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Bratzel: "Meilenstein für Daimler in China"

Henrik Böhme19. November 2013

Mit dem Stuttgarter Autokonzern Daimler übernimmt erstmals ein internationaler Autobauer Anteile an seinem chinesischen Partner. Kann Mercedes in der Aufholjagd in China endlich zur Konkurrenz aufschließen?

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Eröffnungsfeier bei Beijing Benz: Meilenstein für Daimler in China: Mercedes-Benz Motorenwerk in Peking offiziell eröffnet. ***Die Bilder dürfen ausschließlich für redaktionelle Berichterstattung und weder für Werbung noch für Handelszwecke verwendet werden. Eine Weitergabe, das Kopieren, das Bearbeiten sowie der Einsatz auf Web Sites, die nicht der redaktionellen Berichterstattung dienen, ist nicht gestattet.***
Bild: Daimler AG

Daimler ist als erster ausländischer Autohersteller bei einem Fahrzeugproduzenten in China eingestiegen. Mit der staatlichen Genehmigung in der Tasche besiegelten Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche und der Chef des langjährigen chinesischen Partnerunternehmens BAIC, Xu Heyi, den Einstieg am Dienstag (19.11.2013) bei einer Feier im Rathaus von Peking. Daimler-Chef Dieter Zetsche erklärte, China sei ein "Schlüsselmarkt" für den Konzern mit "enormen Möglichkeiten". Daimler und BAIC arbeiten bereits seit zehn Jahren in einem gemeinsamen Unternehmen (Joint Venture) zusammen.

Über die Aktivitäten von Damiler auf dem chinesischen Automarkt ein Gespräch mit Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach:

DW: Herr Bratzel, Daimler ist als erster ausländischer Autohersteller offiziell bei einem Fahrzeugproduzenten in China eingestiegen, 12 Prozent hat man erworben an Beijing Automotiv Motor. Mit BAIC sind die Stuttgarter per Joint Venture schon länger verbandelt. Jetzt nun dieser Schritt. Ein Meilenstein?

Stefan Bratzel: Ja, das ist sicherlich ein Meilenstein. Das zeigt zum einen die riesige Bedeutung, die China für die Automobilindustrie generell hat, aber auch für Daimler und seine Marke Mercedes im Speziellen. Das zeigt aber auch, dass eine Vertiefung stattfindet, dass große Hersteller wie Daimler sich jetzt daran machen, hier mehr als Joint Venture zu bilden, sondern sich an Unternehmen zu beteiligen.

Zeigt das auch, dass sich auf dem chinesischen Automarkt etwas bewegt, wenn man über diese Joint Venture hinaus geht?

Das müssen wir natürlich noch sehen. Die chinesische Regierung hatte ja schon vor vielen Jahren das Ziel ausgegeben, dass aus der Vielzahl der kleineren Automobilhersteller, die sich dort entwickelt haben, einmal einige "Global Player" erwachsen, die tatsächlich auf den Weltmärkten auch eine Bedeutung haben. Das ist ihnen bis jetzt noch nicht gelungen, das muss man deutlich sagen. Aber dieser Schritt, den Daimler jetzt geht, könnte mit zu einer weiteren Professionalisierung in diese Richtung führen.

Daimler wurde eine ganze Zeit lang vorgeworfen, hinterher zu hängen hinter anderen Deutschen, die sich in China schon sehr lange engagieren, zum Beispiel Volkswagen, BMW oder Audi. Nun hat Daimler seit einem Jahr einen eigenen Vorstand für China. Sind das jetzt die ersten Früchte, die man da erntet?

Ja, kann man ein Stück weit sagen. Zumal sich jetzt auch seit dem dritten Quartal, also seit dem Sommer, tatsächlich auch in den Absatzzahlen in China bei Daimler etwas bewegt. Und da hat man ja tatsächlich über lange Jahre große Probleme gehabt auf dem chinesischen Markt, man hat viele Fehlentscheidungen dort getroffen. Aber jetzt scheint man so langsam eine gewissen Zugriff auch in diesen Markt zu bekommen. Also es scheint aufwärts zu gehen und das wird sicherlich dem Gesamtunternehmen dann helfen.

BAIC soll in China nicht den besten Ruf haben. Die Leute dort kaufen lieber das Original. Ist der Einstieg nicht vielleicht doch ein Risiko für Daimler?

Es ist sicherlich so - und das ist ja nicht nur die Schwierigkeit die BAIC sondern auch andere chinesische Marken haben - das sie eher zweite oder dritte Wahl sind, wenn es darum geht, neue Fahrzeuge zu kaufen. Wer es sich leisten kann, kauft ein Auto von westlichen Automobilherstellern und am liebsten der Premium-Hersteller aus Deutschland. Aber auch von General Motors beispielsweise. Oder von Volkswagen. Aber dass kann sich schrittweise ändern, mit dem Einstieg von Daimler werden eben auch Veränderungen stattfinden. Diese Professionalisierung muss allerdings von Daimler in das Unternehmen eingebracht werden. Das ist sicherlich kein kleiner und kein kurzer Weg, sondern ein sehr steiniger.