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Braun: "Hier setzen alle auf Frieden"

Hendrik Heinze4. März 2013

Kenia wählt - und Erinnerungen werden wach an die Wahl vor fünf Jahren. Damals starben bei Unruhen rund 1200 Kenianer. Derzeit sei es friedlich, berichtet die DW-Reporterin - und hat Hoffnung, dass es so bleibt.

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Maja Braun vor einer Wahlstation in Nairobi (Foto: DW/Maja Braun)
Bild: DW

DW: Kenia wählt einen neuen Präsidenten und ein neues Parlament. Und da werden böse Erinnerungen wach an die Wahl vor fünf Jahren. Damals starben bei ethnischen Unruhen rund 1200 Kenianer. Nun fürchten viele, dass etwas Vergleichbares wieder geschieht. Unsere DW-Reporterin Maja Braun ist in einem Wahllokal in Kenias Hauptstadt Nairobi. Frau Braun, wie angespannt ist denn die Situation im Land?

Maja Braun: Hier ist es weitestgehend ruhig und die Menschen sind voller Hoffnung, dass es auch ruhig bleibt. Natürlich machen den Menschen hier die Nachrichten Sorgen, die aus Mombasa kommen, von den Auseinandersetzungen dort zwischen Polizisten und wahrscheinlich einer Splittergruppe. Aber grundsätzlich warten alle hier friedlich und einigermaßen geduldig an den Wahllokalen.

Gerade bin ich in einem Wahllokal in der Innenstadt von Nairobi, das sehr sehr viele Wähler registriert hat, und entsprechend lang sind die Schlangen. Ich habe auch schon Stimmen gehört, dass man sich beschweren solle, es würde ja viel zu lange dauern. Die Menschen sind ein bisschen frustriert, wenn sie an den falschen Schlangen anstehen und sich dann - weil ihr Name an einer anderen Schlange registriert ist - noch einmal woanders anstellen müssen. Aber generell setzen hier alle auf Frieden.

Können wir uns also Hoffnungen machen, dass der heutige Wahltag und auch die kommenden Tage einigermaßen friedlich verlaufen?

Im Moment sieht es für mich sehr danach aus. Ich war heute morgen in dem Slum von Kibera. Da sah ich einen Mann, der auf der Straße kniete, und die Autos mussten um ihn herumfahren, weil er da das Wort "Frieden" auf die Straße malte. Also auch da ist die Stimmung sehr ruhig. Viele haben den Slum verlassen und die Läden schon vorab geräumt, sich sozusagen vorbereitet, falls etwas passiert. Denn auch das liegt hier immer noch ein bisschen in der Luft: Keiner weiß, ob nicht doch noch etwas ausbrechen wird, und wie die Anhänger reagieren werden, wenn die Ergebnisse dann heute über Nacht und morgen bekanntgegeben werden.

Es handelt sich ja nun um eine recht komplizierte Wahl: Wer oder was wird denn da eigentlich genau gewählt?

Es gibt sechs Stimmen, die die Kenianer hier haben. Das ist einmal der Präsident natürlich, dann der Parlamentsabgeordnete. Dazu gibt es noch einen Senatsabgeordneten. Das ist neu in Kenia. Und ganz neu sind die Regierungen auf der regionalen Ebene. Da wird ein Gouverneur gewählt und ein regionales Parlament, und schließlich eine Frauenabgeordnete für jeden Landkreis.

Eine von insgesamt sechs verschiedenfarbigen Wahlurnen (Foto: Maja Braun/DW)
Kenia wählt: Eine von insgesamt sechs verschiedenfarbigen WahlurnenBild: DW

Es gibt sechs Wahlurnen, jede hat eine andere Farbe entsprechend der Farbe des jeweiligen Wahlzettels. Auch das führt natürlich zu manchen Verwirrungen hier an der Wahlstation. Aber die Wahlhelfer sind hier gut geschult und zeigen jedem, der sich nicht ganz sicher ist, in welche Box sein Zettel gesteckt werden muss - denn sonst ist die Stimme ungültig.

Frau Braun, Sie konnten die Wahl heute auch in verschiedenen Wahllokalen beobachten, Sie stehen sogar jetzt gerade in einem. Haben Sie denn den Eindruck, dass das eine freie und faire Abstimmung ist?

Es wird tatsächlich sehr viel Wert darauf gelegt, dass die Wähler hier das Gefühl haben, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Man hat ja vorher extra die Wähler mit biometrischen Daten registriert. Auch hier müssen sie zunächst ihren Fingerabdruck abgeben. Dann wird per Computer überprüft, ob der Wähler registriert ist. Dann wird noch einmal der Name geprüft in der Wählerliste, so dass auch wirklich keine doppelten Stimmen abgegeben werden oder Stimmen von Menschen, die schon längst verstorben sind, wie das beim letzten Mal der Vorwurf war.

Wahlhelfer mit Wahlregister: (Foto: Maja Braun/DW)
Zur Not manuell: Wahlhelfer mit WahlregisterBild: DW

Das Problem ist, dass in einigen Stationen im Land einige von diesen Geräten nicht funktionieren - vor allem natürlich außerhalb von Nairobi, wo auch die Stromversorgung nicht so gut ist. Aber da sagt die Wahlkommission ganz klar: In dem Fall müssen auch die manuellen Wahlregister ausreichen. Die sind hier mit Fotos ausgedruckt, so dass auch das einen sehr transparenten Eindruck macht.

Wer wird diese Wahl eigentlich gewinnen? Und was wird das für Folgen haben?

Das ist die große Frage: Gewinnt Raila Odinga, der jetzige Premierminister? Oder gewinnt sein Herausforderer Uhuru Kenyatta mit dem Vizekandidaten William Ruto? Die ja beide in Den Haag wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt sind und voraussichtlich Mitte des Jahres dort antreten müssen. Das kann im Moment noch keiner sagen. Beide Seiten reklamieren für sich, dass sie heute mehr als 50 Prozent der Stimmen bekommen. Beobachter sagen eigentlich mehrheitlich, dass heute keiner die Wahl gewinnen wird. Sondern dass es in eine Stichwahl gehen wird, die dann erst frühestens im April stattfinden wird.