien Terroristen Militärdiktatur 1968Bild: AP

Die historischen Unterlagen stammen aus dem öffentlichen Archiv des Bundesstaates São Paulo, wie die Tageszeitung "O Globo" berichtet. Sie geben unter anderem Auskunft darüber, wer von der Diktatur bespitzelt und verfolgt wurde. Die Namen der Verantwortlichen sind jedoch unkenntlich gemacht.

Das Archiv der ehemaligen "Behörde für Politische und Soziale Ordnung" spielte im Repressionsapparat der Diktatur eine wichtige Rolle. Nach dem Ende der Diktatur wurde das Archiv zunächst der Bundespolizei übergeben und kam 1990 schließlich in die Verantwortung des Bundesstaat São Paulo. Die nun öffentlich zugänglichen Unterlagen machen rund zehn Prozent des Archivbestandes aus. Ihre Auswahl und Digitalisierung dauerte bisher gut drei Jahre. Der Digitalisierungsprozess soll bis ins nächste Jahr weitergehen, wie die Nachrichtenagentur ABR meldet.

Wo bleibt die Vergangenheitsbewältigung?

Brasilien hat anders als Chile oder Argentinien die Diktaturverbrechen bislang nicht rechtlich aufgearbeitet. Erst 2011 richtete die Regierung eine Wahrheitskommission zur Aufarbeitung der Diktatur ein. Vielen Betroffenen geht die Aufarbeitung nicht weit genug. Sie fordern die Aufhebung des Amnestiegesetzes von 1979, die Folterern Straffreiheit für die Jahre 1964 bis 1985 gewährt. Im Jahr 2006 erinnerte eine Ausstellung in der Hauptstadt Brasilien an das Schicksal vieler mutmaßlicher Guerilleros, die das Regime seinerzeit steckbrieflich als "Terroristen" gesucht hatte (siehe Artikelbild).

Offiziellen Angaben zufolge wurden in der Diktaturzeit in Brasilien 480 Menschen umgebracht. Von 160 Verschwundenen ist das Schicksal unklar. Mehr als 100.000 Menschen wurden aus politischen Gründen inhaftiert. Die Zahl der Folteropfer wird auf mindestens 50.000 geschätzt.

Die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff bei der Amtseinführung der Wahrheitskommission im Mai 2012 (Foto: afp/Getty Images)
Die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff bei der Amtseinführung der Wahrheitskommission 2012Bild: Getty Images

kle/nem (epd, dpala)